Wenn Siege zur Belastung werden
2014 hatte Shaun White die meisten „Likes“aller Athleten, doch in der Halfpipe ging er erstmals leer aus. Der Snowboard-Superstar ist nach schwierigen Monaten wild entschlossen, in Südkorea die Schmach zu tilgen.
immer neuen, immer verrückteren Tricks. Doch das ewige Siegenmüssen wurde zur Belastung. „Wenn du einmal gewonnen hast, musst du es wieder tun. Und wieder. Und wieder und wieder und wieder – das ist ein großes Problem“, sagt White. Er verlor seinen „Drive“, wie er sagt – und in Sotschi Gold.
Mit einem Schlag war aus der unbesiegbaren Maschine White ein Mensch geworden. Für ihn war es der Anlass, alles auf Null zu stellen. Neues Management, neuer Physio, neuer Trainer – White erfand sich neu. Er kletterte wie früher einfach irgendwo auf einen Berg und fuhr ihn hinunter, nur so, aus Spaß am Boarden. Jetzt, sagt er, liebe er seinen Sport wieder.
Aber: Sein Sport hat sich weiterentwickelt, White gibt den Standard nicht mehr alleine vor. Weil er das spürt, versucht er, das Limit weiter ins Unmögliche zu verschieben. Im vergangenen Oktober übertrieb er es. Beim Training in Neuseeland stürzte er beim Versuch, einen sogenannten „Cab Double Cork 1440“hinzustellen, mit dem Gesicht voraus auf die Kante der Pipe. Neben einer Lungenquetschung zog er sich Schnitte im Gesicht zu, die mit 62 Stichen genäht werden mussten.
White sagt, er habe sich danach im Spiegel nicht mehr erkannt, aber es seien „die schweren Zeiten, die dich als Menschen definieren“. Das Rennen um einen Platz im starken US-Olympiateam wurde für ihn zum Wettlauf mit der Zeit, im Dezember resignierte er beinahe. Doch im Januar nutzte er in Aspen seine vorletzte Chance – mit dem Traumscore 100. Und jetzt? Der Australier Scotty James und Ayumu Hirano aus Japan haben das Limit bei den X-Games, die White krankheitsbedingt verpasste, noch ein bisschen weiter verschoben. Aber, sagt White: „Ich glaube nicht, dass wir meinen besten Lauf schon gesehen haben.“