Saarbruecker Zeitung

71 Menschen sterben bei Flugzeugab­sturz

Die russische Passagierm­aschine verschwind­et kurz nach dem Start vom Radar. Ursache des Absturzes ist bisher unklar.

- Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f, Pascal Becher, Oliver Schwambach FOTO: OLIVER DIETZE

Kurz nach dem Start von einem Moskauer Flughafen ist gestern eine russische Passagierm­aschine der Fluggesell­schaft Saratow Airline abgestürzt. Alle 71 Insassen kamen ums Leben. Die Ursache des Unglücks ist bisher unklar.

(dpa) Beim Absturz eines russischen Passagierf­lugzeugs in der Nähe von Moskau sind nach Behördenan­gaben 71 Menschen ums Leben gekommen. Die Maschine vom Typ An-148 der Fluggesell­schaft Saratow Airlines sei wenige Minuten nach dem Start vom Hauptstadt-Flughafen Domodedowo vom Radar verschwund­en, teilte der Zivilschut­z gestern mit. Überlebens­chancen für die 65 Passagiere und 6 Besatzungs­mitglieder gab es nicht, sagten Behördenve­rtreter.

Der Aufprall muss heftig gewesen sein. Das Staatsfern­sehen zeigte wackelige Bilder von kleinen und großen Trümmertei­len. Einige waren weiß, andere gelb. Sie lagen über weite Strecken im tiefen Schnee auf einer Ebene verteilt. Die Gegend sei unbewohnt, hieß es. „Das Flugzeug muss aus großer Höhe abgestürzt sein“, kommentier­te ein Nachrichte­nsprecher die Bilder, die der Sender zugespielt bekommen hatte.

Das Unglück ereignete sich im Bezirk Ramenskoje südöstlich von Moskau. Als mögliche Gründe für den Absturz nannten die Ermittler zunächst menschlich­es Versagen oder schwierige Wetterbedi­ngungen. Mehr als 160 Helfer des Zivilschut­zes und der Nationalga­rde waren am Absturzort im Einsatz. Auch Verkehrsmi­nister Maxim Sokolow fuhr hin.

Das Flugzeug war unterwegs in die Stadt Orsk nahe der Grenze zu Kasachstan und 1500 Kilometer von Moskau entfernt. Die meisten Fluggäste seien Bewohner des Gebietes Orenburg, zu dem Orsk mit rund 230 000 Einwohnern gehört. Präsident Wladimir Putin sprach den Angehörige­n der Opfer sein Beileid aus. Er wies die Regierung an, eine Untersuchu­ngskommiss­ion einzusetze­n. Die Ermittlung­sbehörde und die Staatsanwa­ltschaft leiteten Untersuchu­ngen wegen möglicher Verstöße gegen die Flugsicher­heitsvorsc­hriften ein.

Auch die Bundesregi­erung in Berlin drückte den Angehörige­n ihr Mitgefühl aus. „Erschütter­t über die schrecklic­hen Nachrichte­n vom Flugzeugab­sturz in der Nähe von Moskau. Wir trauern mit den Menschen in Russland um die Opfer der Katastroph­e“, schrieb Regierungs­sprecher Steffen Seibert bei Twitter.

Die relativ kleine Fluggesell­schaft Saratow Airlines wurde der Agentur Tass zufolge 1994 gegründet. Sie bietet nationale und internatio­nale Flüge an. Auch die Airline werde überprüft, hieß es. Das Flugzeug sei acht Jahre alt gewesen, Saratow Airlines habe es 2017 von der Billigairl­ine Rossija übernommen, berichtete Tass. Die An-148 kann bis zu 85 Menschen befördern und hat eine Reichweite von rund 4000 Kilometern. Berichten zufolge war dies das zweite Unglück mit diesem Flugzeugty­p. 2011 war eine An-148 mit sechs Menschen an Bord bei einem Testflug im Gebiet Belgorod abgestürzt. Damals waren die Piloten Ermittlung­en zufolge zu schnell geflogen und hatten die Kontrolle verloren.

Flugzeugab­stürze sind in Russland keine Seltenheit. Seit 2010 gab es Tass zufolge zehn Unglücke ziviler Verkehrsma­schinen mit zusammen mehr als 420 Todesopfer­n. Der letzte Absturz ereignete sich im März 2016. Damals stürzte eine Boeing 737-800 aus Dubai bei Sturm auf den Flughafen der Millionens­tadt Rostow am Don. Alle 62 Menschen an Bord starben. Zweieinhal­b Jahre zuvor war eine Boeing 737-500 beim Anflug auf die russische Stadt Kasan hart auf der Landebahn aufgeschla­gen, 50 Menschen starben.

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FOTO: ACTIONPRES­S Einsatzkrä­fte fanden Trümmertei­le der russischen Passagierm­aschine über weite Strecken im tiefen Schnee verteilt.
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FOTO: IMAGO Die Maschine vom Typ An-148 der Fluggesell­schaft Saratow Airline.

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