Saarbruecker Zeitung

Saarland hofft auf neues Zentrum für künstliche Intelligen­z

Der Bund plant mit Frankreich eine Einrichtun­g für Künstliche Intelligen­z. Die Landespoli­tik hält den Standort für ideal.

- VON DANIEL KIRCH

(kir) Die große Koalition im Saarland buhlt um die Ansiedlung eines neuen Forschungs­zentrums für Künstliche Intelligen­z in Saarbrücke­n. CDU, CSU und SPD planen, dass der Bund ein solches Zentrum gemeinsam mit Frankreich errichtet, wenn die große Koalition im Bund zustande kommt. Vize-Regierungs­chefin Anke Rehlinger (SPD) sagte dem „Handelsbla­tt“mit Blick auf die ungeklärte Standortfr­age, es müssten zwar noch viele harte Bretter durchbohrt werden, aber es bestehe Anlass zu Optimismus. Aus Sicht der Saar-Koalition wäre das Saarland wegen seiner Nähe zu Frankreich und dem bestehende­n IT-Schwerpunk­t ideal als Standort.

Nach der Entscheidu­ng, in Saarbrücke­n ein Helmholtz-Zentrum für IT-Sicherheit mit bis zu 800 Wissenscha­ftlern anzusiedel­n, könnte das Saarland Standort einer weiteren hochwertig­en Forschungs­einrichtun­g werden. Die Betonung liegt auf „könnte“, denn beschlosse­n ist bisher nichts.

Es geht um ein Zentrum für Künstliche Intelligen­z (KI), das der Bund gemeinsam mit Frankreich einrichten soll. Dieser Schritt ist im Koalitions­vertrag von CDU, CSU und SPD vorgesehen, über den zurzeit die SPD-Basis abstimmt. Deutschlan­d und Frankreich, heißt es da, müssten Innovation­smotor sein und dies „in Vorhaben wie der Erforschun­g Künstliche­r Intelligen­z unter Beweis stellen“. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französisc­he Staatspräs­ident Emmanuel Macron hatten Ende Januar in einer gemeinsame­n Erklärung „gemeinsam wirksame Strategien und neue technologi­sche Ansätze“im Bereich der Künstliche­n Intelligen­z versproche­n.

Dass das Saarland als möglicher Standort ins Gespräch kommt, ist nicht so fernliegen­d. Zum einen wegen seiner Frankreich-Nähe, zum anderen, weil es hier bereits einen starken IT-Schwerpunk­t gibt, nicht zuletzt mit dem 1988 gegründete­n Deutschen Forschungs­zentrum für Künstliche Intelligen­z (DFKI), einer Einrichtun­g von Weltrang mit mehr als 500 Wissenscha­ftlern. Die im Koalitions­vertrag vorgesehen­e Gründung eines deutsch-französisc­hen Zentrums sei „eine hervorrage­nde Idee“, sagte DFKI-Sprecher Reinhard Karger der SZ.

„Wenn nicht im Saarland, wo wäre denn dann der geeignete Standort?“, fragt der Hochschule­xperte der SPD-Landtagsfr­aktion, Sebastian Thul. „Das Saarland wäre prädestini­ert als Standort eines deutsch-französisc­hen Zentrums für Künstliche Intelligen­z.“Zuvor hatte Vize-Regierungs­chefin Anke Rehlinger (SPD) im „Handelsbla­tt“für das Saarland als Standort geworben. Zwar müssten hierfür „wahrschein­lich noch viele harte Bretter durchbohrt werden, aber es gibt auch Anlass zu Optimismus“, so Rehlinger mit Verweis auf bereits bestehende IT-Einrichtun­gen im Land.

Auch der Generalsek­retär der Saar-CDU, Markus Uhl, bescheinig­te dem Saarland im „Handelsbla­tt“einen „klaren Standortvo­rteil“. Es „wäre also eine logische Konsequenz, mit den bereits vorhandene­n Ressourcen die Zusammenar­beit im Bereich der Forschung und Wirtschaft weiter auszubauen.“Angeblich, so heißt es in der CDU, soll Annegret Kramp-Karrenbaue­r als CDU-Verhandlun­gsführerin für den Bereich Forschung dafür gesorgt haben, dass dieses Institut in den Koalitions­vertrag kommt. FDP-Landeschef Oliver Luksic bezweifelt allerdings, dass das Zentrum bei der großen Koalition im Bund Priorität habe – denn das Bündnis habe die Chance verpasst, ein eigenständ­iges Digitalisi­erungsmini­sterium einzuricht­en.

Dass die Ansiedlung des deutsch-französisc­hen Zentrums im Saarland längst kein Selbstläuf­er ist, zeigt die Vergangenh­eit: Nachdem die letzte große Koalition 2013 die Gründung eines Internet-Instituts angekündig­t hatte, machten sich Landespoli­tiker bis hinauf zur Ministerpr­äsidentin ebenfalls Hoffnungen, den Zuschlag zu erhalten. Doch der gemeinsame Antrag der Saar-Uni mit Kaiserslau­tern und Darmstadt scheiterte in einem frühen Stadium – „aus formalen Gründen“, wie es hieß. Den Zuschlag bekam schließlic­h ein Forschungs­verbund aus Berlin und Potsdam.

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FOTO: TITTEL/DPA Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD)
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FOTO: DFKI In Saarbrücke­n wird bereits seit 1988 an Künstliche­r Intelligen­z geforscht. Das Deutsche Forschungs­zentrum für Künstliche Intelligen­z (DFKI) beschäftig­t mehr als 500 Wissenscha­ftler. Nun will Deutschlan­d mit Frankreich ein gemeinsame­s Forschungs­zentrum...

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