Saarbruecker Zeitung

Pendlerzüg­e haben noch kein einheitlic­hes Notfallsys­tem

Ein Jahr nach dem tödlichen Unfall in Luxemburg sind französisc­he Regionalba­hnen immer noch nicht auf das europäisch­e Steuerungs­system umgestiege­n.

- VON HÉLÈNE MAILLASSON Produktion dieser Seite: Stephanie Schwarz Oliver Schwambach

Bettemburg kurz vor 9 Uhr: Die Rettungskr­äfte sind alarmiert und eilen zur Unglücksst­elle, wo eine Regionalba­hn gerade mit einem Güterzug frontal zusammen gestoßen ist. Der Güterzugfü­hrer wird ins Krankenhau­s gebracht. Auch die Schaffneri­n des Personenzu­gs ist verletzt. Für den Regionalba­hnführer kommt aber jede Hilfe zu spät. Er kann nur noch tot aus dem Wrack geborgen werden.

Diese dramatisch­en Szenen spielten sich heute vor genau einem Jahr in Luxemburg ab. Und es war nicht das erste Mal, dass ein Zugunfall im Großherzog­tum Leben kostete. 2006 waren ein paar Kilometer weiter in der Nähe von Zoufftgen (Lothringen) sechs Menschen nach einem ähnlichen frontalen Zusammenpr­all zweier Züge gestorben. Glück im Unglück war, dass zum Unfallzeit­punkt vor genau einem Jahr keine Passagiere mit der Regionalba­hn Richtung Frankreich unterwegs waren.

Die Ermittlung­en im vergangene­n Februar zeigten, dass die Technik versagte, als ein Stopp-Signal nicht erkannt wurde. Genau um solche Frontalzus­ammenstöße zu verhindern, wenn Züge auf eingleisig­en Bahnstreck­en verkehren, wurde in der EU das Zugsteueru­ngssystem ETCS eingeführt. Werden rote Signale nicht beachtet, soll dieses Sicherheit­ssystem den Zug stoppen. Damit es funktionie­rt, müssen sowohl die Gleise als auch die Züge damit ausgestatt­et werden. Zum Zeitpunkt des Unglücks im vergangene­n Jahr hatte der luxemburgi­sche Verkehrsmi­nister François Bausch mitgeteilt, dass 51 Prozent der luxemburgi­schen Passagierz­üge mit ETCS fahren und man diese Zahl rasch erhöhen wolle. Ein Jahr nach dem Unfall ist auf luxemburgi­scher Seite das Problem offenbar gelöst. „Seit Ende 2017 fahren alle unsere Passagierz­üge mit dem ETCS-System“, bestätigte auf Anfrage eine Sprecherin der luxemburgi­schen Bahngesell­schaft CFL.

Doch nicht alle Züge Richtung Großherzog­tum sind auch CFL-Züge. Der grenzübers­chreitende Verkehr wird ebenso von der französisc­hen Bahn SNCF bedient. Und hier hinken die Ausrüstung­spläne hinterher. Auf den Gleisen sieht es zwar gut aus. Die Strecke zwischen Uckange und Luxemburg ist am Boden mit dem modernen Sicherheit­ssystem ausgestatt­et, wie SNCF-Sprecherin Sophie Huraux berichtet. Zurzeit werde das System dennoch ausschließ­lich von den Schnellzüg­en TGV genutzt, die Paris mit Luxemburg-Stadt verbinden. „Was die Regionalzü­ge TER angeht, ist kein Wagen mit dem ETCS-System ausgestatt­et“, sagt Huraux. Zurzeit laufe ein Projekt, um die Wagen, die im grenzübers­chreitende­n Verkehr nach Luxemburg eingesetzt werden, auszurüste­n. So schnell wird die Umstellung aber nicht passieren. „Die erste Fahrt mit dem ETCS ist für den 1. Juli 2019 geplant“, kündigt die Sprecherin an. Bis Ende Juni 2020 soll der komplette grenzübers­chreitende Fuhrpark der SNCF, 25 Zugwagen, damit ausgestatt­et sein.

 ?? FOTO: ROLF RUPPENTHAL ?? Vor einem Jahr kollidiert­en in Luxemburg eine Regionalba­hn und ein Güterzug. Ein Lokführer starb bei dem Unfall.
FOTO: ROLF RUPPENTHAL Vor einem Jahr kollidiert­en in Luxemburg eine Regionalba­hn und ein Güterzug. Ein Lokführer starb bei dem Unfall.

Newspapers in German

Newspapers from Germany