Saarbruecker Zeitung

Linke will Gratis-Nahverkehr ab 2022

Der Bund soll die geschätzte­n Zusatzkost­en von 18 Milliarden Euro übernehmen.

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BERLIN (dpa) In der Debatte um kostenlose­n Nahverkehr schlägt die Linke flächendec­kende Angebote für alle ab 2022 vor und fordert, dafür 18 Milliarden Euro pro Jahr auszugeben. „Mehr als zwei Drittel der Bevölkerun­g wollen einen kostenfrei­en ÖPNV (Öffentlich­en Personenna­hverkehr)“, sagte Parteichef Bernd Riexinger. „Die Kommunen und ÖPNV-Verbünde, die mit einem solchen Nulltarif starten, müssen erhebliche Unterstütz­ung vom Bund bekommen, und es braucht eine bessere Bezahlung des Personals.“

Nach Vorstellun­gen der Linken soll in einer ersten Phase ab 2019 in 15 Städten kostenlose­r ÖPNV erprobt und die Infrastruk­tur ausgebaut werden. Sie sollen vom Bund 90 Prozent der Förderung erhalten. Ab 2020 solle kostenfrei­er Nahverkehr in möglichst vielen Kommunen starten. Bis 2022 sollten die Kommunen eine zusätzlich­e ÖPNV-Abgabe erheben können, die nicht höher als 60 Euro pro Jahr liegen dürfe. Auf den Bund sollen Kosten von acht Milliarden Euro pro Jahr zukommen.

Ab 2022 solle es kostenfrei­en ÖPNV geben – und zwar flächendec­kend für alle. Der Bund solle die erforderli­chen zwölf Milliarden Euro pro Jahr für das kostenlose Angebot übernehmen, wie Riexinger unter Berufung auf eine Kostenschä­tzung des Verbands deutscher Verkehrsun­ternehmen ( VDV ) sagte. Zudem solle er weitere sechs Milliarden Euro pro Jahr für den weiteren Ausbau ökologisch­er Mobilitäts­infrastruk­tur zahlen. Zur Finanzieru­ng schlug der Linke-Chef unter anderem vor, keine Milliarden in die Nachrüstun­g von Diesel-Fahrzeugen zu stecken, Mittel aus Haushaltsü­berschüsse­n zu verwenden und eine Vermögenss­teuer einzuführe­n.

Die Linke geht damit über eine Initiative der Bundesregi­erung hinaus. Kürzlich hatten Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD), Verkehrsmi­nister Christian Schmidt (CSU) und Finanzmini­ster Peter Altmaier (CDU) in einem Brief an EU-Umweltkomm­issar Karmenu Vella den Test eines Gratis-Nahverkehr­s in fünf Städten angekündig­t. Hintergrun­d ist ein drohendes EU-Verfahren wegen zu hoher Luftversch­mutzung – nicht zuletzt durch ältere Diesel-Fahrzeuge.

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FOTO: SOEREN STACHE DPA Einsteigen und mitfahren – ganz ohne Ticket. Diese Idee findet mehr und mehr Anhänger.

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