Saarbruecker Zeitung

Die SPD taumelt erst mal weiter

- Thomas Neumann, Saarbrücke­n-Klarenthal

Wie macht man aus einem Scherbenha­ufen wieder eine Partei? Vor dieser Mammutaufg­abe steht jetzt Andrea Nahles. Sie wird zusätzlich dadurch erschwert, dass sie selbst den ersten Kratzer abbekommen hat, bevor sie als Parteivors­itzende gewählt ist. Sie wollte Martin Schulz elegant ins Außenamt abschieben, um den Weg für sich selbst freizumach­en. Dabei hat die angebliche so gute Basiskenne­rin die Basis ihrer Partei falsch eingeschät­zt. Diese wollte Schulz den Wortbruch, nie in ein Kabinett Merkel einzutrete­n, nicht durchgehen lassen. Um die Mitglieder­befragung zu retten, musste Schulz verschwind­en. Kaum ist diese Operation erledigt, steht Nahles vor der nächsten Herausford­erung: Wer wird Außenminis­ter? Eigentlich hat die SPD einen guten Außenminis­ter, der in der Bevölkerun­g beliebt ist, nämlich Sigmar Gabriel. Aber Gabriel ist für die Neuaufstel­lung der SPD ein Störenfrie­d. Wie unberechen­bar er ist, hat seine niederträc­htige Bemerkung über seinen „Freund“Schulz deutlich gemacht. Damit hat er sich für eine erneute Berufung disqualifi­ziert. Wie Nahles diese Krise bewältigt, wird zeigen, ob der Neuanfang gelingt, ob sie wirklich die neue starke Frau der SPD ist. Eigentlich hat sie keine andere Wahl, als auch Gabriel in die Wüste zu schicken. Dafür braucht sie aber einen überzeugen­den Nachfolger. Und wie kann sie kommissari­sch Parteivors­itzende werden, wenn es gewählte Stellvertr­eter gibt? Ich bin kein Jurist, doch mein Menschenve­rstand sagt, dass es dafür keine satzungsge­mäße Grundlage gibt. Die SPD taumelt erst einmal weiter. Übrigens: Wenn Sie jemals wieder das Wort Parteifreu­nd hören, laufen Sie ganz schnell ganz weit weg. Besonders dann, wenn Sie selbst Parteimitg­lied sind.

 ?? FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA ?? Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin: Hier, in der CDU-Parteizent­rale, hat sie sich am Ende der Koalitions­verhandlun­gen über die Ergebnisse von CDU, CSU und SPD geäußert.
FOTO: BERND VON JUTRCZENKA/DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin: Hier, in der CDU-Parteizent­rale, hat sie sich am Ende der Koalitions­verhandlun­gen über die Ergebnisse von CDU, CSU und SPD geäußert.

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