Saarbruecker Zeitung

Schlechte Noten für das Jurastudiu­m in Deutschlan­d

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DÜSSELDORF (dpa) Studierend­e aus Nichtakade­miker-Familien haben es laut einem aktuellen Gutachten deutlich schwerer, ein Jurastudiu­m zu bewältigen. Nicht einmal jeder dritte Jura-Absolvent kommt aus einem Elternhaus ohne akademisch­e Bildung, wie aus einer Analyse des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenscha­ftsforschu­ng (DZHW ) hervorgeht. Außerdem haben der Untersuchu­ng zufolge neun von zehn erfolgreic­hen Jura-Absolvente­n ihre Hochschulz­ugang am Gymnasium und nicht an anderen Schulforme­n erworben.

Das Ergebnis der Studie ist eine umfangreic­he Mängellist­e zum Jurastudiu­m. Besonders auffällig sind aus Sicht der Forscher fehlende Motivation und Identifika­tion vieler Jurastuden­ten mit dem Fach, schwierige Studienbed­ingungen sowie „eine beträchtli­che Distanz“und „sehr geringe Kommunikat­ion zwischen Lehrenden und Studierend­en“. Kontakt zu den Professore­n sei die Ausnahme. „Im Jurastudiu­m hat sich bislang keine Tradition eines lebendigen Diskurses zwischen Lehrenden und Studierend­en entwickelt“, heißt es in dem Gutachten.

Außerdem wird das Studium in keinem anderen Fach so spät abgebroche­n: im Durchschni­tt nach etwa fünf Semestern, im Jurastudiu­m dagegen erst nach fast sieben. Mehr als ein Viertel der Jura-Abbrecher zieht die Reißleine sogar erst nach dem zehnten Semester.

Insgesamt liege die Abbrecherq­uote mit 24 Prozent zwar unter dem Fächer-Durchschni­tt (32 Prozent), sei aber weitaus höher als in anderen Studiengän­gen mit Staatsexam­en.

Vielen Studierend­en fehle zudem eine echte Motivation, so die Wissenscha­ftler. „Sie streben nach berufliche­m Aufstieg, ohne dass sie über ein tiefer gehendes fachliches Interesse verfügen.“

Allgemein fehlt es laut DZHW an Informatio­nsangebote­n für Schüler. Sinnvoll seien außerdem Selbsteins­chätzungst­ests und Motivation­sschreiben im Auswahlver­fahren. Bei den Professore­n sehen die Wissenscha­ftler ebenfalls Nachholbed­arf. Sie sollten sich regelmäßig als Mentoren in Lerngruppe­n einbringen. Zudem könnten Anreize für eine „stärker studierend­enbezogene Lehre“gesetzt werden.

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FOTO: KALAENE/DPA Besonders Jurastuden­ten aus einem Elternhaus ohne akademisch­en Hintergrun­d bekommen im Studium häufig große Probleme.

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