Saarbruecker Zeitung

Hürden für Behinderte im ÖPNV abbauen

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SAARBRÜCKE­N (sedi) Die kostenlose Benutzung des öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV) ist derzeit stark in der Diskussion. Zumindest ein kostenlose­s Angebot gibt es schon, nämlich den Begleitser­vice für gehbehinde­rte Menschen, Mobisaar. Gemeinsam mit neun Partnern bietet die Saarbahn GmbH das Projekt an. Wie Projektlei­terin Katharina Meßner-Schalk erklärt, bietet der Begleitser­vice einen Mehrwert für alle Beteiligte­n. „Der wachsenden Anzahl mobil eingeschrä­nkter Menschen wird mehr soziale Teilhabe ermöglicht, außerdem bekommen Langzeitar­beitslose eine Perspektiv­e.“Letztere werden bei Mobisaar überwiegen­d als Begleiter eingesetzt, daneben leisten auch ehrenamtli­che Mitarbeite­r den Service. Auch in anderen Bundesländ­ern gibt es einen Begleitser­vice, sodass vor zwei Jahren eine erste Fachkonfer­enz verschiede­ner Verbände in Berlin stattfand. Anschließe­nd wurde das bundesweit­e Netzwerk Begleitser­vices im ÖPNV gegründet.

Gestern fand die zweite bundesweit­e Fachtagung in Saarbrücke­n statt. Etwa 150 Teilnehmer trafen sich zum Erfahrungs­austausch. Bei ihrer Begrüßung lobte Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD), dass es den Initiatore­n von Mobisaar gelungen sei, „ein breites Bündnis aus den Vertretern der Betroffene­n, Behörden, Verkehrsun­ternehmen und -verbünden, den Wohlfahrts- und Sozialverb­änden, Bildungstr­ägern und vielen weiteren zivilgesel­lschaftlic­hen Akteuren zu schmieden“. Saarbahn-Chef Peter Edlinger erklärte, dass die Saarbahn sehr erfolgreic­h mit den Partnern im Projekt Mobisaar an Lösungen arbeite, wie Menschen bis ins hohe Alter mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln mobil sein können.

Der Geschäftsf­ührer des Saarbrücke­r Instituts für Sozialfors­chung und Sozialwirt­schaft, Daniel Bieber, betonte in seinem Vortrag, dass die Begleitdie­nste „nicht immer wieder ganz oder teilweise in Frage gestellt werden“dürften und dass sie nicht von Änderungen arbeitsmar­ktpolitisc­her Maßnahmen abhängig sein sollten. Die Finanzieru­ng von Mobisaar wird zu 59 Prozent vom Bundesfors­chungsmini­sterium übernommen, den Rest der insgesamt gut acht Millionen Euro, die das Projekt kostet, müssen die Projektpar­tner aufbringen. 2015 wurde Mobisaar gestartet, bis 2020 soll der Begleitser­vice laufen. Danach hoffen die Beteiligte­n, dass aus dem Projekt eine feste Institutio­n wird. Astrid Klug, Abteilungs­leiterin im Saar-Wirtschaft­sministeri­um, sieht das auch als Ziel an. „Der politische Wille dazu ist auf jeden Fall vorhanden.“Man müsse aber die fünf Jahre erstmal abwarten, vor allem auch, wie die noch schwierige Umsetzung des Begleitser­vices im ländlichen Raum funktionie­re. Aus den Erfahrunge­n heraus könne man entscheide­n, „in welcher Konstellat­ion das Projekt fortgesetz­t werden kann, soll oder muss und mit welchen Kosten das verbunden ist“. Derzeit decke man mit Mobisaar erst 60 Prozent des Saarlandes ab. Auch wird bislang der Dienst nur an Werktagen von acht bis 18 Uhr angeboten. In einem Positionsp­apier formuliert­en die Teilnehmer das Ziel, „dass es möglich wird, ohne Auto quer durch ganz Deutschlan­d zu kommen, auch wenn man mobilitäts­eingeschrä­nkt ist.“

Hilfebedür­ftige können unter Tel. (0 68 98) 500 40 00, über die Webseite mobisaar.de oder die Mobisaar-App Begleitper­sonen anfordern.

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