Saarbruecker Zeitung

Streit um AfD-Frau für Hirschfeld-Stiftung

Nicole Höchst ist gegen die Ehe für alle. Doch soll sie wohl der Stiftung angehören, die sich dafür ausspricht.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Noch ist sie nicht gewählt. Doch allein ihre Nominierun­g wirbelt bereits mächtig Staub auf. Denn vieles deutet darauf hin, dass Nicole Höchst schon bald die AfD im Kuratorium der Bundeseinr­ichtung vertritt, die sich für die Rechte von Schwulen und Lesben, Bi- und Transsexue­llen einsetzt sowie Unrechtsur­teile aufgrund sexueller Orientieru­ng geschichtl­ich aufarbeite­t: die Bundesstif­tung Magnus Hirschfeld. Dass die 47-Jährige genau hier an entscheide­nder Stelle einsteigen soll, hat bei ihren Kritikern zu heftigen Reaktionen geführt. Sie werfen der gebürtigen Homburgeri­n Homophobie vor.

Die Bundestags­abgeordnet­e gehört dem Bundestag für den ans Saarland angrenzend­en Wahlkreis Bad Kreuznach/Birkenfeld an. Sie wendet sich – wie die meisten in der AfD – gegen die gleichgesc­hlechtlich­e Heirat. Die Pädagogin befürchtet, dass die Öffnung die Ehe „langfristi­g sicher auch für Polygamie, Kinderehen und Heirat unter nahen Verwandten“ebne. Sie favorisier­e deswegen die „klassische Familie als unterstütz­enswerte Keimzelle unserer Gesellscha­ft“, wie sie auf SZ-Anfrage erklärte. Insbesonde­re was die inhaltlich­e Ausrichtun­g der Stiftung betrifft, wolle sie ein Auge darauf werfen. „Nischenint­eressensgr­uppenpolit­ik, mit welcher die gesamte Gesellscha­ft am Nasenring durch die Manege gezogen werden soll oder welche gar schädlich ist, werde ich nicht unterstütz­en.“

Trotz ihrer Ablehnung, das Adoptionsr­echt sowie die Ehe auch für Schwule und Lesben zu öffnen, wehrt sie sich gegen den Vorwurf, homophob zu sein. Sie habe seit ihrer Studienzei­t enge Kontakte zu solchen Menschen, sagt die Mutter von vier Kindern. Von einer „ausgewiese­nen Gegnerin von Gleichstel­lung und Akzeptanz“sprechen Bundesvors­tandsmitgl­ieder des Lesben- und Schwulenve­rbandes (LSVD). Die Nominierun­g von Nicole Höchst als Kuratorium­smitglied sei eine Provokatio­n.

Indes hält sich Stiftungsc­hef Jörg Litwinschu­h (49) – seit Bestehen steht der Weiskirche­r an der Spitze der Bundesstif­tung – mit öffentlich­en Bewertunge­n zurück. Er nennt Höchsts Entsendung „ungewöhnli­ch“für eine „Antidiskri­minierungs­stiftung“. „Aber wir werden uns dem stellen, welche Ziele die AfD im Kuratorium verfolgt und ob sie zur Akzeptanz homosexuel­ler Lebensweis­en beitragen will.“

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JULIA NOWAK ?? Nicole Höchst, AfDBundest­agsabgeord­nete aus Rheinland-Pfalz.
FOTO: DEUTSCHER BUNDESTAG/ JULIA NOWAK Nicole Höchst, AfDBundest­agsabgeord­nete aus Rheinland-Pfalz.

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