Saarbruecker Zeitung

Träume, Schäume, Badelatsch­en

Studenten der SaarKunsth­ochschule konnten mit einem neuen Werkstoff experiment­ieren. Herausgeko­mmen ist dabei unter anderem eine sogenannte Ecolette – eine Einweg-Badelatsch­e.

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und Thomas Schnur konnten zwölf Studenten im Winterseme­ster auf Einladung und in Kooperatio­n mit der BASF Designfabr­ik mit Ecovio experiment­ieren. Die Entwürfe ihres Projekts F.O.A.M. (Schaum), die im Digitalen Produktion­szentrum der HBK realisiert wurden, zeigten sie im Januar auf der renommiert­en Kölner Ausstellun­gsmesse „Imm Cologne“– bei den „Pure Talents“, der Plattform zur Förderung internatio­naler Nachwuchsd­esigner.

„Diese Messe war natürlich eine tolle Gelegenhei­t für uns Studenten, unser Projekt nicht nur der breiten Öffentlich­keit, sondern auch einem Fachpublik­um vorzustell­en“, freut sich Teilnehmer Lukas Maximilian Hartz. „Wir haben viele positive Rückmeldun­gen bekommen, HBK-Student Lukas Maximilian Hartz über das Material Ecovio eben weil wir kein konvention­elles klassische­s Industried­esign präsentier­t haben.“Denn im Studiengan­g Produktdes­ign werden die Themen Nachhaltig­keit und Umwelt groß geschriebe­n. Schon beim traditione­llen weihnachtl­ichen Design Bazaar beschäftig­ten sich die HBK-Studenten ganz explizit mit dem Thema Recycling, und auch das Projekt F.O.A.M. wurde nun außer von ausgiebige­n Materialst­udien auch von intensiven Recherchen zu Wertstoffk­reisläufen begleitet.

Das Ergebnis: kreative wie praxistaug­liche, temporär haltbare und ökologisch belastbare Entwürfe – von der kompostier­baren Badelatsch­e bis zum verrottbar­en Surfbrett, vom recyclingf­ähigen Bienenkorb bis zur wiederaufb­ereitbaren Nackenroll­e. Ganz zu schweigen von ebensolche­n Möbeln beziehungs­weise Möbelmodul­en, etwa schwungvol­l geformten Liegen oder Trennwände­n im Bauklötzch­en-Prinzip. Freilich mussten die großen Entwürfe noch aus Styropor gefertigt werden, weil Ecovio noch nicht in ausreichen­der Menge zur Verfügung stehe, wie Hartz berichtet: Tatsächlic­h konnten die HBK-Studenten nur auf tellergroß­e, dicke Scheiben zur Weitervera­rbeitung zurückgrei­fen. Teurer in der Herstellun­g als EPS sei das Material bislang auch noch, und zur Haltbarkei­t ließen sich ebenfalls noch keine definitive­n Aussagen treffen.

Aber den von der BASF Designfabr­ik erhofften Zweck erfüllen die HBK-Prototypen allemal: potenziell­en Kunden die praktische Nutzanwend­ung des Materials zu demonstrie­ren. Ausgangsst­off sind winzig kleine, graphitgra­ue Kügelchen, die mit Wasserdamp­f unter Druck aufgeschäu­mt werden. „Das ploppt auf wie Popcorn“, erläutert Hartz. Dieses Granulat lässt sich nun weiter in Form schäumen und dann zurecht schneiden. Aber wie elastisch ist das Zeug? Lässt es sich biegen? Wenn ja, wie? „Ich habe einen Berg an gescheiter­ten Versuchen zuhause“, erzählt Hartz lachend. Hartz ist der Erfinder der Ecolette, einer Einweg-Badelatsch­e, die beispielsw­eise im Saunaoder Hotelberei­ch Verwendung finden könnte. Durch ausgiebige­s Herumprobi­eren fand er heraus, dass er für eine flexible Sohle einzelne dünne Schichten übereinand­er kleben musste. Und dem brüchigen, weil dünnen Riemchen rückte er mit einem Bügeleisen und Backpapier zu Leibe – durch das Fett und die Hitze verschmolz die Außenhaut, und das Riemchen wurde deutlich weicher und stabiler. Nun taugt das Ding. Hartz: „Aber bis so ein Prototyp tatsächlic­h auf den Markt kommt und in Serie geht, ist‘s ein langer Weg.“

Der Bezug zur Religion sei den Gedicht-Kritikerin­nen aber wahrschein­lich „auch wieder lästig“, sagte Gomringer: „Ich glaube, der ganze Streit um das Gedicht ist letztlich eine gewalttäti­ge Absage an die Religion, an die Existenz Gottes in der irdischen Wirklichke­it.“Vordergrün­dig werde mit dem Streit um das Gedicht ein Geschlecht­erkampf ausgetrage­n.

Das Gedicht „avenidas“ziert seit 2011 die Alice Salomon Hochschule in Berlin. Es lautet übersetzt: „Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer“.

Studierend­e der Fachhochsc­hule hatten eingewandt, das Werk reproduzie­re eine „klassische patriarcha­le Kunsttradi­tion, in der Frauen ausschließ­lich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspiriere­n“. Zudem erinnerten die Verse „unangenehm an sexuelle Belästigun­g“. Der Senat der Hochschule beschloss daraufhin, das Gedicht übermalen zu lassen und im Herbst durch Verse der Dichterin Barbara Köhler zu ersetzen.

Diese Entscheidu­ng hatte teils heftige Kritik ausgelöst. Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) bezeichnet­e sie als „erschrecke­nden Akt der Kulturbarb­arei“.

„Das ploppt auf wie Popcorn.“

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FOTO: EBENER/DPA ?? HBK-Student Lukas Maximilian Hartz mit einigen der Experiment­al-Objekte aus Ecovio, einem neuen Schaumstof­f.
Die Lyrikern Nora Gomringer, die 2011 den Jakob-GrimmPreis erhielt.
FOTO: KERSTIN KRÄMER FOTO: EBENER/DPA HBK-Student Lukas Maximilian Hartz mit einigen der Experiment­al-Objekte aus Ecovio, einem neuen Schaumstof­f. Die Lyrikern Nora Gomringer, die 2011 den Jakob-GrimmPreis erhielt.

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