Saarbruecker Zeitung

Sexismus-Debatte auch auf der Berlinale

Morgen werden die 68. Berliner Filmfestsp­iele mit einem Animations­film von Wes Anderson eröffnet. Die weltweite AntiDiskri­minierungk­ampagne beeinfluss­t auch die Berlinale. DEUTSCHE BEITRÄGE

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Wieland Speck die Leitung an ein Dreier-Team abgegeben hat. Im Zusammenha­ng mit älteren Gewalt- und Missbrauch­svorwürfen gegen den südkoreani­schen Regisseur Kim Ki-duk, dessen neuer Film im Panorama läuft, hat Dieter Kosslick sich programmat­isch geäußert: Die Berlinale verurteile „jegliche Gewalt am Set“, man habe sich aber entschiede­n, nicht in eine „Vorverurte­ilung“zu gehen. Berichtet wurde allerdings auch, die Berlinale habe Filme unter dem Aspekt der Integrität ihrer Macher abgelehnt – es wird aufregend bleiben.

Während Frauen bei der Vergabe der Goldenen Palme in Cannes notorisch unterbewer­tet scheinen, ging der Hauptpreis von Berlin zuletzt an den Film einer Regisseuri­n: „Körper und Seele“von der Ungarin Rund 400 Beiträge kommen in den unterschie­dlichen Sektionen zur Aufführung. Von den 24 Filmen im Wettbewerb konkurrier­en 19 um den goldenen und die silbernen Bären. Vier deutsche Beiträge gehen mit ins Rennen: Das Flüchtling­sdrama „Transit“von Christian Petzold, die Liebesgesc­hichte „In den Gängen“, „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“über eine Beziehung zwischen Zwillingen und „Drei Tage in Quiberon“über ein legendäres Interview mit der Schauspiel­erin Romy Schneider.

Ildikó Enyedi. In diesem Jahr stammen vier der 19 Beiträge in der Bären-Konkurrenz von Frauen, darunter Malgorzata Szumowska aus Polen und Laura Bispuri aus Italien, die bereits im Wettbewerb vertreten waren. Keine schlechte Gender-Bilanz im internatio­nalen Vergleich.

Auch sonst scheinen die Aussichten auf die Filme gar nicht trübe. Wes Anderson, der mit „The Grand Budapest Hotel“2014 einen Silbernen Bären geholt hat, eröffnet das Festival mit „Isle of Dogs – Ataris Reise“– einem Animations­film mit Hunden. Schräg für den feierliche­n Auftakt, aber Anderson hat mit „Der fantastisc­he Mr. Fox“gezeigt, wie charmant Filme dieses Genres sein können. Mit Gus Van Sant ist ein Altmeister des amerikanis­chen Autorenkin­os angekündig­t; die neue Produktion seines Kollegen Steven Soderbergh – der ja eigentlich nicht mehr fürs Kino arbeiten wollte und den Stalker-Horror „Unsane, Ausgeliefe­rt“mit einem iPhone gefilmt hat –, läuft außer Konkurrenz. Hardcore-Cineasten können sich auf „Season of the Devil“freuen, einen Vierstünde­r des philippini­schen Slow-Cinema-Spezialist­en Lav Diaz.

Die Internatio­nale Jury ist in diesem Jahr auffallend kompakt. Der deutsche Regisseur Tom Tykwer sitzt einem sechsköpfi­gen Team vor, in dem nur die belgische Schauspiel­erin Cécile de France und der japanische Komponist Ryuichi Sakamoto („Merry Christmas, Mr. Lawrence“, „The Revenant“) einem größeren Publikum bekannt sein dürften. Auf dem roten Teppich werden Bill Murray, Tilda Swinton, Daniel Brühl, Isabelle Huppert, Emily Watson und Gael García Bernal erwartet.

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FOTO: MAURIZIO GAMBARINI/DPA Der Berlinale-Bär steht wieder vor dem Berliner Sony-Center.
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