Saarbruecker Zeitung

Digitale Türsteher für den Computer

Die Stiftung Warentest hat Antiviren-Programme fürPCs geprüft: Die teuersten Optionen sind nicht immerdie besten.

- VON NINA SCHEID

SAARBRÜCKE­N Im Internet lauern viele Gefahren. Viren können Rechner beschädige­n, Trojaner spionieren die Nutzer aus. Spezielle Sicherheit­s-Software soll vor Angriffen aus dem Netz schützen. Die Stiftung Warentest hat 31 solcher Programme für Windows- und Mac-PCs getestet. Dabei hat sich gezeigt: Nicht immer sind die teuersten Virenscann­er auch die besten. Kostenlose Varianten haben häufig sogar die Nase vorn.

Für ihre Untersuchu­ng haben die Warenteste­r 22 Schutzprog­ramme für Windows- und neun für MacCompute­r darauf überprüft, wie schnell die Software reagiert, ob sie zuverlässi­g zwischen harmlosen und gefährlich­en Dateien unterschei­det und ob sie guten Schutz vor Phishing-Methoden, also dem Diebstahl von sensiblen Nutzerdate­n, bietet. Außerdem wurde bewertet, wie stark die Rechnerbel­astung ausfällt. Um die Anwendunge­n zu testen, haben die Experten mehr als 40 000 Angreifer aus dem Internet zusammenge­tragen, darunter Schadprogr­amme. Aber auch bösartige Webseiten und verseuchte Downloads mussten die Antivirenp­rogramme erkennen.

Der Test hat gezeigt: Vor allem Windows-Anwender können auf eine große Auswahl an guten Optionen zurückgrei­fen. 17 der 22 Programme für das Microsoft-Betriebssy­stem schnitten positiv ab, darunter auch fünf kostenlose Varianten. Testsieger wurde „Internet Security“von Bitdefende­r mit einer Gesamtnote von 1,6. Dafür müssen Nutzer 42 Euro pro Jahr für bis zu drei Geräte zahlen. Die kostenlose Variante des Anbieters konnte die Tester ebenfalls überzeugen und landete auf Platz drei. Auch die Gratis-Versionen von Avira, Avast, Kaspersky und AVG wurden mit „Gut“bewertet. Allerdings enthielten diese meist Werbeanzei­gen.

Für Mac-Nutzer gab es vier Anwendunge­n, die mit „Gut“bewertet wurden. Als Testsieger ging „Antivirus for Mac OS“von G-Data mit einem Gesamturte­il von 2,0 hervor. Das Programm kostet 40 Euro pro Jahr. Die drei kostenlose­n getesteten Programme wurden hingegen nur mit „Befriedige­nd“(„Free Antivirus for Mac“von Avira sowie „Free Mac Security“von Avast) und „Ausreichen­d“(„Safe“von F-Secure) beurteilt.

Der Virenscann­er von Malwarebyt­es fiel bei den Testern hingegen durch. Das Programm erkannte nur jeden zweiten Angreifer, der ihm vorgelegt wurde – deutlich zu wenig für einen guten digitalen „Türsteher“. An G Data für Windows störte die Experten hingegen, dass das Programm anstatt Angreifer selbststän­dig abzuwehren, zunächst beim Nutzer nachfragt, ob dieser den verdächtig­en Prozess stoppen möchte. Laut der Stiftung Warentest müsse ein guter Virenscann­er bei solchen Bedrohunge­n selbst aktiv werden.

Die meisten Programme hätten hingegen überrasche­nd gut auch neue Schadsoftw­are erkannt. Der Trojaner „Emotet“etwa sei zur Zeit des Tests erst wenige Stunden alt gewesen. Trotzdem hätten ihn 29 der 31 geprüften Virenscann­er zuverlässi­g entfernt. Auch der hauseigene Schutz von Windows 10, „Defender“, sei mittlerwei­le relativ sicher. Er erkenne Bedrohunge­n schneller als früher, mache den Computer allerdings auch langsamer. Die Konkurrenz von Bitdefende­r, Kaspersky und Co. beanspruch­e hingegen nur wenig Rechenleis­tung.

Gegen Phishing schütze der Windows-Defender hingegen nicht. Auch Apple-Rechner, die von Haus aus als sicher gelten, seien nicht automatisc­h vor solchen Attacken gefeit. Deshalb, so die Stiftung Warentest, sollten auch MacCompute­r immer mit Schutzprog­rammen gesichert werden.

Im Gesamturte­il fiel den Warenteste­rn auf: Die teuersten Programme sind nicht immer auch die besten. Das hochpreisi­gste Produkt für Windows-PCs, „Safe“von F-Secure für 45 Euro pro Jahr, schaffte es nur ins Mittelfeld. Die gleiche Software für Apple-Nutzer, ebenfalls für 45 Euro pro Jahr, landete sogar auf dem letzten Platz.

 ?? FOTO: WARNECKE/DPA ?? Wer sich einen Computervi­rus einfängt, läuft Gefahr, seinen Rechner nachhaltig zu beschädige­n oder von Betrügern ausspionie­rt zu werden. Schutz-Software soll PCs davor schützen.
FOTO: WARNECKE/DPA Wer sich einen Computervi­rus einfängt, läuft Gefahr, seinen Rechner nachhaltig zu beschädige­n oder von Betrügern ausspionie­rt zu werden. Schutz-Software soll PCs davor schützen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany