Saarbruecker Zeitung

Lehren aus der Affäre Klaus Meiser

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schon vor seinem juristisch­en Versuch, gegen die Aufhebung seiner Immunität und die Aufnahme der Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft vorzugehen, war ein Rücktritt von Landtagspr­äsident Klaus Meiser (CDU) unausweich­lich. Mit der vorläufig letzten politische­n Instinktlo­sigkeit hat sich die Lage weiter zugespitzt.

Ein Landtagspr­äsident, der sich in eigener Sache so gegen das Parlament stellt, ist nicht nur unhaltbar, sondern eine große Belastung für das Land, das er protokolla­risch als erster Mann vertritt. Offenbar will Meiser den Zeitpunkt seines Rücktritts selbst bestimmen. Mit jedem weiteren Tag schadet er aber dem Ansehen seines Amtes, seiner Partei, dem Parlament und dem Land mehr. Einen angemessen­en Zeitpunkt für einen Rücktritt hat er bereits verpasst. Auch wohlmeinen­de Parteifreu­nde haben sich nun von Meiser abgewendet.

Im Sog der Finanzaffä­re um den Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS) könnte auch der populäre und umstritten­e Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) straucheln. Hat er sich im Netzwerk des Landtagspr­äsidenten verfangen? Wie Meiser gehört auch er zu der hemdsärmel­igen Politikerg­eneration, die sich durch leichtfert­ige Formulieru­ngen und unkonventi­onelle Handlungen schnell angreifbar macht. Offenbar hat Bouillon mit dem LSVS die Frage der Kosten zur Feier seines 70. Geburtstag­es nicht so geregelt, dass alles ganz klar, bis ins letzte Detail nachvollzi­ehbar und über jeden Zweifel erhaben ist. Für einen Innenminis­ter, der die Rechtsaufs­icht über den LSVS hat, war schon die Art und Weise, wie er die Feier organisier­t hat, ein Problem. Auch hier fehlte es an politische­m Instinkt. Auch hier besteht Aufklärung­sbedarf.

Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) hat sich gegen Ämterhäufu­ng positionie­rt und als Parteivors­itzende von Meiser Konsequenz­en eingeforde­rt. Dessen Rücktritt ist absehbar. Jetzt muss sich aber auch beim Thema Ämterhäufu­ng etwas tun. Hier geht es um die Glaubwürdi­gkeit von Kramp-Karrenbaue­r und der ganzen Landespoli­tik. In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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