Zu Farbe gewordene Poesie
Das Zentrum für Künstlernachlässe in Saarlouis zeigt Tuschezeichnungen des Luxemburger Künstlers Roger Bertemes.
dem Material. Ausgestellt sind Tuschezeichnungen aus dem Bestand der beiden Söhne des Künstlers, welche die Schau reich bestückt haben. Der Luxemburger, der als einer der bekanntestes zeitgenössischen Künstler des Herzogtums gilt, arbeitete vor allem mit schwarzer Tusche, die er auf gewässertes Chinapapier aufbrachte und so nahezu beliebige Grauabstufungen erzielen konnte. Mit kräftigem Rot, Gelb oder Blau setzte er dann sparsam Kontrapunkte.
Bertemes blieb in den Zeichnungen stets im Abstrakten verhaftet und doch meint man, Landschaften zu erkennen. Auch Sonnenuntergänge, verregnete Felder, Menschen und Dörfer macht das Auge aus. Mit kurzen Gesten aus wenigen, oft dicken Pinselstrichen brachte der Künstler die Farbe auf das Papier. Spritzer und Tropfen suggerieren Emotion und Bewegung. Immer wieder zerschneiden scharfe Linien den Bildraum.
Es entstanden Bilder, deren Objekte zugleich schwer wirken und doch luftig leicht zu schweben scheinen. Die umrisslosen Gebilde täuschen Tiefe vor und sind doch flach. Manche Bilder wirken dramatisch und bewegt gemalt und doch kippen sie nie aus der Ruhe. Eine innere Gesetzmäßigkeit hält sie in der Balance.
Bertemes’ Bilder sind sehr oft in Werkserien entstanden, oftmals schuf er wohl mehrere am Tag, wie die Datierungen in der Signatur verraten. Keines trägt einen Titel. Um sie zu verstehen, genügt aber auch ein Blick in die Gedichte von Bertemes und man erkennt: Gerade die Tuschezeichnungen sind Farbe gewordene Poesie. Angesichts der eher selten gezeigten Arbeiten sollte man sich diese Ausstellung also
nicht entgehen lassen.
Die Ausstellung im Institut für aktuelle Kunst in Saarlouis (Choisyring 10) läuft bis zum 29. März. Di-Fr 14 bis 18 Uhr.