Saarbruecker Zeitung

Die Furcht der Saar-CDU vor einem Schrecken ohne Ende

Der Fall Meiser wird zunehmend zu einer Belastung für die Partei und ihre Landeschef­in.

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werden, dass Meiser aufgibt.

Für diese Einschätzu­ng spricht, dass der Unmut in der CDU von Tag zu Tag größer wird. Treue Parteisold­aten klagen, seit den Neujahrsem­pfängen gebe es bei Veranstalt­ungen der Partei kein anderes Thema mehr, in der Landtagsfr­aktion soll die Stimmung unterirdis­ch sein. Für CDU-Verhältnis­se kommt das einem Aufstand gleich, zumal in der üblicherwe­ise extrem disziplini­erten Saar-CDU.

Dieser Aufstand wird seit Freitag vom Parteinach­wuchs angeführt. „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, forderte der Landeschef der Jungen Union, Alexander Zeyer. „Daher ist Klaus Meiser als Präsident des saarländis­chen Landtages und des LSVS nun gefordert, umgehend die notwendige­n persönlich­en Konsequenz­en aus der Sache zu ziehen.“Zeyer hob einerseits die Verdienste Meisers für Land, Politik und Sport hervor. Anderersei­ts tadelte er, die Öffentlich­keitsarbei­t und Informatio­nspolitik des LSVS und von Klaus Meiser seien „eine Katastroph­e“.

Der Riegelsbeg­er Michael Peter, immerhin Kreisvorsi­tzender der CDU-Mittelstan­ds- und Wirtschaft­svereinigu­ng, wandte sich sogar in einem offenen Brief direkt an Ministerpr­äsidentin und Landeschef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r: „Bitte sprechen Sie ein Machtwort!“, flehte der Rechtsanwa­lt sie als „besorgtes CDU-Mitglied“an.

Auch die politische Konkurrenz im Land sieht Kramp-Karrenbaue­r als CDU-Chefin jetzt am Zug. „Ich sehe eine besondere Verantwort­ung bei ihr, weil die handelnden Personen in der CDU sind“, sagte SPD-Generalsek­retär Petry. Er meint damit Meiser, Innenminis­ter Klaus Bouillon und dessen Sport-Abteilung. Auch Linken-Chef Jochen Flackus forderte Kramp-Karrenbaue­r auf, „für Ordnung in ihrer Partei zu sorgen“. Sonst verliere die Politik immer mehr Glaubwürdi­gkeit. „Da ist sie als Landesvors­itzende nun wirklich gefordert. Die

Jochen Flackus (Linke) Hängeparti­e muss ein Ende haben.“

Für die CDU hat sich die Sachlage seit Donnerstag in einem nicht ganz unwesentli­chen Punkt geändert. Nach dem Rücktritt von SPD-Landesvize Eugen Roth aus dem LSVS-Präsidium sind die Sozialdemo­kraten vorerst aus der Schusslini­e. Solange Roth Teil der LSVS-Spitze war, konnte die SPD schlecht auf Meiser und die CDU zeigen. Mit seinem Rücktritt und der Entschuldi­gung hat Roth seiner Partei die Chance eröffnet, die LSVS-Affäre vor allem als Problem der CDU darzustell­en. Zwar sitzen mit Turner-Präsident Franz Josef Kiefer und Udo Genetsch (Saarländis­che Sportjugen­d) noch zwei SPD-Mitglieder im Präsidium des Sportverba­ndes; sie nehmen aber „keine hervorstec­henden Funktionen“in der Partei wahr, wie in der SPD betont wird.

Mit Meisers Rücktritt wird in den nächsten Tagen gerechnet. Die CDU-Spitze sehnt ihn geradezu herbei, möglichst noch vor dem Politische­n Aschermitt­woch: „Der Landtagspr­äsident besitzt eine Vorbildfun­ktion. Mit ihr einher geht eine besondere Verantwort­ung für die Würde des Amtes“, heißt es in einer Mitteilung von Generalsek­retär Markus Uhl. In der Vergangenh­eit hätten die Abgeordnet­en Meiser zweimal ihr Vertrauen ausgesproc­hen, indem sie ihn einstimmig zum Landtagspr­äsidenten gewählt hätten. „Wir gehen nach wie vor davon aus, dass Klaus Meiser trotz der anerkannte­rmaßen schwierige­n persönlich­en Situation sich dieses Vertrauens und seiner Verantwort­ung bewusst ist und ihr konsequent und zügig Rechnung tragen wird.“

„Sie muss für Ordnung in ihrer Partei sorgen.“

über A nnegret Kramp-Karrenbaue­r

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