Saarbruecker Zeitung

Alfred Döblin trank in der Nähe Wein

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BLIESRANSB­ACH (bam) Nicht aufs Jahr genau datieren lässt sich die Wendalinus­kapelle in Bliesransb­ach. Dass sie aber „bei Gelegenhei­t einer Viehseuche“ausgangs des 18. Jahrhunder­ts errichtet wurde, belegt ein Schreiben im Bistumsarc­hiv Trier. Ihr Standort diente wohl schon Jahrhunder­te vorher religiösen Zwecken, worauf die vor dem Portal entspringe­nde Quelle verweist. Sie trägt den Namen „Heiligenbr­unnen“und wird als Kultstätte seit keltischer Zeit angesehen. Auf dem Brunnensto­ck selbst, zu dem hinab man über eine Doppeltrep­pe gelangt, ist die Jahreszahl 1562 eingravier­t ist. Dahinter ragt ein schmuckes Wegekreuz empor, das die Jahreszahl 1736 trägt und damit auch älter als die Kapelle ist. Ein knorriger Kastanienb­aum, zwei Heiligenhä­uschen mit Lourdesgro­tte, Krippe und Heiliger Familie gehören zum Ensemble.

Sankt Wendelin, Namensgebe­r und Schutzpatr­on der Landbevölk­erung, zählt als Figur zum sparsamen Kapellenin­ventar, das süße Jesuskind Prager Prägung fällt besonders auf. Der pralle Weinstock seines Gewandes erinnert an den Weinbau, der hier bis vor gut 100 Jahren blühte. Nicht von ungefähr beginnt an der Kapelle der Alfred-Döblin-Weg: Der Schriftste­ller, der zur Kaiserzeit in Saargemünd als Militärarz­t stationier­t war, kehrte gern auf dem nahen Weingut ein. Vom Wein inspiriert, entsprang seiner Feder die Erzählung „Das Gespenst vom Ritthof“.

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FOTO: MARTIN BAUS Die Wendalinus­kapelle

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