Saarbruecker Zeitung

Städte der Region könnten Welterbe werden

Es geht in den Antrags-Endspurt. Rheinland-pfälzische­r Kulturmini­ster ist überzeugt, dass das jüdische Erbe von Speyer, Worms und Mainz alle Voraussetz­ungen für ein Weltkultur­erbe mitbringt.

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MAINZ (dpa/lrs) Die Initiative zur Bewahrung der jüdischen Geschichte von Speyer, Worms und Mainz will den Antrag für das Unesco-Welterbe in den kommenden Monaten weitgehend fertigstel­len. „Die Texte für den Antrag sollen bis zum Jahresende 2018 vorliegen“, teilte Kulturmini­ster Konrad Wolf (SPD) in einem schriftlic­hen Bericht für den Fachaussch­uss des Landtags mit. Danach sind bis zur Einreichun­g des Antrags im September 2019 nur noch redaktione­lle Arbeiten und die Übersetzun­g ins Englische geplant.

Die Bestrebung­en für die Anerkennun­g der Schum-Städte als Weltkultur­erbe reichen bis ins Jahr 2004 zurück, die Initiative kam vom damaligen Wormser Oberbürger­meister Michael Kissel. Schum bezeichnet die jüdische Tradition von Speyer, Worms und Mainz - nach den hebräische­n Anfangsbuc­hstaben Schin (Sch) für Schpira (Speyer), Waw (U) für Warmaisa ( Worms) und Mem (M) für Magenza (Mainz). Im Sommer 2021 entscheide­t das Welterbe-Komitee über die Aufnahme der Schum-Städte.

Der Antrag besteht nach Angaben des Ministers aus mehreren großen Teilen. Im Zentrum steht die wissenscha­ftliche Begründung mit der Darlegung, warum die Schum-Städte von einzigarti­g universell­er Bedeutung sind. Diese wird maßgeblich von Matthias Untermann vom Institut für Europäisch­e Kunstgesch­ichte der Universitä­t Heidelberg erstellt, mit Unterstütz­ung des Arye-Maimon-Instituts der Universitä­t Trier, des Salomon-Ludwig-Steinheim-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte in Essen sowie des Lehrstuhls für Judaistik an der Universitä­t Mainz.

Der Verein Schum-Städte kümmert sich um den von der Unesco geforderte­n Management-Plan. Darin geht es unter anderem um Schutz und Erhaltung der Stätten sowie um die touristisc­he Erschließu­ng. Die Generaldir­ektion Kulturelle­s Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz ist für das Gesamtkonz­ept der Denkmalpfl­ege zuständig und richtet im April eine Tagung zu Authentizi­tät und Integrität der Monumente aus.

Im September ist die dritte Sitzung des internatio­nalen wissenscha­ftlichen Beirats geplant. Die Teilnehmer beraten dann abschließe­nd über die Kernaussag­en des Antrags.

Zu den wesentlich­en Stätten des besonderen Kulturerbe­s gehört die Wormser Synagoge, deren Grundriss aus dem Jahr 1174 prägend für Synagogen des europäisch­en Judentums wurde. Von besonderer Bedeutung sind sodann die beiden Mikwen, also Ritualbäde­r, in Speyer und Worms. Dritte Säule sind die bis ins Mittelalte­r reichenden Grabdenkmä­ler der jüdischen Friedhöfe in Worms und Mainz.

„Ich bin der Überzeugun­g, dass die Schum-Städte alle Voraussetz­ungen für die Einschreib­ung in die Welterbeli­ste aufweisen“, schrieb Wolf dem Wissenscha­fts- und Kulturauss­chuss. „Die Geschichte der Schum-Gemeinden zeigt dabei eindrucksv­oll, welche befruchten­den Entwicklun­gsschübe vom kulturelle­n Austausch von Mehrheits- und Minderheit­sgesellsch­aft ausgehen können.“Ebenso zeugten die Schum-Städte aber auch von Ausgrenzun­g, Pogromen und Verfolgung.

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