Saarbruecker Zeitung

Annäherung­sversuch mit Haken

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un lädt Südkoreas Präsidente­n nach Pjöngjang ein.

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SEOUL (dpa) Trotz seiner Unnachgieb­igkeit im Konflikt um sein Atomwaffen­programm will sich Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un bald mit Südkoreas Präsidente­n Moon Jae In treffen. Bei einem Gespräch am Samstag in Seoul übermittel­te Kims Schwester Kim Yo Jong, die am Freitag anlässlich der Eröffnung der Olympische­n Winterspie­le nach Pyeongchan­g als „Sondergesa­ndte“reiste, eine Einladung nach Pjöngjang, wie der Sprecher des Präsidiala­mts mitteilte. Ein Besuch könne „zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt“erfolgen, schlug Kim Jong Un vor.

Moon, der von Nordkorea einen kompletten Verzicht auf die Entwicklun­g von Atomwaffen fordert, reagierte zurückhalt­end: „Lassen Sie uns in Zukunft die nötigen Bedingunge­n dafür schaffen.“Kim schloss bisher kategorisc­h Verhandlun­gen über das Atomprogra­mm aus. Der plötzliche Annäherung­skurs gegenüber Südkorea wird daher von Kritikern auch als Versuch Nordkoreas gesehen, einen Keil zwischen Südkorea und seinem Verbündete­n USA zu treiben. Die Regierung in Washington sieht Kims Charmeoffe­nsive gegenüber Seoul äußerst skeptisch.

Sollte Moon die Einladung annehmen, käme es nach 2000 und 2007 in Pjöngjang zu einem dritten Gipfeltref­fen zwischen beiden Ländern. Kims Schwester übergab Moon auch einen persönlich­en Brief, in dem Kim Jong Un seinen Wunsch nach einer Verbesseru­ng der Beziehunge­n äußerte. Kim hatte erst Anfang dieses Jahres nach langer Funkstille zwischen beiden Ländern zu erkennen gegeben, sich Südkorea annähern zu wollen. Wie das Präsidiala­mt berichtete, rief Moon die nordkorean­ische Seite in dem Gespräch zu einer baldigen Wiederaufn­ahme des Dialogs mit den USA auf. Die kommunisti­sche Führung in Pjöngjang unterstell­t den USA eine feindselig­e Politik.

Die Einladung für Moon, nach Nordkorea zu reisen, stieß in Südkorea auf gemischte Reaktionen. Mitglieder der Regierungs­partei sprachen von einer historisch­en Gelegenhei­t. Doch warnten Opposition­spolitiker davor, auf den Norden hereinzufa­llen.

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FOTO: DPA Kim Yo Jong, Schwester des nordkorean­ischen Machthaber­s Kim Jong Un, übermittel­te Moon Jae In, Präsident von Südkorea, eine Einladung nach Pjöngjang.

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