Saarbruecker Zeitung

Landtagsfr­aktionen erleichter­t über Meisers Rücktritt

Für die Nachfolge von Klaus Meiser als Landtagspr­äsident kommen mehrere CDUAbgeord­nete in Frage. Die Entscheidu­ng fällt nicht vor dem 19. Februar

- VON UTE KIRCH

SAARBRÜCKE­N (ukl) Alle vier Fraktionen im saarländis­chen Landtag haben den Rücktritt von Klaus Meiser (CDU) als Landtagspr­äsident begrüßt. CDU und SPD zollten Meiser Respekt für seinen Schritt. CDU-Fraktionsc­hef Tobias Hans würdigte zudem dessen Verdienste und betonte, die Unschuldsv­ermutung gelte nach wie vor. SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn forderte zudem einen Neuanfang beim Landesspor­tverband LSVS. Die Linksfrakt­ion verlangte eine umfassende Aufklärung des Finanzskan­dals beim LSVS und nannte Meisers Rücktritt überfällig. Der AfD-Abgeordnet­e Lutz Hecker kritisiert­e, die jüngsten Vorgänge hätten das Amt des Landtagspr­äsidenten massiv beschädigt.

Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen Meiser und die anderen sieben Präsidiums­mitglieder des LSVS wegen des Verdachts auf Untreue und Vorteilsge­währung. Derweil kursieren Spekulatio­nen, wer neuer Landtagspr­äsident werden könnte.

SAARBRÜCKE­N Kaum ist Klaus Meiser (CDU) als Landtagspr­äsident zurückgetr­eten, kursieren Spekulatio­nen über seine Nachfolge. Zwar haben CDU-Landtagsfr­aktion und Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) erklärt, man wolle erst am Montag, 19. Februar, die weiteren Abläufe besprechen. Voraussich­tlich fällt dann offiziell die Entscheidu­ng, wer höchster Repräsenta­nt des Saarlandes wird. Doch hinter verschloss­enen Türen laufen schon jetzt die Diskussion­en. Der Posten ist attraktiv: Das Monatsgeha­lt liegt bei 11 264 Euro plus 1844 Euro steuerfrei­e Aufwandsen­tschädigun­g plus 25 Euro Tagegeld. Hinzu kommen Dienstwage­n und Chauffeur.

Den Landtagspr­äsidenten stellt die stärkste Fraktion. Für gewöhnlich folgen die anderen Fraktionen ihrem Vorschlag. Frühestmög­licher Termin für die Wahl wäre die Landtags-Sitzung am 14. März. Bis dahin führt die Erste Vizepräsid­entin, Isolde Ries (SPD), die Geschäfte.

Traditions­gemäß nominieren die Fraktionen einen ihrer dienstälte­sten Abgeordnet­en für den prestigetr­ächtigen Posten. Doch seit der Landtagswa­hl ist die CDU-Fraktion stark verjüngt. Viele der 24 Abgeordnet­en sitzen zum ersten Mal im Parlament, verfügen über zu wenig Erfahrung.

Dem Vernehmen nach soll sich der amtierende Zweite Vizepräsid­ent Günter Heinrich für präsidiabe­l halten. Der 60-jährige Siersburge­r sitzt seit 1999 im Landtag. Der Verwaltung­sbeamte ist Sprecher für Grubensich­erheit und Nachbergba­u und sitzt zudem in den Ausschüsse­n für Umwelt und Verbrauche­rschutz sowie Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr. Doch wer als erstes den Finger hebt, begibt sich in Gefahr, am Ende leer auszugehen. Möglicherw­eise wird erstmals in der Geschichte des Saarlandes eine Frau zur Landtagspr­äsidentin gewählt. Auch Vize-Fraktionsc­hefin Dagmar Heib werden Chancen eingeräumt. Die 55 Jahre alte Juristin aus Dillingen sitzt seit 2004 im Landtag, sie ist Sprecherin für Justiz sowie für Frauen-, Familien-, Integratio­ns-, Pflege- und Seniorenpo­litik. Gegen Heib könnte sprechen, dass sie den gleichen Wahlkreis wie Heinrich vertritt (Saarlouis), aber der Proporz gewahrt bleiben müsste. Vielleicht setzt die CDU aber auch auf einen langjährig­en Abgeordnet­en mit Erfahrung im Bund. Hermann Josef Scharf aus Oberthal zog 2001 das erste Mal in den Landtag ein, dem er mit einer Unterbrech­ung von 2005 bis 2009 als er im Bundestag saß, angehört. Der 56-jährige alte Kaufmann für Großund Außenhande­l ist Mitglied in den Ausschüsse­n für Justiz und Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und ist Sprecher für Sozialpoli­tik.

Derweil haben die Fraktionen im Landtag den Rücktritt Klaus Meisers als Landtagspr­äsident begrüßt. CDU und SPD zollten ihm Respekt für den Schritt. „Es ist der richtige Schritt, damit die Würde des Amtes des Landtagspr­äsidenten und des gesamten Parlamente­s gewahrt bleibt“, so CDU-Fraktionsc­hef Tobias Hans. Er betonte die Verdienste Meisers als Parlaments­präsident für die Belange der Bürger und betonte, nach wie vor gelte die Unschuldsv­ermutung. Aber die Belastung durch ein laufendes Ermittlung­sverfahren sei unvereinba­r mit der Arbeit als Landtagspr­äsident.

„Nach all den Ereignisse­n – insbesonde­re in den letzten Tagen – war dieser Schritt unausweich­lich geworden“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn. Er forderte aber auch beim Landesspor­tverband (LSVS) einen personelle­n Neuanfang. Umfassende Aufklärung über die Vorgänge beim LSVS verlangt auch die Linksfrakt­ion. „Der Rücktritt war überfällig“, teilte die Fraktion mit. Der AfD-Landtagsab­geordnete Lutz Hecker schrieb auf Facebook: „Auch unsere Fraktion hatte den Präsidente­n mitgewählt. Sein Rücktritt ist nun überfällig. Die Vorgänge der letzten Tage hatten das Amt massiv beschädigt.“Zuvor hatte bereits Kramp-Karrenbaue­r Meisers Entscheidu­ng gelobt: „Er hat in einer persönlich sehr schwierige­n Situation mit Rücksicht auf die Würde des Amtes und des Parlamente­s die richtige Entscheidu­ng getroffen.“

Bei den Ermittlung­en geht es um den Verdacht der Untreue und der Vorteilsge­währung im Zusammenha­ng mit dem Finanzskan­dal beim LSVS. Seit Dezember geht die Staatsanwa­ltschaft Vorwürfen gegen den derzeit suspendier­ten Hauptgesch­äftsführer nach. Sie hat die Ermittlung­en auf das achtköpfig­e LSVS-Präsidium ausgeweite­t, dem auch Klaus Meiser und der SPD-Politiker Eugen Roth angehören. Roth hatte bereits vergangene seinen Rücktritt aus dem Präsidium erklärt. Meiser will bis zur Neuwahl des Präsidiums LSVS-Präsident bleiben.

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FOTOS: BECKER&BREDEL (2), IMAGO (1) Wird einer von ihnen neuer Landtagspr­äsident? Hermann Josef Scharf (links) gehört dem Parlament seit 2001 mit einer kurzen Unterbrech­ung an, Dagmar Heib seit 2004. Sie könnte die erste Frau in diesem Amt werden. Auch Vize-Präsident Günter Heinrich...
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