Saarbruecker Zeitung

In Wolfsburg wächst der Druck

Trotz 112 Millionen Euro für Neuzugänge in den vergangene­n 13 Monaten steckt der VfL wieder im Abstiegska­mpf.

-

Martin Schmidt

„Der Druck steigt. Es ist vielleicht schon drei Minuten vor zwölf“, sagte Schmidt nach dem 1:3 (0:2) am Sonntag bei Werder Bremen sichtlich bedient. Der nächste Minus-Auftritt seiner Millionent­ruppe hatte dem Schweizer die Laune gründlich verhagelt. „Die Niederlage schmerzt und tut sehr weh. Jetzt wissen alle, was die Stunde geschlagen hat. Jetzt müssen wir zusammenst­ehen, uns aufbäumen und gegen den Trend wehren.“

Zusammenst­ehen? Aufbäumen? Wehren? Dazu hatten die Wölfe unter „Wunschtrai­ner“Schmidt nun 18 Ligaspiele lang Zeit. Der Ertrag ist bescheiden. Auch der 50-Jährige schaffte es bislang nicht, aus der Ansammlung von talentiert­en und teuren Einzelkönn­ern endlich eine Mannschaft zu formen – und so schrillen am Mittelland­kanal mal wieder unüberhörb­ar die Alarmglock­en. Das Schreckges­penst einer erneuten Relegation geht angesichts von nur noch vier Punkten Abstand zu Platz 16 um. „Wir müssen im inneren Zirkel die Dinge genau durchleuch­ten“, sagte VfL-Sportchef Olaf Rebbe. Man werde jetzt „hinter verschloss­enen Türen“analysiere­n und nach Mitteln und Wegen fahnden, „die wir anwenden, um Besserung herbeizufü­hren“. Jeder müsse sich „an die eigene Nase fassen, ob die Vorgaben eingehalte­n werden“.

Der Ton in Wolfsburg wird rauer. Neben Schmidt gerät beim Pokalsiege­r von 2015 zunehmend auch Rebbe in die Schusslini­e. Das Schicksal des Trainers dürfte eng mit seinem eigenen verbunden sein, immerhin war Schmidt im Herbst die erste Wahl des sportliche­n Leiters bei der Nachfolge von Andries Jonker.

Auch sonst fällt die Bilanz von Rebbe ziemlich bescheiden aus. 17 neue Spieler lotste der 39-Jährige zum VfL, seitdem er Anfang 2017 das Amt von Klaus Allofs übernahm, und gab in nur 13 Monaten satte 112 Millionen Euro für Neuzugänge aus. Schmidt ist nach Jonker und Valérien Ismaël bereits der dritte Trainer in Rebbes Amtszeit. Kein Wunder also, dass in Wolfsburg bereits der Name des Bundesliga-erfahrenen Managers Jörg Schmadtke die Runde macht.

„Es liegt nicht an irgendeine­m Manager oder Trainer“, sagte Kapitän Maximilian Arnold unter dem Eindruck der desolaten ersten Hälfte in Bremen: „Wir als Team sind schuld an der Situation. Was wir spielen, ist absolut scheiße.“Erst nach einem Donnerwett­er von Schmidt in der Pause wachten die VfL-Stars auf. „Es war laut, sehr laut. Ein paar Blechkiste­n mussten dran glauben“, berichtete Schmidt. Für die Wende reichte das aber nicht mehr.

„Es ist vielleicht schon drei Minuten vor zwölf.“

Trainer des VfL Wolfsburg

 ?? FOTO: IMAGO ?? Zum Haareraufe­n: Wolfsburgs Trainer Martin Schmidt (links) und VfL-Sportchef Olaf Rebbe stehen angesichts der Bilanz mit nur drei Siegen aus den vergangene­n 18 Bundesliga-Spielen immer mehr in der Kritik.
FOTO: IMAGO Zum Haareraufe­n: Wolfsburgs Trainer Martin Schmidt (links) und VfL-Sportchef Olaf Rebbe stehen angesichts der Bilanz mit nur drei Siegen aus den vergangene­n 18 Bundesliga-Spielen immer mehr in der Kritik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany