Verzweifelte Flucht mit Folgen
Der „Aufbruch ins Ungewisse“wird für eine Familie zur emotionalen Belastungsprobe.
SAARBRÜCKEN (ry) In naher Zukunft: Europa ist im Chaos versunken. Rechtsextreme haben in vielen Ländern die Macht übernommen. Aus dem demokratischen Staat, der Deutschland einmal war, ist ein totalitäres System geworden, das Andersdenkende, Muslime und Homosexuelle verfolgt. Jan Schneider (Fabian Busch) hat sich als Anwalt auf die Seite enteigneter Opfer gestellt. Als er erfährt, dass ihn das Regime erneut ins Gefängnis stecken will, beschließt er, zu fliehen. Sein Ziel ist die Südafrikanische Union, die nach einem Wirtschaftsboom politische und ökonomische Stabilität genießt.
Ein Frachter soll ihn, seine Frau Sarah (Maria Simon) und die beiden Kinder Nora (Athena Strates) und Nick (Ben Gertz) gemeinsam mit anderen Flüchtlingen nach Kapstadt bringen, doch die Schlepper setzen ihre Passagiere in viel zu kleinen Booten vor der Küste Namibias aus. Auf rauer See kommt es zur Katastrophe, der kleine Nick geht verloren, und niemand weiß, ob er das Ufer erreichen konnte. Voller Verzweiflung begeht Sarah einen Fehler: Sie lässt sich in Namibia registrieren, einem angeblich sicheren Drittstaat, der tatsächlich aber seit Kurzem alle Flüchtlinge in ihre Herkunftsländer abschiebt. Unter lebensgefährlichen Umständen geht die Flucht bis nach Südafrika weiter, wo die Flüchtlinge im Lager darauf warten, zum Asylverfahren zugelassen zu werden. Zum Nichtstun verdammt, bleibt der Familie nichts als die Hoffnung, dass Nick doch noch gefunden wird und man sich eine gemeinsame Zukunft aufbauen kann.
In Kai Wessels Flüchtlingsdrama werden die Rollen vertauscht, denn hier fliehen Europäer nach Afrika und nicht umgekehrt. Diese Ausgangssituation bietet Stoff für ein packendes, emotionales Drama. Diese Idee auf 90 Minuten herunterzubrechen und in eine spannende Geschichte zu packen, war für Wessels unheimlich schwierig. „Die Idee war, die Geschichte komplett aus der Perspektive einer aus Deutschland flüchtenden Familie zu erzählen und damit subjektiv zu werden. Das hat der Grundidee Kraft und Sinnlichkeit verliehen. Natürlich mussten wir auch immer im Auge behalten, wie die Realität heute aussieht und wie wir sie im Film, der ja in der Zukunft spielt, spiegeln können. Im Zentrum aber sollte die Geschichte eines klassischen Mittelschichtenpaares mit Kindern stehen.“Der Grund, weshalb Wessels die Hauptrollen mit Fabian Busch und Maria Simon besetzte, war vor allem ihre Chemie, denn ihn hat es „beeindruckt, dass sie sich gleich so nah waren, als Paar, obwohl sie noch nie über eine längere Strecke zusammen gespielt haben.“
Aufbruch ins Ungewisse, 20.15 Uhr, ARD