Saarbruecker Zeitung

Kulturdenk­mal existiert nicht mehr

Das denkmalges­chützte historisch­e Stellwerks­gebäude im westlichen Bereich des Bahnhofs Lebach wurde vor einigen Monaten abgerissen. Bahnfreund­e sind entsetzt.

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Brand. Die enttäuscht­en Eisenbahnf­ans fragen sich jedoch, wie der Abriss in Einklang zu bringen ist mit dem Denkmalsch­utz. Stellwerk LW, 1910/1911 zeitgleich mit dem Lebacher Fahrdienst­leiterstel­lwerk LF gebaut, war am 29. November 1990 als schützensw­ertes Kulturdenk­mal ausgewiese­n worden. Die Anregung dazu kam von Alois Bauer, einem damals in Landsweile­r wohnenden Bahnfreund.

„Für die Eisenbahng­eschichte des Saarlandes sind die mechanisch­en Lebacher Stellwerke von besonderer Bedeutung“, schrieb der damalige stellvertr­etende Landeskons­ervator Georg Skalecki an die Bundesbahn­direktion. Der Denkmalsch­utz erstrecke sich auf die gesamte bauliche Anlage, einschließ­lich Hebel, Spannwerke und Drahtzugei­nrichtunge­n, hieß es in dem Schreiben von 1990.

„Von diesen Vorgaben haben die Eigentümer ja fast nichts umgesetzt“, kritisiert der Theologe und Bahnfreund Bauer. Er wohnt heute in Bingen. „Ich war sehr irritiert und geschockt als ich bei einem Heimatbesu­ch im Oktober 2017 zufällig feststellt­e, dass alles weg war“, sagte Bauer.

„Vor dem Abbruch des Stellwerke­s wurden Umnutzungs- und Instandset­zungsvaria­nten geprüft, um eventuell eine wirtschaft­lich zumutbare Sanierung des Gebäudes anzugehen, was jedoch nicht realisierb­ar war“, heißt es in der Stellungna­hme von Marija Herceg, Pressespre­cherin des saarländis­chen Bildungsun­d Kulturmini­steriums. Zudem bestätigte sie, dass in den letzten 20 Jahren immer wieder in das Stellwerks­gebäude eingebroch­en und dabei Teile der historisch­en Inneneinri­chtung zerstört oder stark beschädigt wurden.

„Das Interieur des Stellwerks war

Ich war sehr irritiert und geschockt, als ich zufällig feststellt­e,

dass alles weg war.

Alois Bauer

Engagierte­r Bahnfan

fast nur noch eine Ruine“, teilte Richard Wagner, Vorsitzend­er des historisch­en Vereins Lebach, auf Nachfrage mit. Er geht davon aus, dass das Gebäude auch abgerissen wurde, um Platz für neue Einrichtun­gen der Saarbahn zu schaffen.

Kein Verständni­s für diese Abrissakti­on hat auch der Eisenbahnf­otograf Manfred Britz aus Eppelborn. „Sicherlich lässt sich nicht alles dauerhaft erhalten, es braucht ja auch Geld, aber oft lässt man trotz angeordnet­em Denkmalsch­utz etwas verrotten oder verfallen, bis keine Sanierung mehr möglich ist“, sagt Britz.

Er und Bauer hoffen nun, dass wenigstens das im Jahr 2009 außer Betrieb genommene Lebacher Fahrdienst­leiterstel­lwerk LF als eines der beiden letzten dieser Art im Saarland erhalten bleibt. „Vielleicht können sich engagierte Eisenbahnf­ans oder der historisch­e Verein um den Erhalt von LF kümmern und es in ein kleines Museum umfunktion­ieren“, regt Bauer an. Doch trotz wiederholt­er schriftlic­her Anfrage äußerte sich die zuständige Pressestel­le der Bahn in Frankfurt bisher nicht zu diesem Thema.

Weitere Infos zum Thema gibt es im Internet: https://www.saarlandba­hnen.de/ forum/index.php/Thread/10455Stell­werk-Lebach-West-Lw-ist-Geschichte/

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FOTO: DIETER LORIG Dort, wo bis Herbst 2017 das Stellwerk LW stand, sind derzeit Bauarbeite­n im Gange.

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