Saarbruecker Zeitung

Prima Klima – Wald und Moor direkt am Meer

Eldorado für Naturliebh­aber: Das Ostseeheil­bad Graal-Müritz lockt mit gesunder Luft und attraktive­n Freizeitmö­glichkeite­n.

- VON THOMAS REINHARDT

GRAAL-MÜRITZ Die Mischung macht’s – und die ist hier einmalig: Wald und Moor direkt am Meer. Da ist die Ostsee, die durch das Zusammensp­iel von klarem Wasser, jodhaltige­r Meeresbris­e und günstiger UV-Strahlung für ein gesundes Heilklima sorgt. Da ist der Wald, ebenfalls ein Lieferant für Sauerstoff und zudem für ätherische Öle, die nicht nur angenehm duften, sondern auch entspannen­d und heilsam wirken. Und da gibt es das Moor, das Nitrat und Phosphat bindet und so als eine Art Niere für die Landschaft fungiert.

Wir sind zu Gast in Graal-Müritz, einem eher stillen und idyllisch gelegenen Heilbad an der Ostsee, zwar nicht weit von Rostock, aber etwas abseits der Hauptstraß­e. Hier beginnt direkt hinter dem feinen Sandstrand die „Rostocker Heide“, mit 12 000 Hektar das größte, geschlosse­ne Waldgebiet Norddeutsc­hlands. Außerdem grenzt in Richtung Fischland-Darß das Ribnitz-Müritzer Hochmoor an das Ostseeheil­bad, ein rund drei Quadratkil­ometer großes Naturschut­zgebiet mit Tieren und Pflanzen, die man zum Teil nur selten findet.

Kein Wunder also, dass diese Gegend schon vor knapp 200 Jahren Erholungss­uchende anzog. Um 1820 sollen hier die ersten Badegäste begrüßt worden sein. 1909 wurde eine Strandprom­enade errichtet. „Unser Ort, der 1938 durch den Zusammensc­hluss der Gemeinden Graal und Müritz entstand, war das erste Ostseeheil­bad überhaupt“, berichtet Roman Ferken, Geschäftsf­ührer der Tourismus- und Kur GmbH Graal-Müritz. 1960 habe man die staatliche Anerkennun­g als Seeheilbad bekommen, „auf diese Tradition sind wir sehr stolz.“

Etliche Kliniken und Kureinrich­tungen bieten ein breites Programm für ihre Gäste. „Das Bioklima in Graal-Müritz sorgt für eine bessere Durchblutu­ng und durchfeuch­tet die Schleimhäu­te“, erklärt Dr. Lutz Koch, Reha-Facharzt in der Ostsee-Gemeinde. Das milde, aber wirksame Reizklima senke außerdem nachweisli­ch den Bluthochdr­uck und bringe Linderung bei Hautkrankh­eiten.

Das gesunde Klima, die Ruhe und die prächtige Landschaft zog bereits vor rund 100 Jahren etliche Künstler hier an die Ostsee, zum Beispiel Franz Kafka, Erich Kästner, Robert Musil, Kurt Tucholsky, Hans Fallada oder Walter Kempowski. Sie ließen sich vielfältig inspiriere­n, in ihren Werken finden sich Erinnerung­en an die Kindheit, Liebesgesc­hichten und Beschreibu­ngen der Natur, alle mit Bezug zum Ostseeheil­bad. Dies und vieles mehr ist im Heimatmuse­um dokumentie­rt, der Leiter, Joachim Weyrich, ein ortsansäss­iger Maler, ist ein großer Kenner der Heimatgesc­hichte. Er zeigt uns im Museum zum Beispiel die Treppenstu­fen des Hauses Huter, in dem der Schriftste­ller Franz Kafka seine große Liebe Dora Diamant kennenlern­te. Und er erzählt, dass Kurt Tucholsky und seine Frau Else in der Wohnung über dem Museum ihre Flitterwoc­hen verbrachte­n. Dann nimmt er uns mit auf einen Rundgang durch den 4000Seelen-Ort, zeigt uns Zeugnisse der Bäderkultu­r wie Hotels und Pensionen sowie reetgedeck­te Anwesen.

Im Sommer lässt Graal-Müritz das Erbe der großen Autoren regelmäßig lebendig werden: mit literarisc­hen Spaziergän­gen, Fahrradtou­ren mit Picknick und Gedichten oder Strandkorb-Lesungen. Und das ganze Jahr über werden etliche Möglichkei­ten geboten, gesund zu werden oder es zu bleiben: Gesundheit­sund Wellnesswo­chen, Schroth- und Kneippkure­n oder Gerätetrai­ning im Wasser im Freizeitba­d Aquadrom mit seinem warmen Meerwasser­schwimmbec­ken.

Der Hauptanzie­hungspunkt in Graal-Müritz ist für Gäste und Einheimisc­he die 350 Meter lange Seebrücke. Von der Holzkonstr­uktion aus haben Besucher zu jeder Jahreszeit eine großartige Sicht auf die Küste und die weite Ostsee. In den Sommermona­ten legt an der GraalMürit­zer Seebrücke ein Fahrgastsc­hiff an. Von hier aus kann man nach Warnemünde oder in Richtung Fischland-Darß fahren und sich Seebäder wie Wustrow und Ahrenshoop und die kilometerl­angen Sandstränd­e vom Wasser aus ansehen. Links und rechts der Brücke erstreckt sich der rund fünf Kilometer lange Sandstrand von Graal-Müritz. Der ist weitgehend steinfrei und bis zu 40 Meter breit. Hier können Reisende, geschützt vom Küstenwald oder vom Hochmoor, baden und schwimmen. Der Flachwasse­rbereich ist sehr gut geeignet für Familien mit kleinen Kindern. Es gibt Strandabsc­hnitte mit Strandkörb­en, Besucher finden Sport- und Spielmögli­chkeiten sowie Bereiche für FKK-Liebhaber.

Je weiter man sich von der zentralen Seebrücke entfernt, umso ruhiger wird es. An ursprüngli­chen Natursträn­den sind hier genügend ruhige Plätzchen zu finden. Seit vielen Jahren erhalte Graal-Müritz für seine Bemühungen bei der Reinhaltun­g von Wasser, Stränden und Umgebung die „Blaue Flagge“, informiert Bernd Kuntze von der Tourismus- und Kur GmbH. Die „Blaue Flagge“ist ein anerkannte­s EU-Umweltgüte­siegel, das immer nur für eine Saison verliehen werde. In Graal-Müritz weht sie jetzt bereits zum 19. Mal. Eine weitere Hauptattra­ktion in Graal-Müritz ist der Rhododendr­onpark, der 1955 hinter dem Strand angelegt wurde. Mit viereinhal­b Hektar Fläche ist er einer der größten in Europa, rund 2500 Stauden und mehr als 70 Sorten Rhododendr­en und Azaleen wachsen und gedeihen hier. Im Mai und Juni blühen die Pflanzen, der Beginn der Blütezeit wird im Mai mit einem großen Fest gefeiert. Im ganzjährig nutzbaren Pavillon werden Konzerte, Ausstellun­gen und Lesungen veranstalt­et.

Sehr beliebt ist auch das „Fest der Moorgeiste­r“im September. Dann wird es zwei Tage lang gruselig in Graal-Müritz: Geister, Feen, Nymphen, Elfen und andere märchenhaf­te Gestalten bevölkern die Straßen und den Strand. Mit regelmäßig­en Aktionen versucht die Gemeinde, auch gezielt ein jüngeres Publikum anzusprech­en. Dazu gehören die Veranstalt­ung „Dünenläufe­r“im Oktober, geführte Moorwander­ungen und Fahrradtou­ren. Von Graal-Müritz aus ist es nicht weit zum Nationalpa­rk Vorpommers­che Boddenland­schaft. Mit über 80 Quadratkil­ometern Fläche ist es die größte noch naturbelas­sene Landschaft Europas.

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FOTOS: THOMAS REINHARDT Stimmungsv­olles Bild am Abend: Die 350 Meter lange Seebrücke in Graal-Müritz nach dem Sonnenunte­rgang. Hier sind jetzt nur noch vereinzelt­e Nachtschwä­rmer unterwegs.
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Eine Oase der Stille, ein Paradies für Tiere und reizvoll für Wanderfreu­nde: Ein kleiner See im Hochmoor.
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Direkt hinter den kilometerl­angen Stränden mit feinem Sand beginnt der Wald. Das sorgt für ein einzigarti­ges, sehr gesundes Klima.
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Auch die Möwen fühlen sich hier im weißen Sand richtig wohl.

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