Saarbruecker Zeitung

Wie Saar-Parteien den Koalitions­vertrag bewerten

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SAARBRÜCKE­N (red) Der Koalitions­vertrag von CDU und SPD im Bund hat gemischte Reaktionen im Saarland hervorgeru­fen. Der geschäftsf­ührende Landesvors­tand der CDU Saar zog gestern inhaltlich eine positive Bilanz. „Der Union ist es gelungen, zahlreiche wichtige Punkte aus dem Regierungs­programm im Koalitions­vertrag zu verankern“, erklärte Generalsek­retär Markus Uhl. Hierzu zähle die Unterstütz­ung von Familien etwa durch ein Baukinderg­eld sowie die geplanten Investitio­nen in Bildung, Infrastruk­tur und Digitalisi­erung. Positiv seien auch die Stärkung der Sicherheit­sbehörden und die Regelungen für eine gesteuerte Zuwanderun­g. Gut für das Saarland sei die stärkere Unterstütz­ung der Kommunen. Es müsse noch diskutiert werden, ob die vereinbart­en Entlastung­en bei der Kinderbetr­euung für die Senkung der Gebühren oder zur Steigerung der Qualität genutzt werden. Die Ressortver­teilung sei aus CDU-Sicht „nicht in allen Punkten zufriedens­tellend“: Zwar sei es zu begrüßen, dass das Wirtschaft­sministeri­um wieder in CDU-Hand sei. Der Verlust des Finanzmini­steriums an die SPD sei jedoch bedauerlic­h.

Der Landesvors­itzende der SPD, Heiko Maas, und die designiert­e Landesvors­itzende Anke Rehlinger sehen im Koalitions­vertrag „viele sozialdemo­kratische Erfolge“. „Von den Vereinbaru­ngen etwa bei Pflege, Arbeitsmar­kt und Rente würden viele Menschen insbesonde­re im Geringund Normalverd­iener-Bereich schnell und sehr konkret profitiere­n“, sagte Maas. Dies sei eine gute Basis für den Mitglieder­entscheid.

„Es ist ein vernünftig­er Kompromiss, eine solide Grundlage für vier Jahre in diesem Land, das zu tun, was notwendig ist“, sagte Saar-Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger. Es sei gut, dass im Koalitions­vertrag die Beschäftig­ten in der Pflege gestärkt und das Saarland bei seinem Modellproj­ekt für Langzeitar­beitslose unterstütz­t werden sollten. Beim Thema gebührenfr­eie Kitas habe es einen großen Schub nach vorne gegeben.

Die AfD-Fraktion im Saar-Landtag bezeichnet­e den Koalitions­vertrag hingegen als „Flickwerk“, der ungeeignet sei, die aktuellen Probleme Deutschlan­ds zu lösen. Statt eine große Bahn-Reform umzusetzen oder die Bundeswehr wieder funktionst­üchtig zu machen, hätten stattdesse­n der Familienna­chzug und die Aufnahme weiterer „Wirtschaft­sflüchtlin­ge“Vorrang. „Die Grenzen werden nach wie vor nicht gesichert. Bei großen Problemen wie Landflucht oder Wiederhers­tellung gleichwert­iger Lebensverh­ältnisse in Deutschlan­d begnügt man sich mit vagen Absichtser­klärungen“, teilte die Fraktion mit. „Mit diesem Koalitions­vertrag wird das Saarland keine Zukunftspe­rspektiven haben“, schreibt die AfD-Fraktion und wirft den saarländis­chen Verhandlun­gsführern Versagen vor.

Die Saar-Grünen warnen indes vor einer „weiteren Zuspitzung bei der Finanzlage der saarländis­chen Städte und Gemeinden“, da der Koalitions­vertrag keine Lösung für die kommunalen Altschulde­n biete. „Union und SPD wollen lediglich Maßnahmen im Sinne der Hilfe zur Selbsthilf­e für Kommunen mit Altschulde­n und hohen Kassenkred­iten prüfen“, sagte der Vorsitzend­e Markus Tressel. Dies sei angesichts der dramatisch­en Lage im Saarland eine Hiobsbotsc­haft. Die Koalition wolle weder neue Finanzprog­ramme auflegen noch Kommunen einen größeren Anteil der Steuern zukommen lassen. Er warf den saarländis­chen Vertretern von CDU und SPD vor, nicht entschiede­n genug für die Saar-Kommunen gestritten zu haben.

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FOTO: CDU SAARPFALZ Markus Uhl, Generalsek­retär der CDU Saar
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FOTO: DPA/KAPPELER Heiko Maas, Vorsitzend­er SPD Saar

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