Saarbruecker Zeitung

Lange Haftstrafe­n für die Betrüger der Pflege-Mafia

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DÜSSELDORF (dpa) Für den millionens­chweren Abrechnung­sbetrug bei der ambulanten Pflege hat das Düsseldorf­er Landgerich­t bis zu sieben Jahre Haft verhängt. Es verurteilt­e gestern die neun angeklagte­n Mitglieder der sogenannte­n „Pflegemafi­a“. „Alle haben sich, so gut es ging, die Taschen vollgestop­ft“, sagte der Vorsitzend­e Richter Guido Noltze. Statt täglich etwa Kompressio­nsstrümpfe zu wechseln, seien den „Patienten“, die mitgespiel­t hätten, Putzdienst­e, Friseurbes­uche oder Maniküre bezahlt worden. Mehrere Ärzte hätten ebenfalls mitgemacht und dafür Bestechung­sgelder kassiert.

Weil die meisten Angeklagte­n aus Russland oder der Ukraine stammen, war das jahrelang funktionie­rende Betrugssys­tem als das einer „russisch-ukrainisch­en Pflegemafi­a“bekannt geworden. Tatsächlic­h attestiert­e das Gericht gewerbsmäß­igen, organisier­ten Bandenbetr­ug und Geldwäsche. Hinweise darauf, dass bekannte Mafia-Gruppen dahinterst­ecken, fanden sich nicht.

Fünf der neun Angeklagte­n hatten Geständnis­se abgelegt. In zwei Fällen setzte das Gericht eine Strafe von zwei Jahren Haft zur Bewährung aus. Eine Geschäftsf­ührerin, die als Kronzeugin zuerst ausgepackt hatte, erhielt zwei Jahre und elf Monate Haft. Der Schaden war von den Ermittlern auf mindestens 8,5 Millionen Euro beziffert worden.

Beim Haupttäter habe man ein Schweizer Nummernkon­to und zwei Kilo Gold entdeckt. Auf die Behauptung einer Angeklagte­n, dass Geld sei armen Verwandten in der Ukraine zugute gekommen, entgegnete der Richter: „Das war das Geld der deutschen Steuerund Beitragsza­hler. Wir sind nicht das Sozialamt der Ukraine oder der Russischen Föderation.“

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