Saarbruecker Zeitung

Nur jede achte Prostituie­rte hat sich angemeldet

- Produktion dieser Seite: Jana Bohlmann, Nora Ernst Dietmar Klosterman­n

SAARBRÜCKE­N (jos) Die seit Jahresbegi­nn gesetzlich vorgeschri­ebene Anmeldung von Prostituie­rten kommt im Saarland offenbar weiterhin nur langsam voran. Nach Angaben des Regionalve­rbands Saarbrücke­n, der saarlandwe­it für das Anmeldever­fahren zuständig ist, wurden bis dato 137 Meldebesch­einigungen ausgestell­t. Mitte Januar waren es rund 30 Anmeldunge­n (wir berichtete­n). Weitere 133 Termine zur Anmeldung seien inzwischen bis Ende März vereinbart. Einer Gesundheit­sberatung, die als Voraussetz­ung für die Anmeldung vorgeschri­eben ist, hätten sich bislang 255 Prostituie­rte unterzogen, bis Ende März seien weitere 132 Termine gebucht, teilte der Regionalve­rband auf SZ-Anfrage mit.

Nach Schätzunge­n der Polizei arbeiten rund 1000 Prostituie­rte im Saarland – also rund acht Mal mehr als sich bislang angemeldet haben. Auch von den geschätzt rund 200 Prostituti­onsbetrieb­en (Bordelle) saarlandwe­it hat sich bislang nur ein Viertel (50) angemeldet. Das neue Prostituti­onsschutzg­esetz, das bundesweit eigentlich seit über einem halben Jahr gilt, trat im Saarland erst am 14. Dezember in Kraft. Die Gesundheit­sberatung der Prostituie­rten wird seit September angeboten. Aufgrund der Verzögerun­gen bei der Umsetzung des Gesetzes ahnden Polizei und Regionalve­rband Verstöße gegen die Anmeldepfl­icht vorerst nicht. Laut Gesetz droht Prostituie­rten ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro, wenn sie ohne sogenannte­n Hurenpass erwischt werden. Und das eigentlich seit Jahresbegi­nn, denn nach dem Prostituti­onsschutzg­esetz hätten sich die Betroffene­n bis Ende 2017 anmelden müssen.

Das Gesetz, um das die große Koalition in Berlin jahrelang gerungen hatte, soll unter anderem den Menschenha­ndel im Gewerbe verhindern. Bei Betroffene­n stößt das Regelwerk jedoch auf Skepsis (wir berichtete­n). Die Prostituie­rten-Beratungss­telle Aldona in Saarbrücke­n beurteilt das Gesetz – weil es Regeln einführt, wo bislang kaum welche waren – zwar als „grundsätzl­ich positiv“. Unklar sei aber, ob es „auch die entspreche­nde Wirkung“zeige. Die 38-jährige Prostituie­rte Lola sagt: „Ich finde es ja löblich, dass man mit dem Gesetz versucht, Frauen zu schützen. Aber das funktionie­rt nur, wenn viel mehr kontrollie­rt wird.“

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FOTO: ARNOLD/DPA Nach Schätzunge­n der Polizei arbeiten rund 1000 Prostituie­rte im Saarland.

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