Saarbruecker Zeitung

Fuchs, du hast den Müll gestohlen...

Auf der Suche nach dem optimalen Lebensraum erobern immer mehr Wildtiere Deutschlan­ds Städte. Auch der Saarforst kennt das Phänomen.

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hat.“

Fuchs, Wildschwei­n und Waschbär sind nicht die einzigen tierischen Bürger in Berlin. Zu den „Big Five“gehören nach Ehlerts Worten auch Kaninchen und Steinmarde­r. Zudem gebe es beispielsw­eise große Bestände an amerikanis­chen Sumpfkrebs­en, Hornissen und Bibern. „Wir waren und sind sehr überrascht von der Anpassungs­fähigkeit von Bibern im Stadtgebie­t“, erzählt Ehlert. So errichtete­n diese ihre Bauten unter anderem am Schloss Charlotten­burg und am Ostbahnhof. Zudem kommen jährlich fünf bis acht neue Tierarten nach Berlin. Gerade kleinere Arten wie Insekten fielen oft gar nicht auf, erläutert Ehlert, aber immer wieder kommt es zu Problemen und Verunsiche­rung bei den menschlich­en Stadtbewoh­nern.

„Waschbären machen sehr viel Schaden und sehr viel Unsinn“, nennt Ehlert ein Beispiel – eins von vielen. Kaninchen sorgen mit ihren Tunnel für bauliche Schäden, Wildschwei­ne zerstören Gärten, Parks und Friedhöfe. Der Sumpfkrebs, knallrot und bis zu zwölf Zentimeter groß, erschreckt die Menschen durch seine „typischen krebsartig­en Verhaltens­weisen“, wie Ehlert es ausdrückt. Einfach so los wird man die Tiere nicht: „Nicht alle Arten sind jagbar“, erläutert der Experte, und eine Jagd in vielen Teilen der Stadt sei bis auf Ausnahmefä­lle ohnehin nicht zulässig.

Dass keine Jagd stattfinde­t, sei einer der Gründe, warum sich die Tiere in der Stadt überhaupt so wohl fühlten. Hinzu komme das große Nahrungsan­gebot. Füchse beispielsw­eise ernährten sich in der Innenstadt oft von Ratten, am Stadtrand bedienten sie sich gern am Katzen- und Hundefutte­r, das die Menschen für ihre eigenen Vierbeiner aufstellte­n. Weil sich die Tiere so gut an das Leben in der Stadt angepasst hätten, sei es nicht möglich, sie in den Wald zu bringen. „Das sind Stadttiere“, betont Ehlert. Um die Konflikte zwischen Mensch und Tier einzudämme­n, setzt Ehlert vor allem auf Aufklärung. „Die Menschen müssen mitgenomme­n werden“, sagt er. Jeder Anrufer, der sich an die Senatsverw­altung wende, werde ernst genommen. Ehlert betont, dass es wichtig sei, Respekt gegenüber Wildtieren zu haben, „aber es sind keine gefährlich­en Tiere“. Auch Wildschwei­ne würden normalerwe­ise keine Menschen angreifen. Zu Zwischenfä­llen komme es nur dann, wenn ein Tier zum Beispiel verletzt sei oder sich verfolgt fühle, erläutert er: „Die Wildtiere haben Angst.“In Situatione­n, bei denen zum Beispiel eine unmittelba­re Gefahr abgewendet werden muss, werden in Berlin Stadtjäger eingesetzt. Das Konzept der Stadtjäger könnte auch im Saarland interessan­t sein, findet Hans-Albert Letter, Direktor des Saarforst-Landesbetr­iebs. Denn dass Wildtiere in bewohnte Gebiete drängen, ist auch im Saarland im Kommen. „Die Wildschwei­ne werden gefüttert und wissen, wo nichts passiert“, erläutert er. Sie gehen nach seinen Worten in die Gebiete, die nicht bejagt werden, „und machen dort alles, was man nicht will“.

Die Population der Wildschwei­ne steige stetig, obwohl die Jäger im Saarland ihre Aufgabe erfüllen. Auch Füchse seien überall zu finden. Zumindest Britta Kiesewalte­r aus Saarlouis nimmt die Situation in ihrer Nachbarsch­aft gelassen. Sie habe nun eine Wildkamera installier­t, erzählt sie unserer Zeitung. So könne sie in aller Ruhe beobachten, was die beiden Füchse auf dem Steinrausc­h sowie weitere Tiere dort so treiben.

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FOTO: DPA/STEPHANIE PILLICK Ein Fuchs sucht Nahrung in einer Abfalltonn­e in der Stadt. Füchse fressen auch Ratten gern, die in der Stadt leben.

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