Prima Klima – Wald und Moor direkt am Meer
Eldorado für Naturliebhaber: Das Ostseeheilbad Graal-Müritz lockt mit gesunder Luft und attraktiven Freizeitmöglichkeiten.
GRAAL-MÜRITZ Die Mischung macht’s – und die ist hier einmalig: Wald und Moor direkt am Meer. Da ist die Ostsee, die durch das Zusammenspiel von klarem Wasser, jodhaltiger Meeresbrise und günstiger UV-Strahlung für ein gesundes Heilklima sorgt. Da ist der Wald, ebenfalls ein Lieferant für Sauerstoff und zudem für ätherische Öle, die nicht nur angenehm duften, sondern auch entspannend und heilsam wirken. Und da gibt es das Moor, das Nitrat und Phosphat bindet und so als eine Art Niere für die Landschaft fungiert.
Wir sind zu Gast in Graal-Müritz, einem eher stillen und idyllisch gelegenen Heilbad an der Ostsee, zwar nicht weit von Rostock, aber etwas abseits der Hauptstraße. Hier beginnt direkt hinter dem feinen Sandstrand die „Rostocker Heide“, mit 12 000 Hektar das größte, geschlossene Waldgebiet Norddeutschlands. Außerdem grenzt in Richtung Fischland-Darß das Ribnitz-Müritzer Hochmoor an das Ostseeheilbad, ein rund drei Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet mit Tieren und Pflanzen, die man zum Teil nur selten findet.
Kein Wunder also, dass diese Gegend schon vor knapp 200 Jahren Erholungssuchende anzog. Um 1820 sollen hier die ersten Badegäste begrüßt worden sein. 1909 wurde eine Strandpromenade errichtet. „Unser Ort, der 1938 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Graal und Müritz entstand, war das erste Ostseeheilbad überhaupt“, berichtet Roman Ferken, Geschäftsführer der Tourismus- und Kur GmbH Graal-Müritz. 1960 habe man die staatliche Anerkennung als Seeheilbad bekommen, „auf diese Tradition sind wir sehr stolz.“
Etliche Kliniken und Kureinrichtungen bieten ein breites Programm für ihre Gäste. „Das Bioklima in Graal-Müritz sorgt für eine bessere Durchblutung und durchfeuchtet die Schleimhäute“, erklärt Dr. Lutz Koch, Reha-Facharzt in der Ostsee-Gemeinde. Das milde, aber wirksame Reizklima senke außerdem nachweislich den Bluthochdruck und bringe Linderung bei Hautkrankheiten.
Das gesunde Klima, die Ruhe und die prächtige Landschaft zog bereits vor rund 100 Jahren etliche Künstler hier an die Ostsee, zum Beispiel Franz Kafka, Erich Kästner, Robert Musil, Kurt Tucholsky, Hans Fallada oder Walter Kempowski. Sie ließen sich vielfältig inspirieren, in ihren Werken finden sich Erinnerungen an die Kindheit, Liebesgeschichten und Beschreibungen der Natur, alle mit Bezug zum Ostseeheilbad. Dies und vieles mehr ist im Heimatmuseum dokumentiert, der Leiter, Joachim Weyrich, ein ortsansässiger Maler, ist ein großer Kenner der Heimatgeschichte. Er zeigt uns im Museum zum Beispiel die Treppenstufen des Hauses Huter, in dem der Schriftsteller Franz Kafka seine große Liebe Dora Diamant kennenlernte. Und er erzählt, dass Kurt Tucholsky und seine Frau Else in der Wohnung über dem Museum ihre Flitterwochen verbrachten. Dann nimmt er uns mit auf einen Rundgang durch den 4000Seelen-Ort, zeigt uns Zeugnisse der Bäderkultur wie Hotels und Pensionen sowie reetgedeckte Anwesen.
Im Sommer lässt Graal-Müritz das Erbe der großen Autoren regelmäßig lebendig werden: mit literarischen Spaziergängen, Fahrradtouren mit Picknick und Gedichten oder Strandkorb-Lesungen. Und das ganze Jahr über werden etliche Möglichkeiten geboten, gesund zu werden oder es zu bleiben: Gesundheitsund Wellnesswochen, Schroth- und Kneippkuren oder Gerätetraining im Wasser im Freizeitbad Aquadrom mit seinem warmen Meerwasserschwimmbecken.
Der Hauptanziehungspunkt in Graal-Müritz ist für Gäste und Einheimische die 350 Meter lange Seebrücke. Von der Holzkonstruktion aus haben Besucher zu jeder Jahreszeit eine großartige Sicht auf die Küste und die weite Ostsee. In den Sommermonaten legt an der GraalMüritzer Seebrücke ein Fahrgastschiff an. Von hier aus kann man nach Warnemünde oder in Richtung Fischland-Darß fahren und sich Seebäder wie Wustrow und Ahrenshoop und die kilometerlangen Sandstrände vom Wasser aus ansehen. Links und rechts der Brücke erstreckt sich der rund fünf Kilometer lange Sandstrand von Graal-Müritz. Der ist weitgehend steinfrei und bis zu 40 Meter breit. Hier können Reisende, geschützt vom Küstenwald oder vom Hochmoor, baden und schwimmen. Der Flachwasserbereich ist sehr gut geeignet für Familien mit kleinen Kindern. Es gibt Strandabschnitte mit Strandkörben, Besucher finden Sport- und Spielmöglichkeiten sowie Bereiche für FKK-Liebhaber.
Je weiter man sich von der zentralen Seebrücke entfernt, umso ruhiger wird es. An ursprünglichen Naturstränden sind hier genügend ruhige Plätzchen zu finden. Seit vielen Jahren erhalte Graal-Müritz für seine Bemühungen bei der Reinhaltung von Wasser, Stränden und Umgebung die „Blaue Flagge“, informiert Bernd Kuntze von der Tourismus- und Kur GmbH. Die „Blaue Flagge“ist ein anerkanntes EU-Umweltgütesiegel, das immer nur für eine Saison verliehen werde. In Graal-Müritz weht sie jetzt bereits zum 19. Mal. Eine weitere Hauptattraktion in Graal-Müritz ist der Rhododendronpark, der 1955 hinter dem Strand angelegt wurde. Mit viereinhalb Hektar Fläche ist er einer der größten in Europa, rund 2500 Stauden und mehr als 70 Sorten Rhododendren und Azaleen wachsen und gedeihen hier. Im Mai und Juni blühen die Pflanzen, der Beginn der Blütezeit wird im Mai mit einem großen Fest gefeiert. Im ganzjährig nutzbaren Pavillon werden Konzerte, Ausstellungen und Lesungen veranstaltet.
Sehr beliebt ist auch das „Fest der Moorgeister“im September. Dann wird es zwei Tage lang gruselig in Graal-Müritz: Geister, Feen, Nymphen, Elfen und andere märchenhafte Gestalten bevölkern die Straßen und den Strand. Mit regelmäßigen Aktionen versucht die Gemeinde, auch gezielt ein jüngeres Publikum anzusprechen. Dazu gehören die Veranstaltung „Dünenläufer“im Oktober, geführte Moorwanderungen und Fahrradtouren. Von Graal-Müritz aus ist es nicht weit zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Mit über 80 Quadratkilometern Fläche ist es die größte noch naturbelassene Landschaft Europas.