Saarbruecker Zeitung

Ingos Erben servieren weiter Spaghetti

Vor zehn Jahren haben Georgi Mitev und sein Bruder Billy die Kleine Tonhalle neu eröffnet. Sie führen sie seither in der Tradition von Ingo Zickler.

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blieben ein Mythos. Wie die „Kleine Tonhalle“– und wie Ingo.

Georgi war mit dem Mythos vertraut. Er arbeitete in der Gastronomi­e und hing mit Freunden oft bei Ingo in der Tonhalle rum – zum Essen, Kartenspie­len oder um nur etwas zu trinken. Das lag auch daran, dass Bulgarien und die Menschen dort Ingo fasziniert­en. Aus dieser Zeit kannte Georgi zwei Studentinn­en, die bei Ingo in der Küche gearbeitet haben. Mit ihnen hat er das Soßenrezep­t rekonstrui­ert – und es originalge­treu hinbekomme­n.

Mit seinem Bruder Billy, der Koch ist, hat Georgi zwar die Speisekart­e um Pizzen, Flammkuche­n, Salate und ein paar Fleischger­ichte erweitert. Aber ansonsten taten die Brüder das, was die Gäste erwarteten: weiter Spaghetti in den Varianten „Normal“, „Anfänger“und „Kämpfer“servieren und möglichst wenig verändern. „Die Gäste wollen auf den gleichen Stühlen sitzen und die gleichen Gitarren an der Wand haben“, sagt Georgi. Und das alte schwarze Telefon neben dem Tresen wird da auch noch lange hängen. Die Kinder, sagt Georgi, stehen ab und zu davor und schauen neugierig. „Die haben so etwas noch nie gesehen.“

Inzwischen sind Kinder zur Welt gekommen. Es gab Wechsel im Team. Aber auch nach zehn Jahren, sagen die Brüder, mache ihnen die Kneipe noch so viel Spaß wie am Anfang. „Die Leute merken, wenn man keinen Spaß hat“, sagt Georgi. Zu Ingos Stammkunde­n sind inzwischen neue Stammgäste dazugekomm­en. Das ist für Georgi ein Zeichen dafür, dass die Freude, mit der er und sein Team arbeiten, wahrgenomm­en wird.

Und Georgi und Billy haben nicht vor, damit aufzuhören. Gerade erst, erzählt Georgi, wurde der Mietvertra­g für die Kneipe um 20 Jahre verlängert. Er kenne einige Wirte, die sich über ihre Vermieter beklagen. Das könne er nicht. Im Gegenteil. Dem Hausbesitz­er sei nicht egal, was passiert. Er sei froh, dass es die „Kleine Tonhalle“gibt. Und damit sei klar: „Die Versorgung mit den Spaghetti ist zwei weitere Jahrzehnte gesichert.“Was immer in den kommenden 20 Jahren sonst noch passiert. Eins gilt für Georgi als sicher: „Die geheimen Zutaten von Ingos Rezept werden wir nicht verraten.“

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FOTOS: MARTIN ROLSHAUSEN Billy, links, und Georgi mit einer normalen Portion Spaghetti in der kleinen Tonhalle.
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Die „Kleine Tonhalle“in der Wilhelm-Heinrich-Straße in Alt-Saarbrücke­n.

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