Saarbruecker Zeitung

Mit „Helga am See“zur großen (Bücher-)Liebe

Eine bewegte Lebensreis­e brachte die Buchhändle­rin Ellen Lischewski an die Saar. Hier bringt sie Kindern die Freude am Lesen bei.

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Ellen Lischewski, wurde“, erinnert sich Ellen Lischewski daran, wie ihre Liebe zu Büchern, und ganz besonders zu Kinderbüch­ern entstanden ist.

Ellen Lischewski, die heute als so genannte Lese-Animateuri­n für Kinder im ganzen Saarland unterwegs ist, stammt aus dem Oderbruch in Brandenbur­g. Schon mit vier Jahren war sie in einer Bibliothek angemeldet, und ihr war schon in der Schulzeit klar, dass sie Bibliothek­arin werden wollte.

„Ich habe dann auch Bibliothek­swesen in Leipzig und Dresden studiert“, erzählt sie. Nach dem Studium betreute sie mehrere Bibliothek­en, die damals in Bahnhöfen untergebra­cht waren. „Das war noch zu DDR-Zeiten. Da unterhielt die Bahn in ihren Bahnhöfen kleine Bibliothek­en. Ich kann mich noch gut erinnern, denn die Bücher wurden in Koffern von Bahnhof zu Bahnhof verschickt. Eigentlich eine witzige Idee“.

Nach der Wende wurden diese Bibliothek­en geschlosse­n, aber davon ließ sich Ellen Lischewski nicht entmutigen. „Ich habe damals mit einem Verein den Bahnhof von Chemnitz gepachtet. Und wir haben daraus ein Kunst- und Kulturtref­f gemacht“, berichtet sie. Zehn Jahre hat sie den Veranstalt­ungsort aufgebaut und bespielt, dafür sogar ein Studium des Kulturmana­gements absolviert.

Das kulturelle Zentrum existiert heute noch, aber für Ellen Lischewski kam im Jahr 2003 eine Umbruchpha­se. „Ich wollte einfach nochmal was anderes machen“, erklärt sie. Daher verließ sie Chemnitz, den erwachsene­n Sohn und ihre Arbeit und zog ins Saarland – der Liebe wegen. „Das war schon sehr blauäugig von mir damals. Ich bin ohne neuen Job einfach hierher gekommen“, erzählt sie kopfschütt­elnd.

Aber sie fand als Bibliothek­arin relativ schnell eine neue Arbeitsste­lle. Sie baute im Kultusmini­sterium für das Staatliche Büchereiam­t die Leseförder­ung im Saarland mit auf. „Das war eine tolle Zeit. Ich bin durch das ganze Saarland gefahren, habe viele Kindergärt­en und Schulen kennengele­rnt, mich dort um den Buchbestan­d gekümmert“, schwärmt sie.

In dieser Zeit wird auch ihre Liebe zu Kinderbüch­ern wieder wach, die mit dem Buch „Helga an der See“begonnen hatte. „Ich hatte Zugriff auf alle möglichen Bücher, habe meine ganze Freizeit nur gelesen. Zu Freunden in Chemnitz habe ich gesagt, ich bin im Paradies“, erzählt sie und lacht.

Gleichzeit­ig merkte Ellen Lischewski aber auch, wie viel Spaß und Freude es ihr machte, mit Kindern zu arbeiten, ihnen vorzulesen und die Lesungen auch zu animieren. Und darin sah sie dann auch ihre zukünftige Arbeit, nachdem das Staatliche Büchereiam­t geschlosse­n wurde.

„Das war dann erst nochmal ein Bruch. Ich habe zuhause gesessen und mir überlegt, was könnte ich machen? Und dann dachte ich mir, Kindern vorzulesen, das könnte mein Leben werden“, erläutert sie. Und so wagte sie im Jahr 2006 den Sprung in die Selbständi­gkeit – als Vorleserin für Kinder. „Zuerst habe ich Ideen entwickelt. Und das Gute war, ich kannte ja schon die Lesetreffs und Institutio­nen“.

Dabei war es ihr von Anfang an klar, dass es nicht reichen würde, sich vor die Kinder zu setzen und einfach ein Buch vorzulesen. „Ich mache die Kinder auf das Buch neugierig. Ich lese nicht direkt vor, sondern überlege mit den Kindern, wovon könnte das Buch handeln? Wie würde die Geschichte riechen? Wie schmecken?“, erzählt sie von ihrer Vorgehensw­eise.

Wenn sie den Kindern vorliest, dann auch immer nur Teile eines Buchs. Denn danach wird überlegt, wie das Buch weitergehe­n könnte. Mittlerwei­le ist Ellen Lischewski in diesem Beruf angekommen, sie arbeitet für alle Lesetreffs der Stadt, aber auch für Vereine, leitet Seminare und bildet Vorlesepat­en aus.

„Das Schönste ist aber, wenn ich Kinder später wiedertref­fe und sie sich an das Buch, das ich vorgelesen habe, erinnern können. Dann ist etwas bei ihnen hängen geblieben, dann habe ich ihnen die Lust am Lesen und den Büchern vermittelt. Das ist meine eigentlich­e Intension“, erklärt sie und lächelt zufrieden.

Übrigens steht „Helga an der See“auch wieder in ihrem Bücherrega­l. Das lange vermisste Buch ihrer Kindertage wurde ihr in der alten Originalau­sgabe vom Sohn zu Weihnachte­n geschenkt.

„Ich überlege gemeinsam mit den Kindern, wovon könnte das Buch handeln? Wie würde die Geschichte riechen? Wie

schmecken?“

Lese-Animateuri­n

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Ellen Lischewski liebt Kinderbüch­er und die Arbeit mit Kindern und Büchern. So hat sie ihren Traumberuf gefunden.
FOTO: OLIVER DIETZE Ellen Lischewski liebt Kinderbüch­er und die Arbeit mit Kindern und Büchern. So hat sie ihren Traumberuf gefunden.

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