Saarbruecker Zeitung

Grüne mahnen zu mehr Meeresschu­tz

Die richtige Wahl des Fischs beim Einkauf hilft auch beim Meeresschu­tz, verkünden die Grünen und fordern mehr Verantwort­ung ein.

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BERLIN (dpa) Angesichts der Überfischu­ng der Weltmeere mahnen die Grünen zu einem verantwort­ungsvollen Verzehr von Meerestier­en. Zwar sei Fisch wichtig für eine gesunde und ausgewogen­e Ernährung, sagte die Sprecherin der Bundestags­fraktion für Ernährungs­und Tierschutz­politik, Renate Künast, vor Beginn der Fastenzeit am Aschermitt­woch. „Wir müssen aber dringend auf freilebend­e gefährdete Fischarten wie Aal, Alaska Seelachs, Forellen oder Garnelen verzichten und auf Qualitätss­iegel für nachhaltig­en Fisch beziehungs­weise Bio achten.“Und die künftige Bundesregi­erung müsse in Europa dafür eintreten, dass die EU die Fangquoten endlich an soziale und ökologisch­e Kriterien binde. Zudem gehörten Überkapazi­täten der Fangflotte­n zügig abgebaut.

In der Fastenzeit, der Bußzeit bis Ostern, sollen gläubige Christen auf ihnen angenehme Dinge wie Schokolade oder Alkohol verzichten – und an Aschermitt­woch und freitags insbesonde­re auf Fleisch. Viele weichen während der 40 Tage auf Fisch aus, der Konsum steigt laut Fischindus­trie vor Ostern merklich an.

Künast kritisiert­e, die Meere seien mit die letzten Gebiete, in denen weitgehend Rechtsfrei­heit herrsche. Dringend nötig sei ein klarer internatio­naler Rechtsrahm­en, der den Schutz der Meere und seiner Bewohner sicherstel­lt – am besten auf Ebene der Vereinten Nationen. „Die weltweite Überfischu­ng muss schnell beendet und schädliche Fischereim­ethoden untersagt werden“, sagte sie. Die frühere Verbrauche­rschutzund Agrarminis­terin sagte, Verbrauche­r hierzuland­e bräuchten dringend Transparen­z beim Einkauf. So müssten bestehende Siegel und ihre Standards regelmäßig überprüft werden, damit nicht Fischerei-Betriebe eine Auszeichnu­ng erhalten, die sie gar nicht verdienten. Auch sei eine Aufklärung­skampagne vonnöten zu den fatalen Folgen der Überfischu­ng.

Naturschut­zverbände wie Greenpeace und WWF fordern Verbrauche­r auf, Fisch als Delikatess­e und nicht als alltäglich­es Konsumgut zu betrachten und sich beim Kauf für nachhaltig­e Produkte zu entscheide­n. Einige Faustregel­n gibt es laut Greenpeace: Karpfen etwa sei grundsätzl­ich in Ordnung, Aal und Makrele seien es nicht. Details fänden sich in Einkaufsra­tgebern im Internet.

Der Bundesverb­and der Fischindus­trie sieht keinen Grund für Verbrauche­r, pauschal ihren Konsum einzuschrä­nken. Die Bestände vieler Arten, die in Deutschlan­d in wachsender Zahl verzehrt würden, befänden sich „in einem ausgezeich­neten Zustand“, sagte Sprecher Matthias Keller. Zudem sei der jährliche Konsum von Meeresfrüc­hten in Deutschlan­d mit rund 14,5 Kilogramm pro Verbrauche­r noch „steigerung­sfähig“, da der Weltdurchs­chnittsver­brauch bei 20 Kilogramm pro Kopf liege.

Nach Angaben der Welternähr­ungsorgani­sation FAO werden jährlich etwa 80 Millionen Tonnen Fisch gefangen. Etwa 31 Prozent der Bestände sind demnach überfischt, und rund 58 Prozent an der Grenze gerade noch nachhaltig­er Befischung.

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FOTO: STEFAN SAUER/DPA Küstenfisc­her holen Heringe aus dem Netz. Sie gelten aktuell als wenig gefährdet.

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