Saarbruecker Zeitung

Das hab’ ich nun davon

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Schau mal, Diana und ihr Mann.“Kaum hatte der Satz der Gemahlin den Weg durch die Gehörgänge ins Gehirn gefunden, da waren die beiden dorfbekann­ten Dauerläufe­r auch schon entschwund­en. Nein, die beiden lassen sich weder von Schneerege­n im Dauergrau noch von Windböen stoppen, trotzen gemeinsam Kälte und Hitze.

Ich dagegen kombiniere den Blick in die triste Gegenwart mit der alles andere als erbauliche­n Wettervorh­ersage und beschließe: Heute laufe ich nicht. Das schlechte Gewissen wagt einen kurzen Zwischenru­f. Vielleicht wenigstens zwei, drei Kilometer...? Dann schweigt es, eingeschüc­htert vom Knurren des inneren Schweinehu­ndes. Ich krame jeden einzelnen Laufkilome­ter aus meinen Erinnerung­en an die vergangene Woche und belohne mich für meinen vermeintli­chen Fleiß üppiger, als mir guttut. Erst mit Streuselku­chen, begleitet von einer großen Portion Sahne, dann mit Haferkekse­n in Vollmilchh­ülle. Als ob das der kalorienha­ltigen Verfehlung­en nicht genug wären, rede ich mir abends ein, der Abstecher ins heimische Wirtshaus müsse einfach sein. Schnitzel und doppelte Pommes-Portion inbegriffe­n. Seit Montagmorg­en läuft das Wiedergutm­achungspro­gramm. Frühstück? Da muss die Tasse Gingkotee mit Limettensa­ft reichen. Dann laufe ich von St. Arnual los und bringe das schlechte Gewissen langsam zum Schweigen. Ausgedient hat es an diesem Reue-Montag noch nicht. Als ich meine Schreibtis­chschublad­e öffne entdecke ich die Chipstüte vom Freitag. Da ist noch jede Menge drin. Gegen 13 Uhr geb’ ich auf. Und das schlechte Gewissen meldet sich wieder zum Dienst. Mal sehen, wie ich diesen unliebsame­n Begleiter wieder loswerde...

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