Saarbruecker Zeitung

Viele Stammgäste werden sie vermissen

Esther und Klaus-Günter Koch werden sich Ende Mai aus der „Bauernstub­e“in Jägersfreu­de verabschie­den.

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eine der vielen Spezialitä­ten vom Schwenker im Innern des Hauses einverleib­en möchte, der muss sich ein bisschen sputen. Denn das Ehepaar macht Schluss - Ende Mai. Dann ist der Traditions­betrieb, den es seit nunmehr 43 Jahren gibt, Geschichte. Was dann folgt, ist noch ungewiss, wenngleich schon einige Interessen­ten angeklopft haben, um die Nachfolge anzutreten.

„Das Schöne an unserem Beruf war und ist, wenn die Gäste, die man verpflegt, ein bisschen glückliche­r hinausgehe­n als sie hereingeko­mmen sind.“Das sagt Klaus-Günter Koch und blickt gemeinsam mit seiner Frau auf das zurück, was man sich aufgebaut hat. Nach der Eröffnung 1975 folgten erst einmal sehr harte Jahre: viel Arbeit, kaum Freizeit. Erst gab es nur eine relativ kleine Gaststube, die Jahre später um eine Terrasse erweitert wurde. Und aus der Terrasse wurde im Jahr 1991 ein geräumiger Wintergart­en, in dem auch das Feiern großer Familienfe­ste möglich war und natürlich immer noch ist.

Klaus-Günter Koch,

Ganz nebenbei werfen wir einen sehr interessie­rten Blick auf die Speisekart­e von vor mehr als 40 Jahren. Damals kostete das Fürst-Pückler-Eis mit Sahne 2 D-Mark und der Schwenker mit Brot 7,80 D-Mark umgerechne­t also etwa 1 bzw. 3,90 Euro. Dass in früheren Jahrzehnte­n die Gäste zum Essen viel mehr Alkohol getrunken haben als heute, auch darüber reden wir. „Wasser verkaufen wir heute mehr als Bier“, erzählt Esther Koch, um rund 80 Prozent sei der Wunsch nach dem klaren Nass gestiegen.

„Die Küche war immer in unserer Hand“, sagt das Wirte-Ehepaar, das auf einen Koch nie angewiesen war, sondern alles selbst managte und täglich frisch produziert­e. Vor allem das Salatbüfet­t, von dem viele Leute schwärmen. En passant erfährt man, dass in der Bauernstub­e nicht ein einziges Mal Pommes frites serviert wurden - die jungen Gäste haben es wohl unbeschade­t überlebt.

Und was machen die Restaurant­besitzer in wenigen Monaten im sehr verdienten Ruhestand? Dann wollen sie mal wieder spazieren gehen, Weihnachte­n gänzlich ohne Arbeit verbringen, sich der Familie widmen, den zwangsläuf­ig vernachläs­sigten Freundeskr­eis wieder intensiver pflegen. Kurzum: Das Ehepaar möchte sich ganz allmählich dran gewöhnen, dass es im Leben noch etwas anderes gibt, als nur zu schaffen bis in die Nacht. Als sie an ihre Hochzeit vor 42 Jahren denken - zwei Kinder gingen aus der Ehe hervor - müssen sie leicht säuerlich lächeln. Denn am Vormittag war die standesamt­liche Trauung und abends standen sie schon wieder im Lokal. Da hatte sich ein Handball-Team zum Heringsess­en angesagt. Nur bei der Hochzeit ihres Sohnes - da war die Bauernstub­e mal außer der Reihe geschlosse­n.

„Das Schöne an unserem Beruf war und ist, wenn die Gäste, die man verpflegt, ein bisschen glückliche­r hinausgehe­n als sie hereingeko­mmen sind.“

Wirt der „Bauernstub­e“

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FOTO: THOMAS SEEBER Esther und Klaus-Günter Koch an ihrem allseits bekannten Schwenker im Gastraum der „Bauernstub­e“.

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