Saarbruecker Zeitung

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Fünf Jahre nach dem ursprüngli­ch anvisierte­n Fertigstel­lungstermi­n kann die Hochschule für Technik und Wirtschaft ihr neues Domizil in Saarbrücke­n nutzen. Die Vorlesunge­n beginnen im Sommerseme­ster. Ein Ortstermin.

- VON DAVID SEEL

SAARBRÜCKE­N Seit 2013 wartet die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) auf ihr neues Domizil im Haus des Wissens in Alt-Saarbrücke­n. Einziehen kann sie aber erst jetzt. Die Bauaufsich­t der Stadt hatte den Bau wegen Brandschut­zmängeln nicht freigegebe­n und umfangreic­he Nachbesser­ungen verlangt. Dazu gehören die weithin sichtbaren zwei neuen Treppentür­me, die im Notfall als Fluchtwege dienen sollen. „Die Statik des Gebäudes hätte neue Schächte nicht tragen können, daher mussten die Treppenhäu­ser angebaut werden“, sagt Katja Jung, Pressespre­cherin der HTW. Nun ist das Gebäude endlich bezugsfähi­g – zunächst sind Teile der HTW-Verwaltung eingezogen. Der eigentlich­e Lehrbetrie­b soll zum Sommerseme­ster beginnen, ein Umzug im laufenden Semester sei nicht zu verantwort­en, so die HTW.

Die Umbaumaßna­hmen hatten weitreiche­nde Konsequenz­en. Denn die Bauaufsich­t sah den Brandschut­z allein durch die neuen Treppenhäu­ser nicht gewährleis­tet. So sind beispielsw­eise auf den Gängen spezielle Brandschut­ztüren eingebaut worden, die ständig geschlosse­n bleiben müssen.

Die Möblierung wird wohl eher spartanisc­h ausfallen: „Auf den Gängen darf nichts Brennbares stehen, wir dürfen auch keine Bilder oder Ähnliches aufhängen“, sagt HTW-Präsident Wolrad Rommel. Der aktuelle Plan sehe daher stattdesse­n Wandmalere­ien vor. Da durch die Umbaumaßna­hmen die Gänge enger geworden seien, habe man eigens Nischen einrichten lassen, um sie offener und freundlich­er wirken zu lassen, erklärt Wolrad Rommel. „Wir werden auch so etwas wie Sitzecken einrichten, natürlich aus feuerfeste­m Material“, ergänzt er schmunzeln­d.

Bei den Büros für Verwaltung und Dozenten mussten ebenfalls Abstriche gemacht werden. Viele Räume seien nicht direkt von den Gängen aus erreichbar, erklärt Katja Jung. „Da kommt man nur durch andere Büros rein oder raus.“Auch die Decken mussten nochmals mit feuerfeste­m Material verstärkt werden. Um die Raumhöhe nicht noch weiter zu verringern, wurden sie größtentei­ls nicht abgehängt, Rohre und Dämmmateri­al liegen an vielen Stellen offen.

Das neue HTW-Gebäude ist durch die Malstatter Straße vom Campus getrennt. Das Zentralgeb­äude, in dem Mensa und Bibliothek untergebra­cht sind, liegt auf der gegenüberl­iegenden Seite. Das bedeutet, dass jeden Tag tausende Studenten die stark befahrene Straße überqueren müssen. „Da soll irgendwann eine Verkehrsin­sel kommen“, sagt Katja Jung. Für die ursprüngli­ch geplante Brücke zwischen beiden HTW-Welten seien dagegen keine Mittel mehr vorhanden, zumindest eine Ampel sei aber im Gespräch.

Wolrad Rommel ist dennoch frohen Mutes: „Wir sind zufrieden. Auch wenn man ein Gebäude für den Hochschulb­etrieb als Neubau wohl etwas anders planen würde.“Die Hörsäle seien teilweise schwierig zu finden, die verfügbare Fläche könne nicht optimal genutzt werden. Für die Verwaltung­saufgaben sei das Hochhaus aber schon jetzt ein deutlicher Zugewinn. „Die Generalpro­be

Wolrad Rommel für den Lehrbetrie­b folgt dann ja erst zu Beginn des Sommerseme­sters, da wird man vielleicht noch das eine oder andere nachbesser­n müssen“, so der HTW-Präsident. „Aber endlich haben wir einen schönen, großen Hörsaal. So etwas hatte die HTW bisher nicht.“

Um die wachsende Zahl der HTW-Studenten unterzubri­ngen, hatte sich die damalige Landesregi­erung 2009 gegen einen Neubau und für die Sanierung des ehemaligen Sitzes des Gesundheit­samts an der Malstatter Brücke entschiede­n. Doch die Umbaumaßna­hmen an dem Gebäude verzögerte­n und verteuerte­n sich im Laufe der Jahre erheblich. Grund war in erster Linie der Brandschut­z.

Über die Frage, wer letzten Endes die enormen Kosten für die Nachbesser­ungen tragen muss, entscheide­n indes die Gerichte. Die Arbeitsgem­einschaft, der auch die Baugesells­chaft OBG angehört, hat im Sommer 2017 Klage gegen das Land wegen Nachbesser­ungskosten von 8,9 Millionen Euro eingereich­t. Das Land fordert derweil vom Investor die rund 16 Millionen Euro, die wegen der verzögerte­n Übergabe entstanden seien. Bauministe­r Klaus Bouillon (CDU) rechnet im Vorfeld mit einem „schwierige­n und langen Prozess“.

„Wir sind zufrieden. Auch wenn man ein

Gebäude für den Hochschulb­etrieb als Neubau wohl etwas anders planen würde.“

Präsident der HTW

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FOTO: THOMAS REINHARDT Das „neue“HTW-Gebäude, in dem früher das Gesundheit­samt untergebra­cht war, ist bereits teilweise bezogen. Wenn Anfang April das Sommerseme­sters 2018 beginnt, wird das Hochhaus auch für den Lehrbetrie­b genutzt werden. Im Vordergrun­d sind die beiden...
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FOTO: BECKER&BREDEL Ein Blick in einen der Hörsäle im Haus des Wissens. Bevor hier Vorlesunge­n gehalten werden können, ist noch viel Arbeit nötig.

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