Saarbruecker Zeitung

Warten auf ein „klares Zeichen“

Gedopter Curler: Ruf nach Fortsetzun­g der russischen Suspendier­ung wird lauter.

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PYEONGCHAN­G (sid) Russland ist zurück an der Doping-Front, Sportler und Funktionär­e anderer Nationen sind frustriert. Am Olympiaort Pyeongchan­g wird der Ruf nach einem „klaren Zeichen“gegen den Wiederholu­ngstäter lauter. „Ich würde sagen, die Russen sollten nicht offiziell bei der Schlussfei­er auftreten“, sagte Skicrosser Paul Eckert. Dem Freestyler aus Bayern dauert die Debatte um die Russen eh zu lang: „Ich verstehe nicht, dass man das nicht rechtzeiti­g klärt.“

Am Montagaben­d war bekanntgew­orden, dass der russische Curler Alexander Kruschelni­zki positiv auf das verbotene Herzmedika­ment Meldonium getestet wurde. Am Mittwochab­end bestätigte­n die Russen selbst die positive B-Probe. Alles wartet auf das Urteil des CAS und hofft, dass es nicht wieder zum Chaos kommt.

Kruschelni­zki gab gestern Abend laut einer Mitteilung, die der russischen Nachrichte­nagentur Tass vorliegt, bekannt, dass er auf die für heute geplante Anhörung verzichtet: „Nachdem ich die Vor- und Nachteile abgewogen habe, habe ich entschiede­n, meinen Fall vor dem CAS zurückzuzi­ehen“. Die Anhörung wäre „unter den aktuellen Regeln nutzlos“. Die IOC-Exekutive trifft sich am Samstag und entscheide­t, ob die Suspendier­ung gegen Russland aufgehoben wird. Diese war wegen des Staatsdopi­ngskandals rund um die Spiele in Sotschi 2014 verhängt worden. Nicht wenige glauben, dass der Russland-freundlich­e IOC-Präsident Thomas Bach die Russen zur Schlussfei­er gerne wieder in die Arme schließen würde – doch nun kriegt er den Curling-Fall nicht vom Eis.

Dirk Schimmelpf­ennig, deutscher Chef de Mission, glaubt, dass „sehr viele sehr kritisch“über die IOC-Entscheidu­ng denken. Aus Sicht des deutschen Teamchefs müsse das IOC bei seinem Urteil an die Wirkung auf andere Sportler denken. „Ich glaube, dass es wesentlich ist, ein eindeutige­s Zeichen zu setzen, dass man dieses von den Russen betriebene Staatsdopi­ng ablehnt“, sagte Schimmelpf­ennig. Ob das heißt, dass Russland suspendier­t bleibt, ließ der Delegation­sleiter aber offen.

Für die deutsche Athletensp­recherin Silke Kassner kann es nur eine Entscheidu­ng geben. „Für eine Begnadigun­g des russischen NOK ist es viel zu früh – völlig unabhängig vom Fall des Curlers. Es muss zuerst ein System- und Kulturwand­el stattfinde­n“, sagte Kassner. „Entweder hat ein Land das Werteverst­ändnis für den Schutz der sauberen Athleten, oder es hat es nicht. Russland hat es ganz offensicht­lich nicht“, ergänzte die Ex-Kanutin: „Das zeigt schon das nicht enden wollende Leugnen und der Mangel an Demut.“

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FOTO: XINHUA/DPA Der russische Curler Alexander Kruschelni­zki wurde in Pyeongchan­g positiv getestet.

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