Reiserücktrittsversicherung: Krank ist nicht gleich krank
SAARBRÜCKEN (red) Wenn eine Krankheit Reisenden einen Strich durch die Rechnung macht, ist das ernüchternd. Noch größer ist der Ärger aber, wenn Betroffene auf ihren Kosten sitzenbleiben, weil die Reiserücktrittsversicherung nicht zahlen will. Denn oft greift diese nur, wenn es sich bei dem Leiden um eine „unerwartet schwere Erkrankung“handelt.
Was das genau bedeutet, ist für Verbraucher allerdings nicht immer ersichtlich, kritisiert die Stiftung Warentest. Wer etwa unter einer chronischen Krankheit leidet, die schubweise verläuft, muss genau auf die Versicherungsbedingungen achten. „Die Klausel stellt gerade bei Grunderkrankungen eine Hürde dar, beispielweise bei Herz- und Rückenleiden, Krebserkrankungen oder Rheuma“, erklärt Professor Günter Hirsch, Ombudsmann für Versicherungen, gegenüber den Warentester.
Diese verweisen in dem Zusammenhang auf einen Fall, der vor dem Landgericht Düsseldorf ausgehandelt wurde (Az. 9 S 42/17). Dabei erlitt eine Frau zwei Monate vor ihrer gebuchten Kreuzfahrt einen multiplen Wirbelkörperbruch, weshalb sie die Fahrt nicht antreten konnte. Sie forderte die Stornokosten von mehr als 2200 Euro, etwa 25 Prozent des gesamten Reisepreises, von ihrem Versicherer zurück. Doch der weigerte sich zu zahlen – mit der Begründung, dass die Frau bereits seit Jahren unter Osteoporose leide und sie mit einem Wirbelkörperbruch hätte rechnen müssen. Das sahen die Richter anders. Sie gaben der Frau recht.
Die Stiftung Warentest rät chronisch Erkankten, im Vorfeld mit ihrem Versicherer zu klären, inwieweit ihre Vorerkrankungen vom Schutz abgedeckt sind. Hirsch weist außerdem darauf hin, dass viele Versicherungen Krankheiten, die in den letzten sechs Monaten vor Abschluss der Police oder Buchung der Reise noch behandelt wurden, aus dem Schutz herausnehmen. Das können Verbraucher in den Vertragsklauseln überprüfen. Ansonsten sei es immer empfehlenswert, sich eine Reisefähigkeitsbescheinigung vom Arzt einzuholen, um möglichen Streit im Ernstfall zu vermeiden.