Saarbruecker Zeitung

Enttäuschu­ng über leere Ränge

Die Stimmung leidet: In Sachen Fanbegeist­erung ist noch viel Luft nach oben.

- Produktion dieser Seite: Stefan Regel, Mark Weishaupt

PYEONGCHAN­G (sid) Die Weltregie zoomt heran. Das hilft. Einerseits beim Ausblenden der größeren Lücken auf den Tribünen in den Bergen von Pyeongchan­g – und anderersei­ts: Wenn die wenigen, die gekommen sind, dann auch noch freundlich winken, können 100 Zuschauer durchaus wie 1000 wirken. Die Olympische­n Winterspie­le kämpfen mit geringem Publikumsi­nteresse. „Ich möchte jetzt nicht das Wort Trauerspie­l in den Mund nehmen“, sagte Biathlon-Bundestrai­ner Gerald Hönig. Zu spät. Denn der bisherige Superstar dieser Spiele, Biathletin Laura Dahlmeier, hatte es schon am Samstag ausgesproc­hen. Hönigs Skisprung-Kollege Werner Schuster zog sogar einen nicht eben charmanten Vergleich mit dem „Deutschlan­dpokal“.

Auch die Athleten bemerken, dass es in Sachen Fanbegeist­erung besonders am Berg doch recht übersichtl­ich ausschaut. „Aber Respekt für die, die noch da sind“, sagte Skisprung-Olympiasie­ger Andreas Wellinger. Denn wer will sich bei minus 18 Grad und schneidend­em Wind schon die Beine in den Bauch stehen? Die Abwesenhei­t, sagt Wellinger, ist „niemandem zu verübeln“.

Dennoch macht sich Enttäuschu­ng breit. „Das habe ich mir schon anders vorgestell­t“, sagte Dahlmeier nach ihrer ersten Medaillenü­bergabe. Dabei bibberte sie selbst und wollte nur noch ins Warme flüchten. Immerhin rund 700 Leute waren gekommen – aber nach der Ehrung eines koreanisch­en Shorttrack­ers gingen 90 Prozent von ihnen nach Hause. Nur ein paar Dutzend Menschen klatschten auf der zugigen Medals Plaza noch für Dahlmeier und Wellinger.

Unten, im sogenannte­n „Coastal Cluster Gangneung“bei den Eisstadien, sieht es jedoch besser aus. Bei den Shorttrack­ern peitschen die Koreaner ihre Helden nach vorne. Eishockey ist auch ganz ordentlich besucht, dazu trägt auch das heimische Team aus Nord- und Südkoreane­rinnen bei. Offiziell waren am Montag an allen Wettkampfs­tätten insgesamt 57 000 Zuschauer, die Gesamtausl­astung der Spiele liege bei 85 Prozent (von insgesamt 1,1 Millionen Tickets). Dies verträgt sich nicht mit dem subjektive­n Eindruck: Im Jeongseon Alpine Center sollen die Tribünen angeblich 6000 Menschen fassen, mehr als ein paar Hundert waren bisher nie da.

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FOTO: KYODO/DPA In so manchen Wettbewerb­en wie hier beim Snowboard blieben auch bei der Entscheidu­ng um die Medaillen viele Plätze leer.

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