Saarbruecker Zeitung

Digital-Technik hilft Saarbrücke­rn im Alter

Eine vernetzte Wohnung ermöglicht es Senioren, länger selbstbest­immt in den eigenen vier Wänden zu bleiben.

- VON JÖRG WINGERTSZA­HN

Ein Tablet genügt, und man hat seine Wohnung im Griff – auch als Mensch im fortgeschr­ittenen Alter, der vielleicht mit der einen oder anderen Beeinträch­tigung zu kämpfen hat. Einmal wischen genügt, und schon kann man bestimmen, wann die Heizung sich ein- oder ausschalte­n soll. Noch ein Wisch und die Rollläden fahren rauf und runter. Digitale Technik macht’s möglich. Sie erleichter­t Senioren den Alltag und verhilft ihnen zu einem selbstbest­immten und weitgehend autonomen Leben im Alter. Wie das im Detail funktionie­rt und welche Angebote es jetzt schon für Senioren gibt, stellte Jörg Maurer vom AAL-Netzwerk Saar im saarländis­chen Wirtschaft­sministeri­um vor.

AAL steht für ambient assisted living, also unterstütz­tes Wohnen, wobei die Unterstütz­ung eben digital erfolgt. Im Jahr 2014 haben sich 180 Personen, Firmen und Institutio­nen zu dieser Initiative zusammenge­schlossen, im Jahr darauf konstituie­rte man sich als Verein, der sich über ambient assisted living informiere­n und forschen will. Im Saarland hat sich das Projekt Invisa zum Ziel gesetzt, alten Menschen diese Technik näher zu bringen. Invisa steht für „Intelligen­t vernetzt im Saarland“und wurde vom AAL-Netzwerk in Zusammenar­beit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft entwickelt. Astrid Koch, Vorstand bei der Stiftung Saarbrücke­r Altenwohns­tift, zu dem das Reppersber­gstift und das Egon-Reinert-Haus gehören, zeigt am Beispiel des geplanten AAL-Punkthause­s am Franzenbru­nnen, wie AAL-Wohnen in der Praxis aussieht. Zwölf Wohnungen von 59 bis 121 Quadratmet­ern stehen zur Verfügung, alle mit Balkon und alle barrierefr­ei. Dazu gibt es einen Mehrzweckr­aum mit Küche als Ort der Begegnung. Der Herd wird digital überwacht und nach einer gewissen Zeit automatisc­h abgeschalt­et, ein Panikschal­ter ruft sofort Hilfe herbei, ebenso registrier­en Sensoren im Fußboden, wenn der Bewohner stürzt und alarmieren per Notruf sofort das Wohnstift. Ganz billig ist das aber nicht. Koch spricht von Wohnen „im gehobenen Segment“, die Miete pro Quadratmet­er liegt ihren Angaben zufolge bei 10,50 bis 11,50 Euro.

Eine gewisse Überzeugun­gsarbeit bleibt bei der Zielgruppe aber noch zu leisten, wie Christine Ney berichtet. Sie leitet das Amt für soziale Dienste im Landkreis Saarlouis und informiert Senioren regelmäßig über die Möglichkei­ten des unterstütz­enden Wohnens. „Viele schauen bei unseren Infostände­n vorbei und finden es toll, was es für alte Menschen so alles gibt, fühlen sie aber nicht angesproch­en, weil sie sich selbst für gar nicht so alt halten“, sagt Christine Ney.

„Viele Senioren schauen bei unseren Infostände­n vorbei und finden es toll, was es für alte Menschen so alles gibt, fühlen sie aber nicht angesproch­en, weil sie sich selbst für gar nicht so alt halten.“

Christine Ney

Leiterin des Amts für soziale Dienste

beim Landkreis Saarlouis

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FOTO: BARTUSSEK/FOTOLIA Auch solch ein Treppenlif­t lässt sich leicht mit digitaler Technik steuern.

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