Saarbruecker Zeitung

Menschen in Dudweiler haben Angst vor Rattengift

Das blaue Granulat, das in Dudweiler gefunden wurde, gibt weiter Rätsel auf. Anwohner sorgen sich um Hunde, Katzen und Wildtiere – und Kinder.

- VON JÖRG WINGERTSZA­HN

Das Rätselrate­n um die kleinen blauen Granulatkö­rner, die ein Unbekannte­r in mehreren Dudweiler Gärten ausgelegt hat, geht weiter. Ein Experte einer Saarbrücke­r Firma für Schädlings­bekämpfung tippt jedoch auf Rattengift, nachdem er Fotos der Körner betrachtet hat. Auch Anwohner des betroffene­n Gebiets in der Rehbachstr­aße am Sulzbach vermuten, dass es sich um Rattengift handelt.

Dazu passt eine Beobachtun­g, die Andrea Gottfreund gemacht hat. Nur wenige hundert Meter von den Fundstelle­n in den Gärten entfernt hängen auf einem öffentlich­en Weg seit Mitte November zwei laminierte Schilder mit roter Ummantelun­g. Darauf mahnt jemand anonym Hundehalte­r, die Tiere an der kurzen Leine zu halten, weil er Rattengift verstreut habe. Gottfreund ist erstaunt. „Unser Grundstück reicht bis an den Sulzbach heran, eine Rattenplag­e ist mir aber nie aufgefalle­n“, sagte sie unserer Zeitung. Gottfreund sorgt sich nicht nur um Hunde und Katzen, sondern auch um Wildtiere wie Igel und Füchse. An einer anderen Stelle fand sie Überreste, die wie Haferflock­en aussehen. Es gibt Rattengift in Form von Haferflock­en. Gottfreund vermutet, dass jemand auf eigene Faust in den Gärten Rattengift ausgelegt hat, weil die Stadt aus Sicht des Urhebers zu wenig gegen Ratten unternehme.

Dass der ZKE solche Köder ausgelegt haben könnte, schließt sie aus. Der ZKE bestätigte auf Anfrage, ganz anders vorzugehen. „Richtig ist mit Sicherheit, dass der ZKE nach den für die Rattenbekä­mpfung vorgesehen­en Richtlinie­n arbeitet, bei der eine Vielzahl von Vorsichtsm­aßnahmen zu beachten sind. Gifte offen zu verstreuen, gehört hierbei mit Sicherheit nicht zu einer fachgerech­ten Maßnahme des ZKE“, teilte der Verband mit. Der ZKE verwendet zur Bekämpfung von Ratten unter anderem kleine längliche Boxen, in denen Gift ausgelegt ist, aber unzugängli­ch für alle anderen Tiere. Rattengift führt zu einem zeitlich verzögerte­n Tod. Durch die Zeitverzög­erung soll Köderscheu verhindert werden, da Ratten in der Regel vor Nahrungsau­fnahme einen Vorkoster schicken. Bei einem Mittel, das sofort wirkt, würde das erste Tier sterben, alle übrigen würden den Köder unberührt stehen lassen. „Hunde und Katzen reagieren unterschie­dlich auf Rattengift“, erklärt Dr. Marion Magdeburg, Vize-Präsidenti­n der Saar-Tierärztek­ammer. „Es kommt natürlich darauf an, um welches Gift es sich handelt und wie viel davon aufgenomme­n wurde. Die Schadstoff­e können durchaus tödlich sein. Merkt der Tierhalter, dass sein Tier Gift gefressen hat, sollte er sofort zum Tierarzt gehen. Dort kann man das Tier erbrechen lassen, sodass das Gift ausgeschie­den wird. Wenn das Gift aber den Darm erreicht hat, ist es im Blut. Dann muss das Tier stationär aufgenomme­n werden.“

Sollte tatsächlic­h ein Tier zu Schaden kommen oder von Rattengift getötet werden, handelt es sich nach Auskunft von Polizeispr­echer Georg Himbert um eine Straftat. Bislang ist in Dudweiler offensicht­lich kein Hund und keine Katze verletzt worden. Doch wenige hundert Meter von den Fundstelle­n entfernt liegt der Kindergart­en. Rattengift kann für Kinder lebensbedr­ohlich sein. Für jede Art von Vergiftung gilt: Als Erstes sollten Eltern eventuelle Reste aus dem Mund des Kindes entfernen. Tee, stilles Wasser oder Saft in kleinen Schlucken hilft, die Giftstoffe im Magen zu verdünnen, empfiehlt die Pharmazeut­ische Zeitung.

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FOTO: GOTTFREUND Auf diesem Schild warnt jemand vor Rattengift.

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