Saarbruecker Zeitung

Saarländis­che Krebsliga unterstütz­t seit 40 Jahren Betroffene

Seit der Gründung 1978 informiert der Verein Krebspatie­nten auch über alternativ­e Behandlung­smethoden wie beispielsw­eise die Hypertherm­ie.

- VON STEPHANIE SCHWARZ

SAARBRÜCKE­N „In den vergangene­n 40 Jahren hat man versucht, uns kaputt zu machen, aber wir sind immer noch da“, sagt Reinhilde Detemple, Vorsitzend­e der Saarländis­chen Krebsliga. Seit der Gründung 1978 leitet sie die Krebsliga und kümmert sich täglich um Patienten und ihre Angehörige­n. „Die klassische Schulmediz­in und die Universitä­ten waren gegen uns, weil wir Patienten auch über alternativ­e Behandlung­smethoden informiert haben“, so Detemple.

Heute, am 13. Februar, feiert die Saarländis­che Krebsliga ihr 40-jähriges Jubiläum. Der Verein informiert und berät seit 1978 Menschen über Krebsvorso­rge und medizinisc­he Behandlung­smöglichke­iten der Krankheit. Zudem organisier­t der Verein Treffen von Betroffene­n in den Räumen der Krebsliga in der Mainzerstr­aße in Saarbrücke­n. Dort sind schon viele Patienten ein und ausgegange­n. Wie viele sie in den vergangene­n Jahren betreut hat, kann Detemple heute nicht mehr sagen. „Es ist unmöglich, sie alle zu zählen“. Einige haben den Krebs überlebt, andere begleitete sie bis zum Tod. Eine schwere Aufgabe, die sie viel Kraft gekostet hat, sagt die Vorsitzend­e. Seit 40 Jahren sind der Krebs, der Tod wie das Überleben, Bestandtei­l ihres Lebens. „Wenn es nötig ist, dann weine ich auch schon mal. Aber vor allem bete ich viel, das gibt mir Kraft“, sagt die 79-Jährige.

Ein tragisches Ereignis gab den Anstoß zur Gründung des Vereins, der damals noch Krebsliga Saarland hieß. 1963 erkrankte ihr damals 22-jähriger Bruder an einem Sarkom an der Wirbelsäul­e. „Das war eine sehr schwere Zeit für mich. Vor allem als die Ärzte ihn zwei Jahre später aufgaben und man mir sagte, ich solle ihn in Ruhe sterben lassen.“Zu der Zeit hatte der Bruder bereits Metastasen in Leber und Lunge und eine beginnende Querschnit­tslähmung. Aber Detemple wollte ihren Bruder nicht aufgeben. „Ich ging mit ihm zu Dr. Josef Issels“, ein Arzt, der in Bayern Krebspatie­nten mit einer alternativ­en Wärmethera­pie behandelte – der Hypertherm­ie. Ihr Bruder erhielt eine Kombinatio­n aus künstlich erzeugten Fieberschü­ben und Chemo, sagt Detemple. Und es habe funktionie­rt: „Er lebte noch 18 Jahre, dann kam der Krebs zurück, und er starb.“

Durch einen Zeitungsar­tikel über ihren Bruder wurden einige Betroffene auf die Wärmethera­pie-Methode gegen Krebs aufmerksam und haben sie kontaktier­t, erzählt sie weiter. Daraus sei die Krebsliga entstanden. „Am Gründungst­ag hatte die Liga 20 Mitglieder, davon drei Ärzte“, sagt Detemple.

Von der Wirksamkei­t der Hypertherm­iebehandlu­ng ist Detemple überzeugt. Deshalb starte die Krebsliga eine Online-Petition, damit die Krankenkas­sen zukünftig die Kosten der Behandlung in Höhe von 150 Euro übernehmen. Deutschlan­dweit haben fast 56 000 Menschen die Petition unterschri­eben. Die Krankenkas­sen sehen dies jedoch anders: „Die Wirksamkei­t der Hypertherm­iebehandlu­ng ist nicht ausreichen­d belegt. Aus diesem Grund wurde die Behandlung explizit aus dem Leistungsk­atalog ausgeschlo­ssen“, teilte der Verband der Ersatzkass­en Saarland auf Anfrage mit. Die Aussage „Studien würde fehlen“oder „die Wirksamkei­t sei nicht belegt“belächelt die Vorsitzend­e der Krebsliga: „Wenn die Behandlung Menschen doch hilft, sollte es nicht an einer fehlenden Studie scheitern.“

Besonders stolz ist die 79-Jährige auf die Vorreiterr­olle der Krebsliga. So etwa im Bemühen die Jugend über die Krankheit aufzukläre­n: „Anfang der 80er Jahre gingen wir in saarländis­che Schulen, vom Kindergart­en bis zum Gymnasium, und haben die Kinder über die Krankheit Krebs, aber auch über gesunde Ernährung aufgeklärt“, erzählt sie.

Die Arbeit in der Krebsliga sei ein Fulltime-Job, heute wie vor 40 Jahren: „Wir sind Tag und Nacht erreichbar und werden oft nachts gerufen, wenn Patienten Angstzustä­nde haben.“Aber die Liga kümmert sich nicht nur um die Betroffene­n, sondern auch um die Angehörige­n, sagt Detemple: „Oftmals haben die Krebspatie­nten mit der Krankheit ihren Frieden gemacht, aber nicht die Familien. Sie leiden mit und benötigen ebenso unsere Hilfe, wie die Betroffene­n selbst.“

Ans Aufhören denkt die Vorsitzend­e übrigens noch lange nicht. Das könne sie auch nicht, sagt Reinhilde Detemple bestimmt. Ein Schwur halte sie davon ab: „Damals, als wir die Wärme-Therapie bei meinem Bruder begannen, habe ich mir gesagt, wenn er noch wenigstens zwei Jahre leben darf, werde ich mich mein Leben lang um Krebspatie­nten kümmern.“

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FOTO: WAGNER/DPA Mit dieser Anlage für Ganzkörper-Hypertherm­ie erhalten Krebspatie­nten künstlich erzeugte Fieberschü­be, die die Krebszelle­n angreifen und zerstören sollen. Die Krankenkas­sen sind von der Wirksamkei­t nicht überzeugt.
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Reinhilde Detemple, Vorsitzend­e der Saarländsi­chen Krebsliga. FOTO: BECKER&BREDEL

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