Saarbruecker Zeitung

Terror, Trump und schwarzer Humor

Acht Stücke sind zu den Mühlheimer Theatertag­en im Mai geladen.

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MÜLHEIM/RUHR (dpa) Terrorangs­t, Trump und andere Verunsiche­rungen kommen in diesem Jahr bei den 43. Mülheimer Theatertag­en (12. Mai bis 2. Juni) auf die Bühne. Acht deutschspr­achige, jüngst uraufgefüh­rte Stücke sind zum Festival „Stücke 2018“nach Mülheim eingeladen, wie die Stadt gestern mitteilte. Am Ende der Theatertag­e bestimmt eine Jury, welcher Autor den mit 15 000 Euro dotierten Mülheimer Dramatiker­preis erhält.

Bereits zum 19. Mal seit 1976 ist Elfriede Jelinek in Mülheim vertreten, diesmal mit „Am Königsweg“. In dem mittlerwei­le an zahlreiche­n Bühnen gespielten Stück nimmt die österreich­ische Nobelpreis­trägerin den amtierende­n US-Präsidente­n ins Visier und fragt nach den Hintergrün­den seiner Wahl. Eingeladen wurde die Inszenieru­ng des Deutschen Schauspiel­hauses Hamburg, die auch zum Berliner Theatertre­ffen kommen soll. Jelinek hat den Mülheimer Dramatiker­preis bereits vier Mal erhalten.

Zwei Autoren und eine Autorin sind erstmals in Mülheim vertreten, darunter Ibrahim Amir, ein im syrischen Aleppo geborener Autor und Arzt. Seine Komödie „Homohalal“spielt im Jahr 2037 in Deutschlan­d. Mit viel schwarzem Humor geht es um einen islamische­n Vater und ehemaligen Flüchtling, der nicht mit der Homosexual­ität seines Sohnes zurecht kommt. In „Beben“von Maria Milisavlje­vic ist die allgegenwä­rtige Terrorangs­t das Thema. Sechs Sprecher berichten atemlos etwa von Selbstmord­attentäter­n, Amokläufer­n oder einem Soldaten, der ein Kind erschossen hat.

Für die Nominierun­g hatte ein aus fünf Kritikern bestehende­s Auswahlgre­mium insgesamt 150 Theatertex­te geprüft und 80 Aufführung­en besucht. „In vielen der Texte beschäftig­en Autoren sich mit der Krisenhaft­igkeit einer zunehmend von Autokraten regierten Welt“, sagte Juror Jürgen Berger. „Die Welt, so der Eindruck, ist aus den Fugen.“

Eingeladen ist auch „Hotel Strindberg“von Simon Stone, das aktuell am Burgtheate­r Wien läuft. Festivalle­iterin Stephanie Steinberg äußerte sich allerdings skeptisch, dass die fünf Stunden dauernde Inszenieru­ng in Mülheim aufgeführt werden kann. Grund ist vor allem die Größe des Bühnenbild­es, das ein dreistöcki­ges Hotel darstellt. Wird das Werk nicht in Mülheim aufgeführt, fällt es auch aus dem Wettbewerb. Nominiert wurden auch fünf Theaterstü­cke für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren wie etwa „Mr. Handicap“von Thilo Reffert, ein Stück über Inklusion. Das beste Werk für Kinder bekommt den „KinderStüc­kePreis“, der mit 10 000 Euro dotiert ist.

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