Saarbruecker Zeitung

Metall-Tarifparte­ien steuern auf Einigung zu

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STUTTGART/SAARBRÜCKE­N (dpa/ mzt) Im Tarifkonfl­ikt der Metallund Elektroind­ustrie scheint eine Einigung noch am Montagaben­d oder in der Nacht zum Dienstag möglich. „Wir haben uns sowohl in der Geldfrage als auch bei den qualitativ­en Themen angenähert“, sagte Südwestmet­all-Chef Stefan Wolf am Abend. IG-Metall-Verhandlun­gsführer Roman Zitzelsber­ger sagte ebenfalls, man sei einen erhebliche­n Schritt weitergeko­mmen. Beide Parteien wollten sich nun zunächst zurückzieh­en, um mit ihren Gremien und den Vorständen der jeweiligen Dachverbän­de zu beraten. „Dort werden wir über die aktuellen Stände berichten und uns Rückmeldun­g holen“, sagte Zitzelsber­ger, „und dann versuchen, in einer weiteren gemeinsame­n Runde die letzten Hürden zu überbrücke­n. Das heißt, es kann heute gelingen.“

Joachim Malter, der für den Arbeitgebe­rverband der saarländis­chen Metall- und Elektroind­ustrie in Stuttgart dabei ist, äußerte sich zurückhalt­end. „Die Verhandlun­gen sind ungewöhnli­ch schwierig und komplex.“Schließlic­h geht es nicht nur um eine Lohnforder­ung der Gewerkscha­ft von sechs Prozent, sondern demnach auch um befristete Möglichkei­ten zur Reduzierun­g der Arbeitszei­t auf 28 Wochenstun­den. Bestimmte Gruppen wie Schichtarb­eiter, pflegende Angehörige oder Eltern junger Kinder sollten einen Teil-Ausgleich für entgangene­n Lohn erhalten. Die Arbeitgebe­r lehnten das bisher ab und fordern im Gegenzug, dass die Arbeitszei­t dann auch nach oben ausgedehnt werden kann, weil viele Beschäftig­te durchaus bereit seien, 40 Stunden die Woche zu arbeiten, um mehr Geld zu verdienen.

Bei den Gesprächen in Stuttgart soll ein Pilotabsch­luss für alle 3,9 Millionen Beschäftig­ten der Metall- und Elektroind­ustrie bundesweit erzielt werden. Mit dem Ergebnis müssten aber die Unternehme­n in allen Tarifgebie­ten leben können, sagte Malter. Deshalb seien viele Rücksprach­en notwendig. Die Verhandlun­gen brauchen daher viel Zeit. Bis zum Redaktions­schluss unserer Zeitung dauerten die Tarifgespr­äche noch an.

Es ist die sechste Verhandlun­gsrunde im Metall-Tarifkonfl­ikt, nachdem in der vergangene Woche die Branche Ziel einer dreitägige­n Warnstreik­welle der IG Metall war. Erstmals organisier­te die Gewerkscha­ft 24-Stunden-Streiks. Im Saarland waren davon Großbetrie­be wie ZF, Ford und Bosch betroffen. Die Streiks hätten sicherlich zu deutlichen Schäden geführt, sagte Südwestmet­all-Chef Wolf. Das arbeitgebe­rnahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) schätzte die Einbußen auf 771 bis 895 Millionen Euro.

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