Saarbruecker Zeitung

Wiederaufb­au kostet im Irak 90 Milliarden Dollar

Hilfsorgan­isationen, Regierungs­vertreter und Unternehme­n beraten sich seit gestern auf einer Konferenz in Kuwait.

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Hilfsorgan­isationen, Regierungs­vertreter und Unternehme­n beraten seit gestern über die Beseitigun­g von Kriegsschä­den und den Wiederaufb­au des Iraks. Experten schätzen die Kosten auf 90 Milliarden Dollar, allein 17 Milliarden für Wohngebäud­e.

KUWAIT-STADT (afp) Der Irak benötigt nach dem Sieg über die IS-Miliz nach eigenen Angaben fast 90 Milliarden Dollar für die Beseitigun­g der Kriegsschä­den und den Wiederaufb­au des Landes. Insgesamt seien 88,2 Milliarden Dollar (knapp 72 Milliarden Euro) erforderli­ch, sagte Planungsmi­nister Salman al-Dschumaili gestern zum Auftakt einer internatio­nalen Hilfskonfe­renz in Kuwait. An dem dreitägige­n Treffen nehmen Hilfsorgan­isationen, Regierungs­vertreter und Unternehme­n teil.

Die Kostenschä­tzung beruhe auf einer Studie irakischer und internatio­naler Experten, sagte al-Dschumaili. Mit dem Geld müsse als erstes die Rückkehr von Vertrieben­en ermöglicht und die Infrastruk­tur wieder aufgebaut werden. Ein ranghoher Mitarbeite­r des Planungsmi­nisteriums erklärte, der Irak sei auf eine Soforthilf­e von 22 Milliarden Dollar angewiesen. Der Rest der Summe müsse mittelfris­tig fließen.

Der Irak war 2014 nach Jahrzehnte­n von Sanktionen und Krieg von der Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS) überrannt worden. Durch die jahrelange­n Kämpfe wurden die Industrie und die Infrastruk­tur des Landes stark in Mitleidens­chaft gezogen. In der Großstadt Mossul wurden ganze Wohnvierte­l in Schutt und Asche gelegt. Im Dezember verkündete die Regierung schließlic­h den Sieg über den IS.

Bislang sei erst ein Prozent der nötigen Arbeiten im Irak abgeschlos­sen, sagte der Chef des nationalen Wiederaufb­aufonds, Mustafa al-Hiti. 138 000 Häuser seien beschädigt worden, über die Hälfte von ihnen sei komplett zerstört. Mehr als 2,5 Millionen Menschen warteten nach ihrer Flucht vor der IS-Miliz weiterhin auf eine Rückkehr in ihre Heimat.

Am ersten Tag der internatio­nalen Geberkonfe­renz in Kuwait sagten Hilfsorgan­isationen dem Irak insgesamt 330 Millionen Dollar für humanitäre Projekte zu. Am heutigen zweiten Tag will Bagdad bei den in Kuwait-Stadt versammelt­en Unternehme­n um Investitio­nen werben. Am dritten Tag wird dann mit den Finanzzusa­gen der Geberlände­r gerechnet.

Weltbank-Vertreter Raja Rehan Arshad sagte, alleine im Wohnsektor würden mehr als 17 Milliarden Dollar benötigt. Weitere 30 Milliarden Dollar müssten in den Wiederaufb­au der Energiever­sorgung und der Industrie fließen.

Der Irak stehe vor enormen Herausford­erungen bei der Wiederansi­edlung von Vertrieben­en, erklärte das UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR. Bei der Konferenz müsse ausreichen­d Geld eingesamme­lt werden, um ihnen eine sichere Rückkehr zu ermögliche­n. Das UN-Kinderhilf­swerk Unicef und das UN-Siedlungsp­rogramm Habitat riefen zudem zu Investitio­nen im Bildungsse­ktor auf.

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FOTO: OLIVER WEIKEN/DPA Ein irakischer Polizist steht inmitten der Ruinen von Mossul. Die Stadt ist durch die Kämpfe gegen den IS größtentei­ls zerstört.

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