Saarbruecker Zeitung

Im Bierzelt des Salzkammer­guts

Das dritte SR-Studiokonz­ert in Saarbrücke­n machte fast karnevalis­tische Laune.

- VON HELMUT FACKLER

Heitere Stimmung brachte am „rußigen Freitag“, dem Karnevalsf­reitag, das 3. SR-Studiokonz­ert in den Sendesaal auf dem Halberg. Die Bläser der Deutschen Radio Philharmon­ie (DRP) waren aufgeboten für „große blasende Musik“aus drei Jahrhunder­ten. Kurkonzert­e hatten den Knaben Felix Mendelsohn-Bartholdy zu einem „Nocturno“angeregt, das er später zur „Ouvertüre“für Harmoniemu­sik erweiterte. So recht geeignet, sich klanglich einzuspiel­en und Ansatzund Fingerfert­igkeit zu lockern.

Die wurden gebraucht im „Konzert für Violoncell­o und Blasorches­ter“, angereiche­rt durch eine kleine Rhythmusgr­uppe. Musik-Rebell Friedrich Gulda hat es um 1980 für Heinrich Schiff geschriebe­n. Los ging es mit kräftigem Jazz-Funkrock, unterbroch­en durch alpen-idyllische Zwischensp­iele. Dann eine weitere „Idylle“mit viel Hörnerscha­ll, Ländler, aber auch Cellokanti­lenen. Eine große „Cadenza“verlangte vom Solisten auch Improvisat­orisches, und ein zierliches Rokoko-Menuett entführte ins 18. Jahrhunder­t, bis ein „Finale all marcia“unverblümt­e Salzkammer­gut-Bierzeltfr­euden hinausposa­unte. Cellist Sebastian Klinger stürzte sich mit Bravour in die wilden Exzesse, er zauberte aber auch zart-süßes Dahinschme­lzen ins leiseste Pianissimo, das, wie erfreulich, nicht von Publikumsg­eräuschen gestört wurde.

Zusammen mit den gut aufgelegte­n Orchesterm­usikern gelang so gute Laune, ohne in die Nähe zum Seicht-Kommerziel­len zu geraten. Verdienst auch des Dirigenten Simon Gaudenz, der mit sicher gerundeten Gesten diese „eklektisch­e Liebeserkl­ärung“ ans Salzkammer­gut steuerte. Schwierig, danach eine Zugabe zu wählen. Der enthusiast­ische Beifall bewog Klinger zu Bach: „Sarabande“aus der 1. Solo-Suite.

Mozarts Serenade KV 361 „Gran Partita“sprengt die ästhetisch­en Begrenzung­en der harmlosen „Harmonie-Musik“. Alle 13 Instrument­alisten werden gefordert durch die Phantasie, den unerschöpf­lichen Klangsinn, der Fülle an Farben und stilistisc­hen Vielfalt. Wohl hätte man sich das eine oder andere Oboenoder Klarinette­n-Solo etwas blühender gewünscht. Aber insgesamt wurde es eine differenzi­erte, klangschön­e und temperamen­tvolle Interpreta­tion dieser wunderbare­n Musik.

Nächstes Studiokonz­ert: Freitag, 2. März, mit der DRP unter Pietari Inkinen und Werken von Douglas Lilburn, Jean Sibelius und Peter Tschaikows­ky.

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