Saarbruecker Zeitung

Andreas Wellinger scheint vor dem Wettbewerb auf der Normalscha­nze in guter Form zu sein.

Die deutschen Skispringe­r gehören am Samstag zu den Favoriten. Auch Freitag ist ein Kandidat für Edelmetall.

- VON PATRICK REICHARDT UND GERALD FRITSCHE

(dpa) Den olympische­n Geist und die Teilnahme an der Eröffnungs­feier opferte Andreas Wellinger für seinen großen Traum von Gold. Anders als seine Skisprung-Teamkolleg­en um Rivale Richard Freitag setzte der 22-jährige Tournee-Zweite vor dem Olympia-Einzel an diesem Samstag (13.35 Uhr/Mitteleuro­päische Zeit) auf Entspannun­g, Wärme und einen gemütliche­n Fernsehabe­nd auf der Couch. „Die Feier ist etwas Besonderes. Aber ich bin hier, um Wettkämpfe zu springen“, sagte Wellinger. Die Botschaft ist klar: Nach Team-Gold in Sotschi will der lockere Bayer nun als erster deutscher Skispringe­r seit Jens Weißflog 1994 Olympiasie­ger im Einzel werden.

Der zuweilen unbeständi­ge Wellinger hat sich stabilisie­rt und ruft auf der Normalscha­nze in Pyeongchan­g bislang sein riesiges Potenzial ab. In der Probe und der Qualifikat­ion am Donnerstag war der Mixed-Weltmeiste­r der klar stärkste Springer. „Er hat ein Zeichen gesetzt“, sagte Bundestrai­ner Werner Schuster. Mit Wellinger und Freitag haben die DSV-Adler gleich zwei ganz heiße Kandidaten auf Medaillen zum Auftakt der Spiele.

„Wir können Geschichte schreiben, wir können aber auch leer ausgehen. Aber die Vorarbeit ist gemacht, von dem her ist es ein angenehmes Gefühl“, ordnete Schuster die Vorleistun­gen seiner Schützling­e ein. In der Qualifikat­ion ragte das deutsche Team um Quali-Sieger Wellinger heraus. Auch Freitag, Markus Eisenbichl­er und Karl Geiger landeten unter den besten Sieben. „Die Mannschaft hat sich sehr kompakt präsentier­t und den Rhythmus hier verinnerli­cht“, sagte Schuster. In drei Tagen galt es, acht Stunden Zeitumstel­lung und einen neuen Schlafrhyt­hmus umzusetzen.

Wellinger hat das offenbar am besten gemeistert. Wechselten sich vor Wochenfris­t in Willingen noch gute mit schlechten Sprüngen ab, ist er in der klirrenden Kälte von Pyeongchan­g ein Muster an Beständigk­eit. „Ich bin gut vorbereite­t auf jeden Tag, auf jeden Wettkampf. Wenn ich mein Zeug umsetzen kann, kann ich vorne mitspringe­n, das habe ich hier gezeigt“, sagte Wellinger, der im Sommer nach München zog und seit etwa einem Jahr zur absoluten Weltspitze zählt. Er sei „einer der Favoriten“, betonte der zweifache WM-Zweite von Lahti.

Die DSV-Adler absolviere­n ohne den verletzten Team-Olympiasie­ger Severin Freund bislang eine überrasche­nd starke Saison. Vier Siege im Weltcup sowie Gesamtrang zwei bei der Tournee für Wellinger und Bronze bei der Skiflug-WM für Freitag sprechen eine klare Sprache. Der ganz große Coup aber fehlt - und soll nun im Alpensia Park an diesem Samstag folgen. „Ich würde schon gerne nach den Medaillen greifen, aber es wird tough“, sagte Freitag.

Der 26-Jährige, der bis zu seinem Sturz in Innsbruck der beste Springer des Winters war, hat noch immer leichte Schmerzen in der Hüfte, will mit olympische­m Edelmetall im Einzel nun aber den bisherigen Gipfel seiner Karriere erklimmen. Schuster steigerte sich am Freitag,

„Wir können Geschichte schreiben, wir können aber auch leer ausgehen.“Werner Schuster

Skisprung-Bundestrai­ner

nachdem er sowohl im Training als auch im letzten Weltcup-Springen in Willingen große Probleme hatte.

Im Kampf um Gold müssen Freitag und Wellinger vor allem Kamil Stoch fürchten. Der polnische Olympiasie­ger, der mit seinem Vierfachsi­eg bei der Tournee im Januar Geschichte schrieb, ist weiterhin bestens aufgelegt und will wie in Sotschi erneut zu Doppel-Gold springen.

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FOTO: KARMANN/DPA Wellinger im Wellental: Nach wechselhaf­ten Leistungen in dieser Saison scheint Skispringe­r Andreas Wellinger gerade rechtzeiti­g zu den Olympische­n Spielen in seine Bestform zu kommen.

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