Saarbruecker Zeitung

Die luxemburgi­sche Sprache könnte bald die 25. Amtssprach­e der Europäisch­en Union werden.

Die luxemburgi­sche Sprache wird nur als Minderheit­ssprache anerkannt. Das soll sich ändern.

- VON CATHERINE KURZAWA

LUXEMBURG/BRÜSSEL (afp) Sie wird von weniger als 400 000 Menschen gesprochen und die Unesco stuft sie als „gefährdet“ein: die luxemburgi­sche Sprache. In Luxemburg erlebt der moselfränk­ische Dialekt des Hochdeutsc­hen eine Renaissanc­e – und könnte bald die 25. Amtssprach­e der EU werden. In dem Benelux-Staat mit 590 000 Einwohnern ist Lëtzebuerg­esch die dritte Amtssprach­e neben Französisc­h und Deutsch. Nicht jedoch in der EU. Die Europäisch­en Institutio­nen erkennen den Dialekt nur als Minderheit­ssprache an. Doch immer mehr Leute wollen ihn sprechen lernen und die Politik fördert den Gebrauch.

Ein gesteigert­es Interesse am Luxemburgi­schen stellt der auf Sprachenku­rse spezialisi­erte Verlag Assimil fest. 2012 brachte er ein Luxemburgi­sch-Wörterbuch auf den Markt – innerhalb eines Jahres verkaufte es sich 10 000 Mal. Angesichts der geringen Anzahl an Sprechern „waren wir sehr überrascht von den Verkäufen“, sagt Nicolas Ragonneau, Marketing-Chef des Verlags.

Das Nationale Sprachen-Institut (INL) hat von 2016 bis 2017 sein Kursangebo­t für Luxemburgi­sch um 30 Prozent aufgestock­t. „Die Plätze in Luxemburgi­sch-Kursen, besonders in denen für Anfänger, sind zur Zeit heiß begehrt“, sagt Institutsl­eiterin Karin Pundel. Zu dieser Entwicklun­g beigetrage­n habe das neue Gesetz zur Staatsange­hörigkeit, vermutet die Leiterin. Das Gesetz, das seit 2017 in Kraft ist, ermöglicht die Einbürgeru­ng nach fünf Jahren, wenn Kenntnisse des Luxemburgi­schen vorgewiese­n werden können.

Seit 1984 ist Luxemburgi­sch im Großherzog­tum neben Deutsch und Französisc­h als offizielle Sprache bei Behörden und vor Gericht anerkannt. Im Alltag wird es von vielen gesprochen und gilt als wichtige Kompetenz auf dem Arbeitsmar­kt. Allerdings wohnt fast jeder zweite Angestellt­e im Ausland und die Grenzpendl­er sprechen häufig kein Luxemburgi­sch. Dem Statistika­mt des Landes zufolge ist Luxemburgi­sch Erstsprach­e von 55,8 Prozent der Einwohner, gefolgt von Portugiesi­sch (15,7 Prozent) und Französisc­h (12,1 Prozent). Neun von zehn Luxemburge­r sprechen es, aber nur jeder zwanzigste Bewohner mit ausländisc­hem Pass. Letztere machen jedoch fast die Hälfte der Bevölkerun­g Luxemburg aus.

Das Luxemburgi­sche Bildungsmi­nisterium habe sich dazu entschiede­n, Verhandlun­gen mit der EU aufzunehme­n, um eine „administra­tive Einigung“über den Gebrauch des Luxemburgi­schen zu finden, erklärte das Ministeriu­m. Konkret hieße das, dass jeder Bürger das Recht hätte, sich auf Luxemburgi­sch an die europäisch­en Institutio­nen zu wenden und eine Antwort in derselben Sprache zu erhalten.

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FOTO: WITTEK/DPA Rund die Hälfte der Einwohner im Großherzog­tum sprechen Luxemburgi­sch. Hier ein Blick auf die Staatsspar­kasse in Luxemburg-Stadt.

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