Der Krieg auf der Kaffeetasse
Die Frankenthaler Manufaktur schuf im 18. Jahrhundert Porzellan von Weltrang. Eine Schau in Mannheim zeigt nun viele kostbare Stücke.
eine Zuckerdose mit Deckel in Kugelform und schalenförmige Untersetzer. Eine blaue „6“lässt auf 1766 als Entstehungsjahr schließen. Projektleiterin Siede schätzt, dass alles in allem etwa 50 Arbeiter insgesamt einen Monat lang in Frankenthal am Service gewerkelt haben. „Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass das Service für ein gemütliches Kaffeekränzchen gedacht war“, sagt die Kunsthistorikerin. Ein solch kostbares Porzellangedeck sei im 18. Jahrhundert eher bei Diplomatentreffen zum Einsatz gekommen. „Und auch die Motive waren nicht ungewöhnlich. Viele Käufer waren beim Militär oder mit ihm verbunden“, meint die Wissenschaftlerin der Uni Heidelberg. Die Ausstellung sollte unter kulturhistorischen Aspekten gesehen werden.
Als Vorlage für Kampfszenen dienten Stiche und Gemälde. Porzellan mit Schlachtmotiven war in Frankenthal übrigens am teuersten. „Streublumen als Dekor waren billiger“, sagt Siede und lächelt. In Mannheim sind weitere Kostbarkeiten zu sehen, etwa ein Schachspiel und Prunkvasen sowie ein kleiner Pavillon – und der Teil eines Gebisses von 1777. „Möglicherweise war das der Beginn der Keramik-Inlays“, meint die Projektleiterin augenzwinkernd.
Die Artefakte sind gut erhalten und wirken unbenutzt – als seien sie gerade erst aus der Butter genommen worden, in die Porzellan früher oft zum Transport gelegt wurde.
Öffnungszeiten: Di bis So von 11 bis 18 Uhr. Am Sonntag gibt es um 14 Uhr eine öffentliche Führung. Informationen: www.rem-mannheim.de