Saarbruecker Zeitung

Hunde sterben an Wildschwei­n-Virus

Die Erkrankung ist selten – doch für Hunde und Katzen tödlich. In Rheinland-Pfalz ist sie bereits angekommen.

- VON KATJA SPONHOLZ

SAARBRÜCKE­N/KOBLENZ (dpa) Im November und Dezember 2017 sind in Rheinland-Pfalz drei Jagdhunde an der Aujeszkysc­hen Krankheit, einem Wildschwei­n-Herpesviru­s, gestorben. Die sogenannte Pseudowut ist für Haustiere sehr gefährlich und endet tödlich. Das Saar-Umweltmini­sterium ruft vor allem Hundebesit­zer zur Vorsicht auf.

(dpa) Es braucht keinen aggressive­n Kampf ums Überleben, damit die Begegnung mit einem Wildschwei­n für Hunde oder Katzen tödlich endet. Schon der Kontakt mit Speichel und Nasensekre­t oder das Fressen von rohem Wildschwei­nfleisch reichen aus, damit sich die Tiere mit einem Herpesviru­s-Erreger infizieren, den sie nicht überleben werden. Nach ein bis drei Tagen sterben die Tiere an der so genannten Aujeszkysc­hen Krankheit. Allein im November und Dezember sind in Rheinland-Pfalz drei Jagdhunde dieser „Pseudowut“zum Opfer gefallen. Jäger in Eifel, Westerwald und im Pfälzerwal­d, aber auch im benachbart­en Saarland sind auf der Hut.

2015 und 2016 habe es in Rheinland-Pfalz jeweils nur einen Fall gegeben, nachdem zuvor sechs Jahre lang kein Befund verzeichne­t worden sei. „Das Thema wird ernst genommen“, sagte Günther Klein vom Landesjagd­verband Rheinland-Pfalz. Allerdings trügen nach Daten aus dem Jahr 2014 nur drei Prozent der Wildschwei­ne im Bundesland den Erreger in sich, und dabei ruhe das Virus bei einigen Tieren. Das Risiko, dass ein Hund sich anstecke, sei statistisc­h gesehen sehr gering: Im vergangene­n Winter gab es mehrere Tausend Drückjagde­n mit Hunden.

„Zuletzt wurde die Krankheit im Dezember 2017 bei einem Jagdterrie­r festgestel­lt, der an einer Jagd im zum Hunsrück gehörenden Teil des Kreises Bernkastel-Wittlich teilgenomm­en und dabei intensiven Kontakt zu einem Frischling hatte“, berichtet LUA-Sprecherin Kerstin Stiefel. Im Monat zuvor hatten sich zwei Hunde bei Jagden im Kreis Kusel infiziert – sie gehörten dem gleichen Hundeführe­r. „Das ist keine schöne Geschichte. Für die Hunde ist das sehr schmerzhaf­t, sie kratzen sich tot“, ergänzt Klein vom Jagdverban­d.

Im Saarland ist man seit den Fällen in Rheinland-Pfalz hellhörig geworden: Die Vereinigun­g der Jäger des Saarlandes unterricht­ete ihre Mitglieder und rief die Hundeführe­r zur Vorsicht auf. Landesumwe­ltminister Reinhold Jost (SPD) ging auf ihre Bitte ein und stimmte einer Entschädig­ungsregelu­ng in Höhe von 1200 Euro für Jagdhunde zu, die an der Krankheit sterben. Darüber habe man sich sehr gefreut, so Geschäftsf­ührer Johannes Schorr. „Allerdings hoffen wir, dass dieser Fonds nicht angegriffe­n werden muss, weil der Wert des Hundes als Familienmi­tglied durch Geld nicht wiedergutz­umachen ist.“

Zwar sei im Saarland laut Umweltmini­sterium in den vergangene­n zehn Jahren kein Hund an der Aujeszkysc­hen Krankheit erkrankt, Nachweise von Antikörper­n in fast zehn Prozent der untersucht­en Wildschwei­nproben legten jedoch nahe, dass sich das Virus auch in der saarländis­chen Wildschwei­npopulatio­n ausbreite. „Das zeigt klar, dass das Problem immanent ist und das Virus für Hunde und Katzen im Saarland eine lebensbedr­ohliche Gefahr darstellt“, sagte Jost.

330 Proben wurden 2017 im Saarland von Wildschwei­nen auf Antikörper untersucht. Nach Ansicht der Saar-Jäger lässt die geringe Probenzahl „keine wirkliche Bewertung“der Verbreitun­g im Saarland zu. „Aus dem Fakt, dass 0 von 54 Proben im Saarpfalzk­reis positiv waren, lässt sich nicht schließen, dass hier keine Infektions­gefahr besteht“, meinte Johannes Schorr.

Eine Risikoabsc­hätzung mochte der Sprecher der Saar-Jäger zwar nicht abgeben, die Gefahr für die Hunde, sich anzustecke­n, sei jedoch real. „Und jeder Schwarzwil­dkontakt könnte aufgrund des hohen Infektions­risikos der letzte Kontakt sein.“Der Verzehr von Hausschwei­nfleisch dürfte hingegen kein Problem darstellen: Dort ist die Krankheit seit mehr als 20 Jahren nicht mehr vorgekomme­n. Ein Problem laut Klein vom rheinland-pfälzische­n Jagdverban­d ist, dass es nach wie vor keine Impfung für die Hunde gibt. Der Kontakt mit einem Erreger verlaufe für sie also immer tödlich.

Laut Schorr haben sich im Saarland eine Mehrzahl der Hundeführe­r dazu entschiede­n, weiter zu jagen und zu versuchen, entbehrlic­he Kontakte zwischen Hund und Sau zu vermeiden. Gleichwohl sei die Krankheit „brisant genug, da sie die erhebliche­n Bemühungen, das Schwarzwil­d zu reduzieren, bremsen könnte.“Eine noch höhere Brisanz habe sie zudem durch die drohende Afrikanisc­he Schweinepe­st bekommen. Seitdem werden die Jäger von Politik und Landwirtsc­haft stark unter Druck gesetzt, noch häufiger auf Wildschwei­njagd zu gehen.

„Das Virus stellt für Hunde und Katzen im

Saarland eine lebensbedr­ohliche

Gefahr dar.“

Reinhold Jost

Umweltmini­ster des Saarlandes

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Jäger und Hundebesit­zer in Rheinland-Pfalz sollten auf der Hut sein: Die relativ seltene Wildschwei­nkrankheit endet für Hunde und Katzen immer tödlich. Auch im Saarland nimmt man das Problem ernst.

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