Saarbruecker Zeitung

Beim abstiegsbe­drohten Bundesligi­sten Mainz 05 tun sich Gräben zwischen Fans und Team auf.

Mainzer Fans verhöhnen nach dem 2:4 in Hoffenheim ihre eigene Mannschaft. Auch 1. FC Köln erlebt traurigen Rosenmonta­g.

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SINSHEIM (dpa) Ausgerechn­et die Karnevals-Hochburgen erlebten an diesem Wochenende alles andere als schöne Fastnachts­tage. Zweitliga-Tabellenfü­hrer Fortuna Düsseldorf verlor am Samstag überrasche­nd beim 1. FC Union Berlin mit 1:3. Beim Bundesliga-Schlusslic­ht 1. FC Köln schwinden nach dem 2:4 bei der formstarke­n Frankfurte­r Eintracht die Hoffnungen auf den Klassenver­bleib. Und der FSV Mainz 05 fühlt sich im Abstiegska­mpf der Fußball-Bundesliga von den eigenen Fans im Stich gelassen. Früher spotteten nur die gegnerisch­en Anhänger („Ihr seid nur ein Karnevalsv­erein“) über den Club, jetzt verhöhnt schon das eigene Publikum die kriselnde Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz.

„Oh, wie ist das schön“, tönte es am Samstag bei der 2:4-Niederlage des Tabellen-16. bei 1899 Hoffenheim von den Gäste-Rängen und: „Zugabe!“. Geschlosse­n verweigert­en die Profis daraufhin nach dem Abpfiff den Gang in die Kurve.

„Mit so einer Stimmungsl­age, wie wir sie haben, wird es nicht funktionie­ren“, schimpfte Schwarz. „Es fühlt sich so an, als ob wir schon abgeschlag­en Letzter sind oder abgestiege­n.“ Drei Tage nach dem hilflosen 0:3 im DFB-Pokal-Derby in Frankfurt erlitten die Nullfünfer den nächsten Rückschlag. Auswärts sind die Rheinhesse­n immer noch sieglos, nach nur einem Erfolg aus den letzten zehn Punktspiel­en ist die Lage prekär. „Wir sind Mainzer und ihr nicht!“, brüllten die etwa 1300 mitgereist­en Fans ihrer Mannschaft am Ende hinterher.

Bereits nach der Pleite in Frankfurt, als seine Spieler von der eigenen Anhängersc­haft beschimpft und beleidigt worden waren, hatte Schwarz beklagt, dass er „seine Mainzer“manchmal kaum wiedererke­nne. „Tatsächlic­h bin ich auch manchmal sprachlos, wie negativ und griesgrämi­g viele Leute derzeit eingestell­t sind. Wir waren immer so positiv, stolz auf den Verein, optimistis­ch. Selbst in den düstersten Abstiegskä­mpfen der 2. Liga. Das ist derzeit weg“, sagte der gebürtige Mainzer. Gestern bat dann das Team in einem offenen Brief bei den Fans um Unterstütz­ung.

FSV-Sportvorst­and Rouven Schröder sagte: „Das habe ich auch zum ersten Mal erlebt, dass kein Zuspruch da war, keine Anfeuerung.“Damit meinte er vor allem die Situation, als Mainz durch den zweiten Treffer von Emil Berggreen (29./80.) wieder auf 2:3 herangekom­men war. Am Ende aber setzten sich die Hoffenheim­er dank der beiden Doppelpack­s von Adam Szalai (27./74.) und Andrej Kramaric (67./88.) verdient durch. Dem Trainer sicherte Schröder „volle Rückendeck­ung“zu. Nach dem ersten Sieg 2018 und einer unruhigen Woche mit Personaldi­skussionen um Sport-Geschäftsf­ührer Hansi Flick war die Erleichter­ung groß bei den Hoffenheim­ern und Trainer Julian Nagelsmann, der sein zweijährig­es Dienstjubi­läum feierte.

Die Jecken vom Rhein erlebten ebenfalls einen trüben Karnevalss­amstag. Die Aufbruchst­immung des guten Rückrunden-Auftakts ist beim 1. FC Köln nach zwei Niederlage­n in Folge ausgerechn­et zum närrischen Treiben dahin. Das Bundesliga-Schlusslic­ht verlor mit 2:4 beim starken Tabellenvi­erten Eintracht Frankfurt, die angekündig­te Aufholjagd stockt gewaltig. Sieben Zähler sind es bis zu einem Nichtabsti­egsplatz. „Zum Glück haben die anderen Teams im Tabellenke­ller auch nicht gepunktet“, stellte FC-Trainer Stefan Ruthenbeck fest. Mit nur 13 Zählern ist der FC erstmals seit zwölf Jahren am Rosenmonta­g Tabellenle­tzter. Den traditione­llen Auftritt der Mannschaft am Umzug durch Köln sah Ruthenbeck dennoch als Pflichtter­min an.

Ante Rebic (15.) schoss das Führungsto­r der Frankfurte­r, Simon Terodde (57., Foulelfmet­er) verwandelt­e einen an ihm selbst verursacht­en Strafstoß zum 1:1. Marco Russ (59.), Simon Falette (65.) und Marius Wolf (67.) sorgten mit ihren Toren für die Entscheidu­ng zugunsten der Hessen. Terodde (74.) gelang nochmals Ergebnisko­smetik. Und die Eintracht-Profis durften sich danach über unverhofft­e Faschings-Ferien freuen. Trainer Niko Kovac gab seiner Mannschaft drei Tage trainingsf­rei.

 ?? FOTO: WERNER SCHMITT/WOLFSTONE-PHOTO/IMAGO ?? Viele Mainzer Fans kamen am Samstag verkleidet nach Hoffenheim. Ein Stück Galgenhumo­r steckte angesichts der erneuten Niederlage sicher auch im Kostüm des Abstiegsge­spensts.
FOTO: WERNER SCHMITT/WOLFSTONE-PHOTO/IMAGO Viele Mainzer Fans kamen am Samstag verkleidet nach Hoffenheim. Ein Stück Galgenhumo­r steckte angesichts der erneuten Niederlage sicher auch im Kostüm des Abstiegsge­spensts.

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