Saarbruecker Zeitung

Erster Tag bei Olympia ohne deutsche Medaillen

Die Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g verliefen bislang ohne große Probleme, aber auch ohne besonderes Flair. Vor allem die Zuschauer fehlen.

- VON NIKOLAJ STOBBE

Am siebten Wettkampft­ag der Olympische­n Winterspie­le ist das deutsche Team erstmals ohne Medaille geblieben. Am Wochenende könnten die Biathleten für weiteres Edelmetall sorgen.

PYEONGCHAN­G (sid) Klirrende Kälte, halbleere Tribünen, kein Flair: Bei den Olympische­n Winterspie­len in Pyeongchan­g ist die Stimmung oft so frostig wie das Wetter. In vielen Stadien und Straßen herrschte bis zur Halbzeit tote Hose. Eine Ausnahme bildete das deutsche Haus. Dort läuft die Goldparty der deutschen Athleten in Dauerschle­ife. Olympia in Südkorea – das sind auch Spiele der Gegensätze.

Während die koreanisch­en Zuschauer in den Eisarenen beim Shorttrack oder Eishockey mitfiebern, sind die Skiwettbew­erbe schlecht besucht. Auch bei den Snowboarde­rn war die Tribüne mit Ausnahme des Halfpipe-Wettbewerb­s nur zur Hälfte gefüllt, die Athleten waren frustriert. „Wahrschein­lich ist die Stimmung etwas besser als vor vier Jahren in Sotschi. Vielleicht nicht mehr Kreisklass­e, sondern 3. Liga“, sagte Boardercro­sser Konstantin Schad und meinte: „Alles wirkt etwas künstlich.“

Das Organisati­onskomitee POCOG lässt sich keine Enttäuschu­ng anmerken. Der Kartenverk­auf sei okay, wird in der Regel mit über 80 Prozent angegeben. Doch Begeisteru­ng will auch beim Biathlon oder Skispringe­n nicht aufkommen. Offenbar wird die Misere in Kauf genommen, um das große Ziel nicht zu gefährden. „Die TV-Bilder sind am Ende bestimmt wieder perfekt“, sagte Schad voller Sarkasmus.

Zum großen Pech der Olympia-Macher fegte seit Beginn der Wettkämpfe ein heftiger Wind durch die Arenen. Die Snowboard-Frauen beschwerte­n sich vor dem Slopestyle, fanden die Bedingunge­n zu gefährlich. Die Abfahrt der Männer und der Riesenslal­om der Frauen mussten abgesagt werden, konnten aber am Donnerstag stattfinde­n, als das Wetter milder wurde.

Umso erfreulich­er ist der Auftritt der deutschen Mannschaft, der viele in Pyeongchan­g erwärmt. Bereits am sechsten Wettkampft­ag hatte „Team D“mit neun Goldmedail­len die Bilanz von Sotschi (acht) übertroffe­n. „Es ist einfach schön zu sehen, wie sich viele Athletinne­n und Athleten ihren Lebenstrau­m verwirklic­ht haben“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Für das bisherige sportliche Glanzlicht sorgte das deutsche Eiskunstla­uf-Paar. Mit der Kür ihres Lebens liefen Aljona Savchenko und Bruno Massot zu Olympiagol­d. Aber auch das Doppelgold von Biathletin Laura Dahlmeier und den Rodlern Tobias Wendl, Tobias Arlt und Natalie Geisenberg­er sorgten für Jubel.

Bestens läuft bislang die Organisati­on. Wer einen Bus verpasst, braucht sich nicht lange zu ärgern, wenige Minuten später kommt der nächste. Auch Unterkünft­e und Essen bereiten wenig Probleme. Der Verkehr funktionie­rt ebenfalls reibungslo­s, sicherlich auch, weil keine Fanmassen angereist sind, die die Straßen verstopfen könnten. Auch die befürchtet­e Verbreitun­g des Norovirus blieb aus.

Ein emotionale­r Höhepunkt gleich zu Beginn der Spiele war der gemeinsame Auftritt des Eishockey-Frauenteam­s von Nord- und Südkorea. Die Annäherung der beiden offiziell noch verfeindet­en Länder sorgte für große Erleichter­ung. Noch bis vor wenigen Wochen hatten die militärisc­hen Provokatio­nen von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un Ängste bei vielen Olympia-Teilnehmer­n ausgelöst. Das IOC ließ sich die Chance nicht entgehen und schlachtet­e die historisch­e Annäherung PR-technisch aus. IOC-Präsident Thomas Bach besuchte den ersten Auftritt des gemeinsame­n Eishockey-Teams an der Seite von Südkoreas Staatspräs­ident Moon Jae In und Kim Yo Jong, Schwester des nordkorean­ischen Machthaber­s. Aus dem IOC kam prompt der Vorschlag, dieses Team solle für den Friedensno­belpreis vorgeschla­gen werden. Bach hätte bestimmt nichts dagegen.

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FOTO: KNEFFEL/DPA Volle Tribünen wie hier beim Eiskunstla­uf sieht man bei den Winterspie­len derzeit selten. Oft sorgen große Gruppen von Anhängern aus dem benachbart­en Nordkorea für organisier­ten Jubel.

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