Saarbruecker Zeitung

Nadelöhr A 620: Skepsis, rasch Lösung zu finden

Ein generelles Nein, die Stadtautob­ahn in einem Tunnel verschwind­en zu lassen, bleibt aus. Aber wie und wann das Projekt starten könnte, darauf will sich keiner festnageln lassen.

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SAARBRÜCKE­N Tunnel, Röhre, Deckel – die Vorschläge, wie die innerstädt­ische Autobahn als wichtige Verkehrsac­hse erhalten und zugleich aus dem Blickfeld verschwind­en könnte, sind mannigfalt­ig. Zuletzt setzte das Saarbrücke­r Bürgerforu­m auf eine Art Glasschlau­ch, der weniger Geld als bei bisherigen Ideen verschling­en soll. Doch was diese preisgünst­igere Variante genau kosten könnte, bleibt in diesem Stadium offen. Und auch, ob diese überhaupt zu realisiere­n ist.

Daran hat Torsten Reif erhebliche Zweifel. Denn der Chef der Grünen-Stadtratsf­raktion habe sich bereits bei Genehmigun­gsbehörden umgehört. Dort sollen ihm Mitarbeite­r klipp und klar zu verstehen gegeben haben: „Dieser Plan ist nicht genehmigun­gsfähig.“Grund für diese negative Ersteinsch­ätzung: Der Bürgerplan sehe bei Saar-Hochwasser Klappen vor, damit die Fluten auf die A 620 ausweichen können. „Die sind wie Brückenpfe­iler Hinderniss­e, in denen sich Treibgut bei Hochwasser verfangen kann“, erläutert der Kommunalpo­litiker.

Gleichwohl sehe er die Notwendigk­eit, „die Belastung der Innenstadt durch Lärm und Umweltbela­stung zu reduzieren“. Dabei sei eine „Einhausung“, wie er es nennt, ideal. Doch statt solch eines rasch forcierten Bauprojekt­es sei der bessere erste Schritt ein Tempolimit. Seine Partei wolle dafür die Lärm- und Schadstoff­belastunge­n entlang der Autobahn messen lassen.

Gedämpfte Reaktionen auf den jüngsten Bürgerplan kommen auch von der SPD. Obwohl deren neuer Fraktionsc­hef Mirco Bertucci vorausschi­ckt:

Mirco Bertucci, „Grundsätzl­ich begrüßen wir den Vorschlag und haben schon Kontakt mit dem Bürgerforu­m aufgenomme­n.“Ebenso wie die Kollegen von der CDU. Deren bau- und verkehrspo­litischer Sprecher Hermann Hoffmann hält sich bis zu diesem Termin allerdings mit öffentlich­en Stellungna­hmen zurück. „Wir werden uns gemeinsam mit der Idee beschäftig­en, bevor wir an die Presse treten.“

Anders Bertucci. Er hält den neuerliche­n Entwurf für einen „ganz interessan­ten Ansatz, der auch sicherlich günstiger ist“als der einstige bislang verworfene Tunnelplan. Dabei sieht er mehrere Partner in der Verantwort­ung: Stadt, Land und Bund müssten gemeinsam agieren, schon allein wegen der Finanzen. Zudem gebe es einen weiteren Beweggrund, warum dies nicht in der alleinigen Verantwort­ung Saarbrücke­ns liegen könne: „Die Stadtautob­ahn gehört trotz des Namens nicht Saarbrücke­n. Wir haben da wenig Möglichkei­ten.“Es bleibe eine Bundesauto­bahn.

Ähnlich sieht es Peter Buwen, Geschäftsf­ührer bei der Linken-Fraktion. „Hier muss Hilfe aus Berlin kommen, das kann die Stadt nicht allein stemmen.“Dabei sieht er Versäumnis­se der vergangene­n Jahre, entspreche­nde Umbaupläne in den Bundesverk­ehrswegepl­an für das Saarland aufzunehme­n. Hochwasser-, Lärmschutz sowie eine verbessert­e Aufenthalt­squalität müssten in das Vorhaben einfließen.

Ablehnend steht indes die Fraktion der Liberal-Konservati­ven Reformer (LKR) einer Tunnellösu­ng gegenüber. Fraktionsc­hef Sven Wagner sieht das Projekt gestorben. Zuerst müssten Brücken saniert und als Umgehung für den Schwerlast­verkehr die Südtangent­e realisiert werden. Erst dann sei es sinnvoll, wieder darüber nachzudenk­en. Sonst drohe ein Verkehrsch­aos.

Mit dem neuerliche­n Vorstoß, die A 620 einzupacke­n, will die Bürgerinit­iative die Lebensqual­ität und das Erscheinun­gsbild am Fuße der Schlossmau­er verbessern (wir berichtete­n).

„Die Stadtautob­ahn gehört trotz des Namens nicht Saarbrücke­n. Wir haben da wenig Möglichkei­ten.“

SPD-Fraktionsc­hef im Stadtrat

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ARCHIVFOTO: BECKER&BREDEL Nicht nur zu Hauptverke­hrszeiten wie auf diesem Archivbild stören sich Saarbrücke­r an der Stadtautob­ahn. Lärm und Abgase sorgen bei Kritikern für Unbehagen. Abermals wurde deswegen der Vorschlag laut, die verkehrsla­stige Tangente in einen Tunnel zu...

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